Nicht zu viel Abstand halten!

Die Nervosität nimmt zu. Kaum haben sich Anleger den Schweiß von der Stirn gewischt...,
... weil der gefürchtete September diesmal glimpflich über die Bühne gegangen ist, wird der „klassische Crash-Monat Oktober“ aus der Schreckenskammer geholt. Zumindest in den ersten Tagen machte er seinem finsteren Ruf alle Ehre, der DAX gab über 5% ab.
Trotz dieser Verluste ist mittelfristig kein Porzellan zerschlagen. Der Rücksetzer war überfällig, hatte der Abstand des deutschen Leitindex zu seinem 200-Tage-Durchschnitt Mitte September doch die 20%-Marke überschritten – eine Grenze, bei der erfahrene Börsianer hellhörig werden. Seit seiner Einführung im Jahr 1988 konnte sich der DAX nämlich nur selten über längere Zeiträume auf derart „überkauftem“ Terrain halten. Im Januar 1990, Januar 1994 und Juni 2007 standen sogar große Haussephasen kurz vor dem Aus, nachdem der Index seiner 200-Tage-Linie um mehr als ein Fünftel enteilt war.
Dennoch ist diese „20%-Regel“ kein Naturgesetz, auch wenn mancher Börsenkommentator zuletzt einen anderen Eindruck suggerierte. Von Februar bis August 1997, April bis Juli 1998 sowie von Dezember 1999 bis März 2000 betrug die Distanz monatelang mehr als 20%, erreichte teilweise sogar unglaubliche 37%. Wer in diesen Fällen früh verkauft hatte, reduzierte zwar sein Risiko, verpasste aber auch ein gutes Stück der Haussestrecke.
Fazit: Es kann nicht schaden, wenn der Index noch ein Weilchen seitwärts läuft oder moderat korrigiert, um den Abstand zu seiner 200-Tage-Linie wieder auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Und auch für Investoren gilt: Bitte nicht zu viel Abstand von der Börse halten! Denn der mittelfristige Aufwärtstrend ist vollkommen intakt und dürfte es bleiben. Solange die Skeptiker dominieren, wird die „Wall Of Worry“ nicht einstürzen.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Bestellen Sie hier. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.