Obama sorgt für Gegenwind!

Die gestrigen Absichten der Obama-Administration bezüglich der Bankenregulierung, die allerdings noch den Kongress passieren müssen, ...
... haben das Potential, die Märkte weiter negativ zu beeinflussen. Ein neuer Abwärtstrend ist aber noch längst nicht abzusehen!
Gestern wurde möglicherweise die Periode des schönen Wetters an den Märkten und die Zeit der großen Sorglosigkeit fürs Erste beendet. Zu den altbekannten Sorgen um die Verwerfungen im europäischen Währungsraum addierten sich die Pläne der Obama-Administration, nun doch noch Ernst zu machen mit der Bankenregulierung. Diese plant, den Eigenhandel der Banken rigoros zu beschneiden um die damit verbundenen Risiken stark zu senken. Dies würde den Banken wiederum einen bedeutenden Renditetreiber nehmen, und eine Neubewertung deren Aktien zur Folge haben.
Offenbar hatten die Marktteilnehmer gedanklich die Bankenregulierung schon abgehakt, denn die geschilderten Pläne schlugen ein wie eine Bombe und schickten die Indizes weltweit auf Talfahrt. Parallel dazu verschärften sich die Spannungen innerhalb des europäischen Währungssystems und die Befürchtung, die EZB könnte doch noch überschuldeten Mitgliedsländern wie Griechenland oder Portugal monetär unter die Arme greifen und damit die „Non-Bailout-Klausel“ unterlaufen!
Es wäre also nicht verwunderlich, wenn der Euro noch einige Tage unter Druck bliebe und sogar seine starke Unterstützung gegen den Euro bei knapp 1,40 Euro aufgeben müsste!
Dies könnte die aktuelle relative Schwäche der europäischen Indizes gegenüber den amerikanischen noch für eine Weile verlängern. Obwohl meine eigene Analysetechnik, die auf Daten der führenden US-Märkte beruht, noch keine deutliche Verschiebung zu Gunsten des Angebots signalisiert, gewinnen die Bären deutlich an Terrain! Noch ist es zu früh zu beurteilen, ob wir vor einer größeren Korrektur des dynamischen Aufwärtstrends stehen, oder ob bald wieder die Schnäppchenjäger zugreifen. Nach wie vor hat der DAX z.B. die Möglichkeit, sein dichtes Unterstützungsniveau zwischen 5.650 und 5.750 Punkten erfolgreich zu verteidigen. Auch im für mich entscheidenden „inneren“ Markt der führenden US-Indizes ist noch nicht sehr viel passiert. Aber das Knirschen im Gebälk ist nicht mehr zu überhören.
DAX hat noch alle Chancen in der Unterstützungszone

Zweifelsfrei bleibt der steile Aufwärtstrend unangetastet, wie man auch an der steigenden bullischen Unterstützungslinie erkennt. Trotzdem wurde der starke Aufwärtsimpuls der vergangenen Wochen wieder korrigiert und der DAX handelt in unmittelbarer Nähe seiner September-Hochs. Dies erkennen Sie an der rechten O-Spalte, die von 6.000 bis auf 5.750 Punkte herunter reicht. Eine O-Spalte zeigt den temporären Angebotsüberschuss und beginnt immer ein Kästchen unterhalb der letzten X-Spalte, hier bei 6.000 Punkten. Allerdings ist es die relativ lange und jüngste X-Spalte der starken Nachfrage, mit dem Buchstabe „1“ für den Januar, die Sie beachten müssen. Diese Formation beendet häufig mit einem starken und finalen Schub eine Periode stabiler Nachfrage und visualisiert ein Umdenken der Marktteilnehmer. Vergleichbar ist diese „High Pole Warning“ mit dem aus der traditionellen japanischen Kerzentechnik bekannten negativen „Shooting-Star“!
Gut erkennen Sie in diesem P & F- Chart den starken Unterstützungsbereich von 5.850 bis 5.650 Punkten, in welchen der DAX nun eingetaucht ist.
Insofern wurden bisher zwar eine Menge Bullen aus dem Markt geschüttelt, aber noch längst keine strategischen Weichen gestellt und kein Trendwechsel vollzogen.
Vielmehr wäre es spekulativ zu behaupten, die übergeordnete Rallye wäre jetzt beendet, dafür gibt es noch keine handfesten Anzeichen. Eine Spur ungemütlicher wird es für mich im DAX erst, wenn wir unterhalb von 5.650 rutschen, oder gar die blaue Gerade zerschlagen würden. Dann wäre die nächste logische Zielzone der Bereich des Oktober-Tief bei 5.400, evtl. sogar das August-Tief bei 5.200 Punkten! Die Wahrscheinlichkeit für diese Ausweitung der Korrektur wird größer, falls sich die aktuelle O-Spalte rechts oben zu einem markantem Verkaufssignal weiterentwickeln würde. Dazu müsste sie allerdings die vorhergehende O-Spalte bei 5.650 unterschreiten, also bis 5.600 Punkte abtauchen, was vom Hoch einer Korrektur von etwas mehr als acht Prozent entspräche!
Welche Argumente sprechen für eine etwaige größere Umverteilungsphase?
Wie ich Ihnen in den vergangenen Wochen erläutert habe, bin ich kein Freund von Prognosen, sondern von effizientem Risiko-Management. Die meisten Prognosen fesseln Sie nämlich nur in falscher Sicherheit und hindern Sie daran, wegen der vorab gefassten Meinung, sinnvolle Stopps zu setzen. Da aber die Masse an der Börse niemals Recht bekommen kann, sollte man stets nach dem „blinden Fleck“ in allen Prognosen und Analysen suchen – natürlich auch in dieser hier. Dabei will ich nicht verhehlen, dass auch die Projektionsziele der Point & Figure-Technik bei sehr positiven 6.500 Punkten liegen, jedoch ohne Zeitangabe. Erst unterhalb von 5.600 Punkten ist dieses Ziel obsolet. Daher will ich Ihnen hier einige Argumente nennen, warum es vielleicht doch noch ungemütlicher werden könnte, als viele Bullen heute vermuten!
Praktisch die gesamte Bankenwelt ist für die erste Jahreshälfte mehr oder wenig optimistisch eingestellt und dem entsprechend stark investiert, favorisiert dann aber eine größere Korrektur für die zweite Hälfte des Jahres. Daraus resultierte in den vergangenen Wochen eine große Sorglosigkeit, die sich in konstant fallender Volatilität, sehr ungesundem Put/Call-Ratio an der Terminbörse und einem überbordenden Optimismus bei Beratern und Börsenbriefen etc. manifestierte. Diese aktuelle Überinvestition in Aktien könnte bei kleineren Korrekturen bereits zu größeren Schmerzen und einen heftigen Aberverkauf führen.
Zu beachten ist auch der Zeitpunkt der gegenwärtigen Korrektur, denn zu Beginn des Jahres befinden wir uns gewöhnlich in der liquidesten Zeit des ganzen Jahres, in der Verkäufe rasch kompensiert werden. Sollte auch in den kommenden Handelstagen die frische Liquidität das Verkaufsvolumen nicht aufnehmen können, wird man sich Gedanken machen müssen, ob wir uns nicht doch in einer Umverteilungsphase befinden, in der die großen Adressen das Material bei den privaten Anlagern abladen wollen! Der Zeitpunkt der Korrektur der könnte dafür ein Beleg sein. Denn während in der frühen Hausse die Kurse trotz nach wie vor schlechter Nachrichten langsam steigen, kommen sie nun ins Trudeln, obwohl die Quartalszahlen eher positiv überraschen konnten!
Ebenfalls gefallen mir die in den Medien gebrachten Gründe für die Korrektur nicht, da ich sie teils für unlogisch halte. Zuletzt wurden die Verkäufe u.a. mit dem rüden Vorgehen der unter Zugzwang stehen US-Administration gegen die Banken begründet. Die jetzt konkretisierten Pläne, die Banken mit einer Sondersteuer zu belegen, mindern die Gewinne der Banken, aber sie gefährden deren Existenz nicht, da hier nur die Gewinne und keine Verluste besteuert werden. Alleine der Umstand, dass die Regierung bereits bei den Banken Geld einsammeln kann, ist meiner Meinung nach positiv zu werten, da der Finanzsektor wieder auf eigenen Füßen steht.
Transportindex bleibt unbeeindruckt
Um Sie nicht mit allzu großen Sorgen ins Wochenende zu entlassen, zeige ich Ihnen noch rasch zur Beruhigung den Transport-Index. Diesen halte ich für sehr wichtig und wegweisend, da er neue Trends meist vor den anderen Indizes avisiert.

Auf der einen Seite zeigen die Transport-Aktien zwar auch ein mögliches Umdenken der Marktteilnehmer, allerdings ist diese Formation nur sehr schwach ausgeprägt. Vor allem zeigte der Index dieses Überschiessen der Nachfrage schon mehrfach in der jüngeren Vergangenheit ohne ernsthafte Konsequenzen. Vor allem handelt der Index aber in unmittelbarer Nähe eines sehr starken und dichten Unterstützungsbereichs, der kaum im ersten Versuch durchschlagen wird. Auch dieses Chartbild erinnert bisher an normale Gewinnmitnahmen und zeigt, dass der Kursrutsch vom Donnerstag vor allem die Banktitel betraf, die vorher wochenlang und von der Masse unentdeckt sehr fest waren. Es gibt also einige Hinweise darauf, verbliebene Long-Positionen abzusichern. Wer wie ich sehr häufig Long- und Shorts hält und nicht nur direktional handelt, „darf“ , am besten nach einer Kurserholung, auch Puts zur Absicherung kaufen. Denn trotz des etwa 13-prozentigen Anstiegs der Volatilität sind Optionen und Optionsscheine noch relativ günstig!
Viel Glück mit Ihren Positionen und ein schönes Wochenende! Herzliche Grüße, Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl verfügt über langjährige Erfahrung in der Vermögensverwaltung und betreibt die Seite www.kb-assets.de, die vor allem Tipps für die Kombination von Absolut-Return-Strategien und vermögensverwaltenden Konzepten gibt!
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