APA ots news: Nationalbank: Stabilisierung der Konjunktur in...
APA ots news: Nationalbank: Stabilisierung der Konjunktur in herausforderndem Umfeld
Gesamtwirtschaftliche Prognose für Österreich 2025 bis 2028
vom Dezember 2025
Wien (APA-ots) - Die heute präsentierte Prognose der Oesterreichischen
Nationalbank (
OeNB) für den Zeitraum 2025 bis 2028 zeichnet das Bild einer
schrittweisen konjunkturellen Stabilisierung vor dem Hintergrund
anhaltender wirtschaftlicher Herausforderungen. Für 2025 wird ein
Wachstum von 0,6 % erwartet. In den Jahren 2026 und 2027 beschleunigt
sich das Wachstum auf 0,8 % bzw. 1,1 %. Die Arbeitslosenquote steigt
2025 auf 7,5 % und sinkt erst wieder ab 2027. Die Inflation beläuft
sich für das Gesamtjahr 2025 aufgrund auslaufender Energiepreishilfen
temporär auf 3,6 %. Im kommenden Jahr läuft dieser Effekt aus und
führt in Verbindung mit einem schwächeren Lohnwachstum zu einem
Sinken der Inflation 2026 auf 2,4 % und 2027 auf 2,1 %. Der
Budgetsaldo verbessert sich 2025 auf -4,5 % des BIP. Werden die
bisher hinreichend konkretisierten und keine weiteren Maßnahmen
umgesetzt, wird er sich 2026 und 2027 nur leicht auf -4,2 %
verbessern.
"Österreichs Wirtschaft tastet sich nach zwei Jahren der
Rezession behutsam zurück auf einen Pfad der Erholung. Wir sehen 2025
eine Rückkehr zu verhaltenem Wachstum, das sich in den Folgejahren
schrittweise beschleunigen sollte. Gleichzeitig bleibt das
wirtschaftliche Umfeld anspruchsvoll. Verluste an preislicher
Wettbewerbsfähigkeit, Zölle und schwelende Handelskonflikte stellen
unser exportorientiertes Wachstumsmodell vor zusätzliche
Herausforderungen. Die heimischen Investitionen und der heimische
Konsum wachsen wieder etwas stärker, aber die globale wirtschaftliche
Unsicherheit führt weiter zu Zurückhaltung bei Unternehmen und
Haushalten. Positiv ist, dass der Inflationsdruck 2026 deutlich
nachlässt. Im Bereich der öffentlichen Finanzen zeigt sich zwar eine
leichte Verbesserung des Budgetsaldos in den kommenden Jahren,
insgesamt bleibt die Budgetlage jedoch angespannt und erfordert
zusätzliche Konsolidierungsmaßnahmen und Budgetdisziplin. Um
mittelfristig höhere Wachstumsaussichten zu verwirklichen, ist es
entscheidend, dass die europäische Wettbewerbsfähigkeit konsequent
gestärkt wird, produktivitätsverbessernde Maßnahmen gesetzt werden
und strukturelle Reformen beschleunigt werden. Ein solches
Maßnahmenbündel würde über mehr wirtschaftliche Zuversicht auch die
heimische Nachfrage stärken, insbesondere den Konsum, und damit den
eingeschlagenen Erholungspfad nachhaltig absichern", erklärt OeNB-
Gouverneur Martin Kocher anlässlich der Pressekonferenz zur Prognose.
Zwtl.: Unsicheres internationales Umfeld und sinkende
Wettbewerbsfähigkeit fordern Exporteure
Die Exportwirtschaft als tragende Säule der österreichischen
Wirtschaft steht unter mehrfachem Druck. Neben der schwachen
deutschen Industriekonjunktur belasten die US-Zölle, hohe Lohn- und
Energiekosten, die Euro-Aufwertung sowie die zunehmende Konkurrenz
Chinas auf dem Weltmarkt die Exportentwicklung. In der Folge
beurteilt die exportorientierte Industrie - trotz einer leichten
Erholung im Jahr 2025 - ihre Lage mehrheitlich pessimistisch. Von der
Bauwirtschaft sind in den nächsten drei Jahren keine starken Impulse
zu erwarten. Die Wohnbauinvestitionen sind seit 2022 aufgrund
gestiegener Finanzierungskosten, dem Auslaufen des Wohnbauzyklus und
der allgemeinen konjunkturellen Schwäche deutlich gesunken und werden
sich in den kommenden Jahren nur leicht erholen. Ein schrittweiser
Rückgang der historisch hohen Sparquote in den Jahren 2025 und 2026
ermöglicht trotz nur geringfügig steigender real verfügbarer
Haushaltseinkommen ein - wenn auch moderates - Wachstum der privaten
Konsumausgaben. Die schwache Wirtschaftsentwicklung der letzten drei
Jahre kommt zunehmend auf dem Arbeitsmarkt an. Die Arbeitslosenquote
gemäß AMS steigt für das Gesamtjahr 2025 um 0,5 Prozentpunkte auf 7,5
% und wird erst ab 2027 wieder sinken.
Zwtl.: Inflation sinkt durch schwächeres Lohnwachstum und geringere
Energieinflation
Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene
Inflation hat sich in Österreich in den letzten Monaten bei rund 4,0
% eingependelt. Für das Gesamtjahr 2025 liegt sie laut Prognose bei
3,6 %. Für das Jahr 2026 wird ein Rückgang auf 2,4 % erwartet,
gefolgt von einer weiteren Abnahme auf jeweils 2,1 % in den Jahren
2027 und 2028. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und
Nahrungsmittel) dürfte 2026 mit 2,7 % noch über der Gesamtinflation
liegen, sollte sich aber in den Folgejahren - ähnlich wie die HVPI-
Inflation - auf 2,1 % einpendeln. Hauptgründe für den Rückgang der
Inflation sind auslaufende Energiepreis-Maßnahmen, schwächeres
Lohnwachstum, rückläufige Rohstoffpreise für Energie und die
Aufwertung des Euro. Seit der Veröffentlichung der letzten Prognose
führten insbesondere die mehrjährigen Lohnabschlüsse in der
Metallindustrie, im öffentlichen Dienst und im Handel, die teils
spürbar unter der rollierenden Inflation liegen, zu einer
kostenseitigen Verringerung des Preisdrucks.
Eine Analyse der haushaltsspezifischen Inflationsraten für den
Zeitraum 2022 bis 2025 zeigt: 2022 lag die Inflation der oberen
Einkommensdezile über jener der unteren. Ab 2023 bis einschließlich
Q3 2025 kehrte sich dieser Zusammenhang um - die unteren Dezile
verzeichneten höhere Raten. Einkommen beeinflusst die
Haushaltsinflation, ist aber nicht der einzige Faktor. Gemessen an
der kumulierten Inflation seit 2021 hatten Pensionist:innen,
Pflichtschulabgänger:innen, Hauseigentümer:innen, Haushalte in
ländlichen Gemeinden und Singles die vergleichsweise höchsten
Teuerungsraten.
Zwtl.: Zusätzliche Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung notwendig
Der Budgetsaldo verbessert sich 2025 leicht auf -4,5 % des BIP.
Für 2026 und 2027 wird auf Basis der bisher bekannten und hinreichend
konkretisierten Konsolidierungsmaßnahmen eine nur leichte
Verbesserung des Saldos auf -4,2 % erwartet. 2028 kommt es durch die
Einführung der EU-weiten CO2-Bepreisung im Rahmen des das
Emissionshandelssystems ETS2 zu einer Verschlechterung des Saldos auf
-4,4 %: Die bisherige nationale CO2-Steuer läuft Ende 2027 aus, die
Einnahmen aus ETS2 werden aber erst 2029 als Staatseinnahmen
verbucht. Die Schuldenquote wird 2025 bei etwa 81,9 % des BIP liegen
und bis 2028 auf 86,8 % steigen. Verantwortlich dafür sind sowohl das
weiterhin hohe Primärdefizit als auch das geringe nominelle BIP-
Wachstum.
Zwtl.: Prognoserisiken
Die Risiken für das Wachstum sind weitgehend ausgeglichen.
Während weitere erforderliche Konsolidierungsmaßnahmen und die hohe
geopolitische Unsicherheit ein Abwärtsrisiko darstellen, kann eine
stärkere Erholung im Wohnbau und eine Erholung des Vertrauens der
Konsument:innen zu einem höheren Wachstum führen. Auch bei der
Inflationsprognose halten sich Aufwärts- und Abwärtsrisiken die
Waage. Höhere Lohnabschlüsse im Dienstleistungssektor könnten zu
einem zusätzlichen Preisauftrieb führen, während ein stärkerer
Anstieg des Euro-Wechselkurses gegenüber anderen Währungen oder die
vermehrte Handelsumlenkung von Waren aus Fernost nach Europa den
Preisauftrieb verringern könnten.
Die Langversion der OeNB-Prognose finden Sie hier.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Mag.a Marlies Schroeder, MiM
Pressesprecherin
Telefon: (+43-1) 404 20-6900
E-Mail: marlies.schroeder@oenb.at
Website: https://www.oenb.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0035 2025-12-19/10:02