Benjamin Feingold-Kolumne

Die NATO macht Milliardäre

25.07.25 17:17 Uhr

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Die NATO macht Milliardäre | finanzen.net

Rheinmetall mit NATO-Power

Der Beschluss zur massiven Erhöhung der Ausgaben für Sicherheit und Verteidigung ist für Anleger wichtig. Denn Gelder gehen ihren Weg.

Fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Sicherheit und Rüstung ziehen Milliarden nach sich. Was jüngst beim NATO-Gipfel versprochen wurde, erfreut Anleger von Rheinmetall bis Hensoldt. Denn die Stimmung für den Sektor bleibt bestens. Die UBS sieht für Rheinmetall bereits ein Kursziel von 2.200 Euro, das von Mediobanco aus Italien unmittelbar nach dem Gipfel direkt getoppt wurde - 2.250 Euro. Bei den Schweizern wäre es vermutlich noch etwas mehr, würde man nicht einen Risikoaspekt anführen. Die EU denkt Gerüchten zufolge darüber nach, hohe Gewinne der Rüstungskonzerne im Zuge des massiven Anstiegs der Rüstungsausgaben zu verhindern. "Solche Steuern könnten aber kontraproduktiv mit Blick auf einen deutlichen Ausbau der europäischen Rüstungsproduktion sein", so die UBS. Zudem würden solche Steuerpläne im Moment auch kaum auf breite politische Unterstützung treffen.

Der Weg des Geldes

Kompliziert ist es dennoch mit Rüstungsaktien, denn die Charts zeigen, dass Steuergeld quasi auf direktem Weg zu Investoren gelangt. Nahezu linear verhalten sich die Zusammenhänge zwischen Rüstungsausgaben und ebensolchen Plänen mit den Kursverläufen bei Rheinmetall und seinen Mitbewerbern. "Es erinnert an die Corona-Zeit, als jede Wasserstandsmeldung hinsichtlich der Impfstoffe die Kurse bei Biontech steigen ließ", finden die Experten vom Smartbroker. Rüstung schlägt dabei sogar die zwei Buchstaben, die die Börsen international 2025 beflügeln wie einst das Internet in den Neunzigern: KI. "Wer im Analysten-Call gegenwärtig nicht wenigstens "AI" erwähnt, gibt als gestrig. Wer in einem Fonds aber Rüstungstitel vermissen lässt, der wirkt auch als hätte er den Zug verpasst", fügt Franz-Georg Wenner von IndexRadar an.

Die zweite Reihe geht mit

Selbst Konzerne mit überschaubarem Militärbezug wie Deutz oder ThyssenKrupp haben sich kursseitig vervielfacht, während Rheinmetall mittlerweile schwerer wiegt als Commerzbank und Mercedes-Benz zusammen. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs legte die Aktie um rund 2000 Prozent zu - allerdings mit schmerzhaften Zwischenstopps von bis zu 40 Prozent Korrektur. Volatilität bleibt Trumpf. Rüstung vereint derzeit alles, was Anleger lieben: viel Geld, politische Rückendeckung und eine fast makellose Wachstumsstory. Die jüngste massive Erhöhung der Ausgaben auf fünf Prozent des BIP war dazu eine geopolitische Charmeoffensive in Richtung Trump, verbunden mit der Hoffnung, bei den US-Zollplänen glimpflich davonzukommen. Fraglich nur, wie viele EU-Länder solche Pläne mit Blick auf ihre Haushaltslage stemmen können. Dieses Problem taucht dann bei den Verschuldungsquoten wieder auf.

Planungssicherheit ist alles

Dennoch: Staatsaufträge bedeuten Planungssicherheit, Konjunkturunabhängigkeit und - an der Börse besonders geschätzt - gute Visibilität. Die Rüstungsanteile bei Firmen sind dagegen unterschiedlich. "So macht die Rüstungs- und Raumfahrtsparte bei Airbus im vergangenen Jahr rund 17 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Beim Triebwerkhersteller MTU liegt die Quote unter zehn Prozent. Leonardo und BAE Systems sind stark auf Nordamerika fokussiert - wenig überraschend, dass die Kursrally hier deutlich zahmer verlief. Vor diesem Hintergrund sind auch die wesentlich niedrigeren Bewertungen der beiden Konzerne nicht so überraschend", so Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets.

Die Platzhirsche

Zu den beliebtesten Aktien an Börsenplätzen wie Gettex liegen hingegen zwei Titel aus dem MDAX: Renk und Hensoldt. Die eine Aktie plus 350 Prozent, die andere fast 200 Prozent seit Jahresbeginn. Doch wie stabil ist das Fundament? Bei Renk stammt nur rund zwei Drittel des Umsatzes aus Rüstung, der Europa-Anteil ist kaum höher als 50 Prozent. Hensoldt dagegen ist ein fast lupenreiner Militärwert mit europäischem Fokus - ein klarer Pluspunkt. Aber: Die Aktie notiert auf Rekordniveau, gut doppelt so hoch wie ihr 200-Tage-Durchschnitt. Historisch gesehen waren solche Phasen stets Vorboten schmerzhafter Rücksetzer. Mehrfach fiel der Titel in den letzten Jahren um rund 40 Prozent. Der Sommer könnte bei Rüstung vielversprechend, aber auch zwischendurch richtig volatil werden.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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