Keine Überraschung

EZB-Zinsentscheid: EZB hält Leitzins stabil im Kampf gegen die Inflation

24.07.25 21:11 Uhr

EZB-Entscheidung: Leitzins bleibt stabil! | finanzen.net

Die Europäische Zentralbank EZB hat am Donnerstagnachmittag über ihren jüngsten Zinsentscheid im Euroraum informiert.

Die EZB hat am Donnerstag im Rahmen ihres Zinsentscheids verkündet, dass der Leitzins nicht angetastet werden. Dies hatten schon im Vorfeld viele Ökonomen erwartet. So verbleibt der für Banken und Sparer wichtige Einlagenzins bei 2,0 Prozent. Auch der Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, steht weiterhin bei 2,15 Prozent.

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Kampf gegen Inflation

Nach den acht Zinssenkungen seit dem letzten Sommer hat es die EZB geschafft, die rasante Inflation der vergangenen Jahre in den Griff zu bekommen. Die Folgen des Zollstreits mit den USA für die Wirtschaft und die Teuerung bleiben jedoch weiter unklar.

Jüngst hatte EZB-Direktorin Isabel Schnabel die Erwartungen schon gedämpft und betont, die Messlatte für eine weitere Zinssenkung liege "sehr hoch". Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte für ein Abwarten plädiert. Andere Notenbanker, etwa aus Frankreich, äußerten die Sorge, dass die Inflation wegen der schwachen Wirtschaft im Euroraum, der US-Zölle und des starken Euros unter das EZB-Ziel von mittelfristig 2,0 Prozent fallen könnte.

Stabile Preise zum Ziel

Hauptziel der EZB sind stabile Preise. Im Juni lag die Inflation im Euroraum laut Statistikamt Eurostat bei 2,0 Prozent und damit genau im Ziel der EZB.

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Je höher die Inflation, umso geringer die Kaufkraft der Menschen. Aber auch dauerhaft sinkende Preise wollen Zentralbanken vermeiden: Dann könnten Unternehmen und Verbraucher Investitionen in der Hoffnung auf noch günstigere Preise aufschieben - das würde die Konjunktur bremsen.

Sorgen wegen US-Zöllen

ie Notenbank erklärte, das Umfeld sei "nach wie vor außergewöhnlich unsicher, vor allem aufgrund von Handelskonflikten". Zuvor hatte die EZB die Leitzinsen siebenmal in Folge gesenkt. Der Einlagenzins für Gelder, die Banken kurzfristig bei der EZB parken, wurde seit Juni 2024 halbiert.

Inflationswelle gebrochen

Fachleute hatten mit dem Abwarten der EZB gerechnet, denn der Zollstreit sorgt für Unsicherheit und die Inflationsrate im Euroraum ist deutlich zurückgegangen. Im Juni lag die Teuerung laut Statistikamt Eurostat bei 2,0 Prozent und damit genau im mittelfristigen Ziel der EZB. Damit ist es der Zentralbank gelungen, die Inflationswelle nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs in den Griff zu bekommen - wenngleich Verbraucher das höhere Preisniveau im Alltag spüren.

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Niedrigere Leitzinsen stützen die Konjunktur, da Kredite für Unternehmen und Verbraucher damit tendenziell günstiger werden. Sparer sind dagegen im Nachteil: Bekommen Banken weniger Zinsen für bei der EZB geparkte Gelder, senken sie meist die Tages- und Festgeldzinsen für ihre Kundschaft.

Dem Vergleichsportal Verivox zufolge brachten Tagesgelder zuletzt im Schnitt nur noch 1,17 Prozent Zinsen und Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit 1,94 Prozent. Immerhin: Bei zehnjährigen Festgeldern seien die Zinsen wieder leicht gestiegen. Denn Banken stellten sich auf ein nahendes Ende der Zinssenkungsphase bei der EZB ein.

Unsicherheit über US-Zölle

Grund für die Zurückhaltung der EZB ist auch der Zollstreit zwischen der EU und den USA unter Präsident Donald Trump. Die Folgen der teils verhängten und teils angedrohten hohen Zölle für Konjunktur und Inflation lassen sich nur schwer abschätzen. Zwar hält sich die Wirtschaft im Euroraum robuster als angenommen, doch spurlos geht der Handelskonflikt nicht an Unternehmen und Verbrauchern vorbei. Ohnehin erwartet die EZB dieses Jahr nur ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent in der Eurozone.

Zugleich fürchten Ökonomen eine steigende Inflation, sollte die EU milliardenschwere Gegenzölle verhängen. Trump hatte Brüssel mit einem Zoll auf EU-Importe von 30 Prozent ab 1. August gedroht, bis zur Frist bleiben nur noch wenige Tage für Verhandlungen. Mit dem Innehalten gewinnt die EZB Zeit bis zu ihrem nächsten Zinsentscheid im September.

Gerade deutsche Notenbanker wie EZB-Direktorin Isabel Schnabel und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatten zuletzt für ein Abwarten plädiert. Andere Notenbanker, etwa aus Frankreich, äußerten die Sorge, dass die Inflation unter das EZB-Ziel fallen könnte - auch weil der starke Euro Importe nach Europa tendenziell verbilligt und so den Preisdruck dämpft

Lagarde: Zinserhöhung nach Ende Zollunsicherheit nicht ausgeschlossen

EZB-Präsidentin Christine Lagarde will nicht ausschließen, dass bei einem raschen Ende der Zollunsicherheit der nächste Schritt der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Zinserhöhung ist. "Ich würde nichts ausschließen", sagte sie in ihrer Pressekonferenz nach der Ratssitzung auf die Frage, ob ein Ende des Zollstreits Zinserhöhungen nach sich ziehen könnte.

Wenn die Handelsspannungen kurzfristig gelöst würden, dann beseitige das einen Teil der Unsicherheiten, die den Entscheidungsprozess von Konsumenten, Investoren, Unternehmen belasteten, erläuterte Lagarde. Das würde es auch der EZB erleichtern, die Folgen dieser Zölle zu modellieren. Sie fuhr fort: "Könnte es zu anderen Bewegungen führen? Das wird die Zukunft zeigen, das wird unsere Arbeit zeigen. Ich würde nichts ausschließen.

Zuvor hatte der EZB-Rat wie erwartet beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Zudem passte er eine Formulierung in seinem Statement zur Reaktionsfunktion der kürzlich bestätigten geldpolitischen Strategie an. Demnach will die EZB ihre Zinsentscheidungen künftig nicht nur vom Inflationsausblick, sondern auch von den ihn umgebenden Risiken abhängig machen. Eine Rolle spielen wie bisher außerdem die unterliegende Inflation und die Stärke der geldpolitischen Transmission.

Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX und Dow Jones Newswires

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