Einstellungsverfahren

Résumé-Driven Development: Wie Entwickler ihren Lebenslauf bereichern

23.07.25 16:51 Uhr

Schöner Schein statt saubere Architektur? Die dunkle Seite von Résumé-Driven Development | finanzen.net

Résumé-Driven Development (RDD) ist ein in der Softwareentwicklung weit verbreitetes Phänomen, bei dem Karriereüberlegungen statt Projektziele technologische Entscheidungen prägen - mit teils erheblichen Nachteilen.

Definition und Ursprung von RDD

Der Begriff "Résumé-Driven Development" (RDD) beschreibt die Praxis, bei der Entwickler Technologien, Architekturen oder Methoden auswählen, weil sie den Lebenslauf aufwerten und nicht, weil sie für das Projekt am besten geeignet sind. Dies kann dazu führen, dass Projekte mit übermäßig komplexen und ungeeigneten Technologien umgesetzt werden, nur um aktuelle Trends zu reflektieren.

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Eine Studie der Universität Stuttgart im Jahr 2023 untersuchte das Phänomen RDD empirisch. Dabei wurden 591 Softwareprofis befragt, darunter 130 in Einstellungspositionen und 558 in technischen Rollen. Die Ergebnisse zeigten, dass 60 Prozent der Personalverantwortlichen angaben, dass Technologietrends ihre Stellenanzeigen beeinflussen, während 82 Prozent der Entwickler glaubten, dass die Verwendung trendiger Technologien sie für potenzielle Arbeitgeber attraktiver macht.

Auswirkungen von RDD

Die Praxis des RDD kann mehrere negative Konsequenzen haben. Zum einen kann die Auswahl ungeeigneter Technologien zu ineffizienten Lösungen führen. Gleichzeitig wird die Komplexität erhöht, indem der Einsatz unnötig komplexer Technologien die Wartbarkeit und Skalierbarkeit von Systemen beeinträchtigen kann. Auch die intrinsische Motivation der Entwickler und deren Engagement für das Projekt kann verringert sein, wenn Technologien nur aufgrund ihrer Wirkung in einem Lebenslauf eingesetzt werden.

Strategien zur Vermeidung von RDD

Um den negativen Auswirkungen von RDD entgegenzuwirken, können diverse Strategien implementiert werden. Zum einen sollten klare Projektanforderungen gestellt werden, damit Technologieentscheidungen auf den spezifischen Anforderungen des Projekts basieren. Unternehmen sollten Möglichkeiten bieten, neue Technologien in kontrollierten Umgebungen wie internen Projekten oder Hackathons zu erproben, ohne dass dies die Hauptprojekte beeinflusst. Auf diese Weise kann der Lebenslauf aufgewertet werden, ohne auf RDD zurückgreifen zu müssen. Letztlich können Schulungen und Diskussionen das Bewusstsein für die Risiken von RDD etablieren.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Minerva Studio / Shutterstock.com