Die „Wechselwähler“ dominieren

In der zweiten Monatshälfte machte der Oktober seinem Ruf als Crashmonat dann doch noch alle Ehre.
Minus 4,7% betrug das Minus beim S&P 500 in den letzten beiden Oktoberwochen, der DAX bescherte mit -5,7% noch mehr Frust. Anders als Anfang Juli, als beide Indizes ähnlich viel verloren hatten, waren die Handelsvolumina jetzt merklich größer.
Offenbar stellen immer mehr Investoren ihre Portfolios auf den Prüfstand und schichten schneller um. Dazu passt unsere Beobachtung, dass die Papiere der Hausse-Anführer zunehmend an Schwung verlieren. Einige Aktien sind sogar schon aus ihren mehrere Monate alten Trendkanälen nach unten weggebrochen – eine Tendenz, die auf aggregierter Ebene in den Indizes (noch) nicht so klar zu erkennen ist. Insbesondere risikoreichere Papiere (z. B. Immobilien- und Finanztitel) wurden zum Monatsultimo zerrupft, während defensive Sektoren recht gut weg kamen.
Seit nunmehr sieben Handelstagen schießt auch die Volatilität steil nach oben. Der VDAX-New Volatilitätsindex notiert jetzt über 32%, nachdem er zuvor von seinem Allzeithoch bei 83% praktisch ohne Unterbrechung bis auf etwa 24% gefallen war.
Müssen sich Anleger nach dieser langen und angenehmen Beruhigungsphase also künftig wieder auf heftigere Kursschwankungen einstellen? Vermutlich ja. In den vergangenen Monaten wurden Investoren in Sachen Volatilität ziemlich verwöhnt. Wenn die Aktienkurse jetzt aber durchschnittlich immer noch gut 45% höher als im März-Tief liegen, ist die Versuchung groß, bei schlechten News Gewinne mitzunehmen oder Positionen zumindest glattzustellen, bevor Schlimmeres passiert. Solange Bullen und Bären etwa gleich stark bleiben und sich so kein neuer Kurstrend herausbilden kann, dürften nervöse Zuckungen opportunistischer „Wechselwähler“ die Aktienmärkte dominieren.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Bestellen Sie hier. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.