Optionsscheine

Bonus-Optionsscheine: Seitwärtsrendite statt Knock-out

26.04.10 15:45 Uhr

Mit Bonus-Optionsscheinen schafft die BNP Paribas eine neue Produktkategorie. Gut für Anleger: Eine Barriere schützt vor Verlusten.

von Jens Castner, Euro am Sonntag

Die Académie française legt Wert darauf, die französi­sche Sprache von Anglizismen frei zu halten. Der Computer wird deshalb „ordinateur“ genannt, die E-Mail „courriel“. Nur im Derivategeschäft nimmt man’s offenbar nicht so genau. Optionsschein heißt – ganz wie im Englischen – „warrant“. Die neuen Bonus-Optionsscheine der BNP Paribas würden deshalb wohl etwas sperrig „bonus call warrants“ heißen.

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Bislang sind sie aber nur in Deutschland erhältlich. Obwohl die Bonus-Optionsscheine noch nicht beworben werden, sind sie nicht unentdeckt geblieben. „Wir wollten eigentlich abwarten, wie sich die Produkte bewähren, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen“, sagt BNP-Experte Grégoire Toublanc. „Aber die ersten Orders kamen schon direkt nach der Emission herein.“

Das Prinzip der neuen Calls ist das gleiche wie beim Bonuszertifikat. Eine untere Barriere schützt zum Laufzeitende nicht nur vor Verlusten, solange sie nicht berührt wird, vielmehr ist im Idealfall auch noch eine Bonusrendite möglich, solange die Barriere intakt bleibt. Steigt der Kurs des Basiswerts – im Moment sind DAX und Euro Stoxx im Angebot – über das Bonusniveau hi­naus, partizipieren Anleger in der Regel unbegrenzt an der positiven Wertentwicklung – nur eben ge­hebelt.

Schutz vor Verlusten

Ein Beispiel: Der DAX-Bonusschein (ISIN: DE 000 BN5 K3M 7) kostet aktuell etwa 9,75 Euro. Solange der DAX die Barriere bei 5500 Euro nicht ereicht, werden zum Laufzeit­ende (28. Juni 2010) zehn Euro ausbezahlt, was einer Seitwärtsrendite von etwa 2,5 Prozent und einem Bonuslevel von 6500 Punkten entspricht. Sollte der DAX bis dahin auf 7000 Punkte gestiegen sein, würden 15 Euro ausbezahlt. Denn: Steht der Basiswert (hier der DAX) am Ende der Laufzeit über dem Bonuslevel, wird ein Hundertstel der Differenz zwischen aktuellem Kurs und Basispreis (entspricht exakt der Barriere bei 5500 Punkten) zurückgezahlt.

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Ein Bruch der Barriere führt nicht zum sofortigen Totalverlust (Knock-out), sondern lediglich zum Wegfall der Bonuszahlung. Der Bonus-Call verhält sich dann wie ein normaler Optionsschein. Würde der DAX nach dem Schwellenbruch nicht mehr über die 5500er-Marke steigen, wäre das Geld also weg. Erholt sich der Index dagegen wieder auf 6000 Punkte, gibt es im Juni fünf Euro zurück, bei einem DAX-Stand von 6500 Punkten doppelt so viel. Der Einstandskurs wäre bei 6475 Punkten wieder erreicht, alles, was darüber hinausginge, brächte Gewinn. Das Aufgeld liegt in diesem Fall um knapp sieben Prozent höher als bei einem vergleichbaren herkömmlichen Optionsschein, was angesichts des er­heblich geringeren Risikos absolut in Ordnung geht.

Viele Strategien möglich

Die Palette an Bonus-Calls ermöglicht eine Vielzahl von Strategien. Werden Barriere und Basispreis konservativ bei 4500 Punkten gewählt, bringt ein Schein mit Bonuslevel bei 7500 Punkten bis zum 23. Dezember etwa zehn Prozent Ren­dite (ISIN: DE 000 BN5 K4C 6). Hier ist das Aufgeld allerdings beträchtlich, außerdem das Bonusniveau sehr weit entfernt, weshalb der Schein, ähnlich wie ein Discount-Call, vornehmlich für Seitwärtsstrategien geeignet ist.


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Trader kommen mit aggressive­ren Produkten auf ihre Kosten. Wird beispielsweise ein im Geld liegender Bonus-Call mit 5000er-Barriere und Bonuslevel bei 6000 Punkten gewählt (ISIN: DE 000 BN5 JKM 5), lässt sich mit überschaubarem Risiko auf steigende Kurse spekulieren. Die Mehrkosten von fünf bis sechs Prozent gegenüber einem vergleichba­ren Schein ohne Extras sind gut angelegt, da man zehn Euro zurück­erhält, sofern es nicht zu einer sehr scharfen Korrektur unter die 5000er-Marke kommen sollte. Das realistische Verlustrisiko ist damit auf etwa 30 Prozent begrenzt.