Air Berlin nach Zahlen und Ausblick deutlich im Plus

Gegen 11.00 Uhr legten die Titel der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft um 4,29 Prozent auf 3,65 Euro zu - zum Handelsstart war die Aktie sogar bis auf 3,83 Euro nach oben geschossen. Der Index für geringer kapitalisierte Werte SDAX stieg zeitgleich um moderate 0,09 Prozent auf 3.566,11 Punkte.

Die Fluggesellschaft hatte bereits am Vortag nach Börsenschluss berichtet, dass sie über den Sommer gut durch die Branchenflaute gekommen ist und höhere Gewinne verbucht hat als im Vorjahr. Das Finanzergebnis habe auch davon profitiert, dass aus der Tilgung einer Wandelanleihe Erträge von rund 20 Millionen Euro resultierten. Zudem hätten sich Währungseffekte positiv ausgewirkt. Für das Gesamtjahr bekräftigte der Vorstand seine bisherige Prognose, "trotz der noch bestehenden Risiken hinsichtlich des konjunkturellen Umfelds" ein besseres EBIT zu erzielen als im vergangenen Jahr. Der vollständige Zwischenbericht für das dritte Quartal steht am Donnerstag auf der Agenda.

Ein Händler sah die Zahlen "durch die Bank besser als erwartet". Besonders das EBIT und der Nettogewinn sähen gut aus. Zudem habe Air Berlin den Ausblick bestätigt, hob er positiv hervor. "Falls die Aktie den kleineren Widerstand bei 3,65 Euro herausnimmt, liegt die nächste charttechnisch und psychologisch wichtige Marke bei rund vier Euro."

Ein weiterer Händler sah die Gewinnkennziffern dank der Tilgung der genannten Wandelanleihe über den Schätzungen. Ein anderer Börsianer sprach von durchwachsenen Zahlen. Während das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie der Nettogewinn positiv überrascht hätten, sei der Umsatz hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Die bessere Gewinnentwicklung gibt heute aber die Kursentwicklung vor", so der Händler. Überwinde die Aktie die starke Widerstandszone bei 3,65 bis 3,70 Euro, werde ein Kaufsignal generiert.          

Auch bei Analysten stieß der Quartalsbericht von Air Berlin auf Beifall. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) stufte die Titel von "Sell" auf "Buy" hoch und erhöhte das Kursziel von 3,50 auf 4,00 Euro. "Air Berlin hat im zweiten Quartal eine starke Entwicklung gezeigt und die wichtigsten Kennziffern sind trotz des schwierigen Umfelds deutlich besser als erwartet", schrieb Analyst Per-Ola Hellgren. Zwar seien die mit der Aktie verbundenen langfristigen Risiken wegen des harten Wettbewerbs weiter hoch. Doch durch die erfolgreiche strategische Restrukturierung des Unternehmens und den wahrscheinlich im dritten Quartal erreichten Tiefpunkt der Geschäftsentwicklung "werden diese Sorgen zumindest kurzzeitig gemildert". Die Hochstufung der Aktie begründete Hellgren auch mit deren Unterbewertung.          

Auch die Berenberg Bank erhöhte mit Verweis auf die starken Zahlen ihr Votum für Air Berlin, und zwar von "Hold" auf "Buy". Das Kursziel lautet unverändert auf 4,20 Euro. "Zwar ist der Umsatz leicht hinter den Erwartungen zurückgeblieben, aber EBIT und Nettoergebnis haben diese klar übertroffen", lobte Analyst Stefan Kick. An seinen Schätzungen für das Gesamtjahr halte er aber fest, um einen Puffer für das vierte Quartal zu haben, welches von der Ausbreitung der Schweinegrippe beeinträchtigt werden könnte.          

"Die Zahlen liegen über unseren und den Konsensschätzungen", hieß es in einem Kommentar der Deutschen Bank. Analyst Lars Slomka beließ die Anteilsscheine der Fluggesellschaft auf "Hold" mit einem Ziel von 5,00 Euro. Unicredit-Analyst Uwe Weinreich sprach von "erstaunlichen" Zahlen und sah insbesondere das nach oben gesprungene EBIT "deutlich über den Erwartungen". Er hob das Kursziel von 3,75 auf 4,00 Euro an, blieb aber beim Votum "Hold". (dpa-AFX)