EZB-Rat tagt im Schatten Griechenlands

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) kommt an diesem Donnerstag zu den letzten geldpolitischen Beratungen vor der Sommerpause zusammen.
Zur Abwechslung geht es bei den Beratungen nicht nur um Griechenland, sondern auch um normale Geldpolitik. Gleichwohl dürfte die Rettung des schuldengeplagten Landes unter der maßgeblichen Beteiligung der Zentralbank ein wichtiges Thema der Ratssitzung sein. Von geldpolitischer Seite sind keine Überraschungen zu erwarten.
Alle 47 von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass die EZB ihren Hauptrefinanzierungssatz bei 0,05 Prozent belassen wird. Da das Zinsinstrument nach Aussage der EZB ausgereizt ist, müssten Anpassungen der geldpolitischen Ausrichtung über das Wertpapierankaufprogramm passieren. Die Zentralbanken des Eurosystems kaufen bis September 2016 Wertpapiere für monatlich 60 Milliarden Euro. Im Juni waren es sogar 63 Milliarden. Die EZB hat einen Teil der Ankäufe aus dem umsatzschwächeren Ferienmonaten vorgezogen. Schon im Juli könnte das Ankaufvolumen etwas zurück gehen.
EZB-Präsident Mario Draghi ist entschlossen, das Programm wie geplant bis Ende Dezember 2016 durchzuziehen. Das hat er mehrfach betont, und die zuletzt veröffentlichten Daten lassen weder bei der Inflation noch beim Wachstum Überraschungen nach oben erkennen, die ein vorzeitiges Ende nahelegen würden. Die Jahresinflationsrate ging im Juni von 0,3 auf 0,2 Prozent zurück, und das Geldmengenwachstum verlangsamte sich etwas. Positiv zu vermerken ist der Anstieg der Einkaufsmanagerindizes und die wieder wachsende Kreditvergabe.
Dem EZB-Rat werden bei seinen Beratungen bereits die Ergebnisse des jüngsten Survey of Professional Forecasters vorliegen. Besonders interessant sind die darin enthaltenen Inflationsprognosen der regelmäßig befragten Experten. Es wird erwartet, dass diese Prognosen im Einklang mit der Entwicklung der marktbasierten Inflationserwartungen etwas gestiegen sind. Veröffentlicht werden die Umfrageergebnisse aber erst am Freitag.
Griechenland wird aber auch bei dieser Sitzung eine Rolle spielen. Das griechische Parlament muss bis Mittwoch einige Gesetze beschlossen haben, die die Voraussetzung für die von den internationalen Kreditgebern geforderten Reformen sind. Das wäre nach Einschätzung von Beobachtern eine Vorbedingung dafür, dass die EZB einer Ausweitung des Notkreditrahmens (derzeit 89 Milliarden Euro) zustimmt.
DJG/hab/kla Dow Jones Newswires
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