Warum die Deutschen Geld ausgeben, das sie nicht haben

Die Deutschen sind ein Sparervolk - von wegen! Wie Studien aufzeigen,verschulden sich deutsche Bürger immer mehr. Und das sind die Gründe.
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt 2018 gilt Deutschland gemeinhin als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, in Europa sogar als die größte. Die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie nie zuvor. Die Konsumfreude hoch. Den Deutschen geht es gut - mag man meinen. Doch wie es scheint, ist dem nicht ganz so. Viele deutsche Bürger stecken in einer tiefen Schuldenfalle. Besser gesagt: Jeder zehnte Deutsche ist verschuldet. Dies ergab eine Studie der Wirtschaftsauskunftei "Creditreform".
Schulden in Deutschland
Die bundesweite Schuldnerquote sei aktuell demnach zwar von 10,04 auf 10 Prozent leicht zurückgegangen - mit 6,92 Millionen sei der Anteil an deutschen Privatpersonen, die mehr Gesamtausgaben als Einnahmen haben, aber nach wie vor hoch. Unterschiede konnten dabei zwischen Ost und West, Alt und Jung sowie zwischen den Geschlechtern ermittelt werden. Während die neuen Bundesländer ihre Schuldenquote seit 2004 um rund 2 Prozent senken konnten, nahm diese bei den alten sogar um 3 Prozent zu. Auch bei den Geschlechtern ergeben sich deutliche Unterschiede: 12,46 Prozent der Männer stecken in einer tiefen Schuldenkrise, bei Frauen sind es 7,65 Prozent.
Ein deutliches Gefälle konnte auch beim Alter der Schuldner festgestellt werden. Die Schuldenquote bei den unter 30-Jährigen sowie bei den 30 bis 39-Jährigen erstreckt sich zwischen 12,1 und 17,7 Prozent. Bei den älteren Generationen der ab 50- und 60-Jährigen ermittelte man Werte von 9,2 bzw. 6,4 Prozent. Was die Studienautoren allerdings auch bemerkten, war die Tatsache, dass die Schulden bei den Jüngeren zwar höher waren, die Quote aber verglichen mit Werten von vor fünf Jahren deutlich gesunken ist. Die Senioren hingegen kämpfen seit 2013 mit einer erhöhten Verschuldung von über 30 Prozent.
Wofür verschulden sich Deutsche?
Doch was sind die Auslöser dieses unschönen Trends? Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat ermittelt, wofür sich die Deutschen verschulden und besonders zwischen Jung und Alt starke Unterschiede erkannt. Die Hauptgründe waren dabei unter anderem Arbeitslosigkeit, persönliche Umstände wie Krankheit, Trennung oder Scheidung, niedrige Einkommen sowie eine unwirtschaftliche Haushaltsführung.
Bei den Jüngeren ist dabei vor allem Letzteres inklusive Konsumschulden wie Handyverträge oder Versandhandel der Hauptauslöser. Aber auch Arbeitslosigkeit oder niedrige Einkommen spielen eine Rolle. Mit persönlichen Gründen wie Erkrankung, Unfall oder Verlust eines Partners hat eher die ältere Generation der über 65-Jährigen zu kämpfen. Weitere Faktoren wie niedrige Einkommen oder eine gescheiterte Selbständigkeit spielen ebenfalls eine Rolle. Dieser Trend verdeutlicht die Tatsache, dass immer mehr Senioren von Altersarmut bedroht ist. Besonders problematisch dürfte das im Fall eines Partnerverlustes werden, wenn die Rentner auf sich selbst gestellt sind.
Redaktion finanzen.net
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