EFG-Kolumne

Aktuelle Trends am Zertifikatemarkt

12.09.11 13:05 Uhr

Aktuelle Trends am Zertifikatemarkt | finanzen.net

Die internationalen Aktienmärkte waren in den letzten Wochen, im Zuge der Herabstufung des US-Ratings durch S&P...

... und der anhaltenden Schuldenkrise in Europa, sehr stark unter Druck gekommen. Kurseinbrüche und hohe Schwankungen bei den Aktienkursen prägen seit August das Börsengeschehen. Dies spiegelt sich auch im Volatilitätsindex VDAXnew wieder: Anfang Juli lag dieser noch bei 20 Punkten – seitdem hat er sich aber auf 40 Punkte verdoppelt.

Die gestiegene Volatilität hat auch signifikanten Einfluss auf den Preis bzw. die Konditionen von Zertifikaten, da diesen Finanzprodukten meistens Optionen zugrundeliegen.. Doch was ist „Volatilität“? Die Volatilität ist ein Mass für die Schwankungsbreite eines Finanzinstruments (z.B. Aktie, Index…etc.). Diese Finanzinstrumente dienen wiederum als Basiswert für Zertifikate. Generell wird zwischen der historischen und der impliziten Volatilität unterschieden, wobei die historische Volatilität anhand von Kursdaten aus der Vergangenheit ermittelt wird. Massgeblich für den Optionspreis ist jedoch die künftig zu erwartende Schwankungsbreite eines Basiswertes-die so genannte implizite Volatilität.

Die implizite Volatilität wird als wichtigste Komponente für die Bestimmung des Optionspreises angesehen. Im Gegensatz zu anderen Einflussfaktoren - wie der Kurs des Basiswertes, Ausübungspreis, Restlaufzeit, risikoloser Zinssatz und Dividenden - kann die implizite Volatilität nicht beobachtet, sondern muss geschätzt werden. Steigende Volatilitäten sorgen dabei sowohl bei Call- wie auch bei Put-Optionen für höhere Optionspreise, da eine erweiterte Schwankungsbreite dafür sorgt, dass auch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich die Option am Laufzeitende im Geld befindet.

Interessante Zertifikate-Strukturen in der aktuellen Marktsituation Im aktuellen Marktumfeld befinden sich die impliziten Volatilitäten auf einem (vergleichsweise) hohen Niveau. Da erhöhte Volatilitäten einen höheren Optionspreis bewirken sind im aktuellen Marktumfeld Strukturen interessant bei denen Optionen verkauft („geshortet“) werden.

Zu diesen Strukturen gehören unter anderem Aktienanleihen Plus die aus zwei Komponenten repliziert werden: Dem Kauf einer Anleihe und dem Verkauf einer Down-and-In-Put Option. Bei der Down-and-In-Put Option handelt es sich um eine exotische Option, welche sich in eine klassische Put Option wandelt, sofern der Kurs des Basiswertes eine im Voraus definierte Barriere (beispielsweise bei 70% des Anfangslevels) berührt oder unterschreitet. Durch den Verkauf der Option erhält der Anleger eine Prämie. Je höher die implizite Volatilität des Basiswertes ist desto grösser fällt die Prämie aus. Dadurch weisen Aktienanleihen Plus im aktuellen Umfeld einen höheren Kupon oder eine tiefere Barriere auf, als dies im Mai oder Juni dieses Jahres der Fall war.

Neben Aktienanleihen Plus können Anleger auch bei Express, Discount oder Bonus Zertifikaten vom aktuellen Volatilitätsumfeld in Form von attraktiven Renditemöglichkeiten profitieren. Auch hier können in den meisten Fällen höhere Kupons, tiefere Barrieren, höhere Abschläge oder ein höheres Bonus Level offeriert werden als es in der ersten Jahreshälfte 2011 der Fall war.

Des einen Freud – des anderen Leid

Es gibt aber auch Zertifikate Strukturen die unter dem aktuellen Umfeld „leiden“ wie Outperformance-Zertifikate oder Kapitalschutz-Produkte. Outperformance-Zertifikate sind aus einem Zero-Strike Call und typischerweise am Geld liegenden Call Optionen konstruiert. Die Anzahl an Call-Optionen spiegelt dabei die Outperformance wider: Produkte mit einer Partizipation von 150% enthalten 0.50 Call Optionen, solche mit einer Partizipation von 200% enthalten 1 Call Option. Während Veränderungen der impliziten Volatilität keinen Einfluss auf den Preis des Zero-Strike Calls haben, verteuern höhere Volatilitäten den Preis der am Geld liegenden Call-Optionen. Unter der Annahme, dass alle anderen Parameter gleich bleiben, müsste der Emittent folglich bei steigenden Volatilitäten einen höheren Preis für die Call-Optionen aufwenden, weshalb weniger Fraktionen erworben werden können und die Partizipationsraten niedriger wären. Kapitalschutz Produkte setzen sich aus einer Anleihe für die Absicherung (Kapitalschutz) sowie Call-Optionen für die Partizipation an steigenden Kursen zusammen. Die Höhe der Partizipationsrate hängt auch hier vom Volatilitätsniveau ab. Das aktuell hohe Volatilitätsniveau bei Aktien, aber auch bei Wechselkursen oder Edelmetallen in Kombination mit niedrigen Zinsen sorgt dafür, dass es derzeit kaum Möglichkeiten für attraktive Kapitalschutz Produkte gibt.

Neben den veränderten Produktkonditionen im Primärmarkt sollte Anlegern auch bewusst sein, dass eine Veränderung der impliziten Volatilitäten auch Einfluss auf existierende Produkte im Sekundärmarkt hat. Besitzt ein Anleger beispielsweise eine Aktienanleihe Plus auf eine Aktie und steigt die implizite Volatilität der Aktie an, würde sich der Preis des Produktes (angenommen alle anderen Parameter bleiben gleich) nach unten entwickeln. Die gestiegenen erwarteten künftigen Schwankungen erhöhen nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass bis zum Laufzeitende die Barriere berührt wird. Umgekehrt steigt der Kurs einer Aktienanleihe Plus während der Laufzeit an, wenn sich die impliziten Volatilitäten nach unten bewegen.

Das aktuelle Volatilitätsniveau ermöglicht vorwiegend bei Renditeoptimierungsprodukten wie Aktienanleihen Plus oder Discount Zertifikaten interessante Produktkonditionen im Primärmarkt sowie das ein oder andere attraktive Produkt am Sekundärmarkt. Allerdings sollten sich Anleger vor dem Investitionsentscheid bewusst sein, dass das Risiko einer ungünstigen Kursentwicklung bei höherer Volatilität grösser ist.

Pedram Payami leitet den öffentlichen Vertrieb bei EFG Financial Products, einer Vermittlerin von strukturierten Produkten.

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