Aktien aus der Aromabranche: Hier riecht es nach Rendite
Was wir riechen und schmecken kommt immer häufiger aus dem Labor. Für Unternehmen wie Symrise sind künstliche Aromen ein äußerst einträgliches Geschäft.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Saftig, sauer und allgegenwärtig. Egal ob in Schokolade, Brause, Kaugummi oder Parfum – die Zitrone ist neben Vanille der wichtigste Geschmacksstoff der modernen Konsumgesellschaft. Selbst bei den meisten Putzmitteln ist Zitrusaroma fester Bestandteil der Erfolgsformel, vor allem aus psychologischen Gründen: Der frische Duft gibt Verbrauchern „das Gefühl, dass es nach dem Putzen wirklich sauber ist“, erklärt Heinz-Jürgen Bertram, Chef des Duft- und Geschmackspezialisten Symrise im niedersächsischen Holzminden.
Joghurt, Zahnpasta, selbst Autositze – kaum ein Konsumprodukt kommt ohne künstliches Aroma auf den Markt. Für Bertram ein völlig natürlicher Vorgang: „Der Mensch kommuniziert nicht nur über Sprache, sondern auch über Sinnesorgane. Ohne zusätzliche Informationen durch Geruch und Geschmack wäre das Leben ärmer. In vielen Fällen würde Kommunikation überhaupt nicht funktionieren.“ Im Extremfall können künstlich beigefügte Geruchsstoffe sogar Leben retten: „Wenn Gas austritt, ist das gefährlich. Das Problem bei Erdgas ist, dass es nicht riecht. Wir haben eine Technologie entwickelt, mit der Erdgas ein Geruch hinzugefügt werden kann. Viele deutsche Großstädte nutzen diese Technologie. Es sind nur geringe Spuren, aber sie reichen, um einem Menschen zu signalisieren – es droht Gefahr.“
Weltweit knapp 15 Milliarden Euro dürfte die Aromabranche in diesem Jahr umsetzen. Schwergewicht ist das Schweizer Unternehmen Givaudan, das nach Schätzung des Investmenthauses Kepler Capital einen Marktanteil von 25 Prozent hat. Symrise kommt mit zwölf Prozent auf Rang 4, hinter der nicht börsennotierten Schweizer Firma Firmenich und dem US-Unternehmen IFF. Unter Börsianern steht die Branche hoch im Kurs: Die Symrise-Aktie hat über die vergangenen zwölf Monate rund 60 Prozent an Wert gewonnen, Givaudan und IFF in ihrer Heimatwährung jeweils etwa 30 Prozent. Analysten loben die stabilen Erträge der Unternehmen: „Die relativ konstante Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Kosmetik sollte die Branche selbst dann schützen, wenn die Weltwirtschaft erneut in eine Rezession zurückfallen sollte“, kalkulieren die Analysten der Unicredit.
Große Hoffnung setzt die Branche auf die steigende Popularität gesünderer Nahrungsmittel. Mit Fett und Zucker verbannen Hersteller wie Nestlé oder Unilever wichtige Geschmacksträger aus ihren Produkten – Zusatzstoffe helfen, den vertrauten Geschmack zu erhalten. Bei anderen Produkten gilt es, den natürlichen Geschmack dem Wohlempfinden des Verbrauchers anzupassen: „Vieles, was gesund ist, schmeckt leider nicht besonders gut. Tofu etwa hat eigentlich einen metallischen Geschmack. Den kann man durch Aromen neutralisieren und erreicht damit gleich zwei Dinge gleichzeitig: gesunde Ernährung und Geschmack“, sagt Bertram. Zweites großes Wachstumsfeld sind die aufstrebenden Märkte Asiens und Südamerikas. Givaudan hat seinen Umsatzanteil in den Boomregionen seit der Jahrtausendwende von 30 auf 41 Prozent steigern können. Symrise kam zuletzt sogar auf einen Anteil von 46 Prozent. „In spätestens drei Jahren werden wir über 50 Prozent unseres Umsatzes in Schwellenländern erzielen“, prognostiziert der Symrise-Chef.
Wichtige Verbündete sind die großen Markenkonglomerate wie Procter & Gamble, die ihrerseits die aufstrebenden Märkte erschließen und die Zulieferer mitziehen. Um den Anforderungen gerecht zu werden, hat Symrise in Schlüsselmärkten wie Brasilien, Mexiko, Russland und natürlich auch in Asien eigene Entwicklungszentren errichtet. Das ist notwendig, um den regionalen Besonderheiten gerecht zu werden. Bertram: „In Asien ist aromatisierter Tee sehr beliebt. Allein für grünen Tee gibt es Hunderte Geschmacksrichtungen – unsere Erfahrungen aus den europäischen Märkten sind bereits sehr umfangreich, aber es braucht mehr.“Das Geschäft mit den Großkunden ist attraktiv, weil es Masse und damit Kostenvorteile bringt. Entsprechend hart ist der Kampf um Plätze auf der „Core-List“, dem Kreis der Kernlieferanten. Selbst wer es auf die Liste schafft, der darf zunächst nur mit kleinen Aufträgen rechnen. Es dauere drei bis fünf Jahre, ehe sich die Aufnahme in eine Core-List auszahlt, kalkuliert die Unicredit.
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Die stärkste Stellung unter den Großkunden hat Givaudan. Der Branchenriese erzielt in diesem Bereich etwa 45 Prozent seines Umsatzes. Symrise kommt auf knapp 30 Prozent. Morgan Stanley sieht die Niedersachsen an einer wichtigen Schwelle. Die Investmentbank geht davon aus, dass Symrise dank langjähriger Beziehungen zu den Großkunden zunehmend größere Aufträge erhalten und Marktanteile gewinnen wird. Möglich machen soll das auch die Positionierung in Nischen. So bietet Symrise neben Geschmacksstoffen und Düften auch verwandte Produkte an: „Wir haben als Einziger der großen Anbieter unserer Branche die Fähigkeit, auch kosmetische Inhaltsstoffe zu entwickeln“, sagt Bertram. So gehört zum Portfolio ein Filter für ultraviolette Strahlung, wie er in Sonnencreme verwendet wird. Der Markt für kosmetische Inhaltsstoffe wachse etwa doppelt so stark wie das klassische Geschäft mit Aromastoffen, kalkuliert Morgan Stanley.

In den ersten sechs Monaten des Jahres verbesserte Symrise seinen Umsatz um mehr als 16 Prozent, rechnet jetzt aber wie die gesamte Branche mit einer leichten Abkühlung: „Das dritte Quartal lag im Rahmen der Erwartungen. Wir sehen, dass wir zu normalen Wachstumsraten zurückkehren“, sagt Bertram. Zweistellige Zuwachsraten beim Umsatz, wie noch im ersten Halbjahr, werde es vorerst nicht mehr geben. „Wir sehen stattdessen eine Normalisierung des Geschäfts, aber weiterhin eine gesunde Dynamik“, berichtet Bertram, der für das laufende Jahr eine „attraktive Dividende“ in Aussicht stellt. Analysten rechnen mit einem Anstieg der Ausschüttung von 50 auf 60 Cent je Aktie – ganz ohne bitteren Beigeschmack.
Investor-Info:
Duftnoten - Eine Nasenlänge voraus
In Euro gerechnet, hat sich die Symrise-Aktie seit Jahresbeginn ähnlich entwickelt wie die der Schweizer Givaudan und deutlich besser als die der US-Firma IFF. Allerdings profitiert Givaudan von der Stärke des Franken. In der jeweiligen Heimatwährung gerechnet, liegt die Symrise-Aktie um über zehn Prozentpunkte vor Givaudan.
Givaudan - Starke Währung hilft
Die Schweizer sind mit einem Anteil von 25 Prozent klarer Marktführer der Branche. Die Geschäftszahlen nach neun Monaten lagen im Rahmen der Analystenerwartung. In den kommenden fünf Jahren will der Vorstand den Umsatz organisch um jeweils 4,5 bis 5,5 Prozent steigern, also etwa doppelt so stark wie der Gesamtmarkt wachsen. Die Givaudan-Aktie ist bereits ansprechend bewertet, dank der Heimatwährung Schweizer Franken aber erste Wahl für Euroskeptiker.
Symrise - Prognose eher konservativ
Das MDAX-Unternehmen steigert den Umsatz stärker als die Konkurrenz und erkämpft Marktanteile bei wichtigen Großkunden. Die aktuelle Umsatzprognose mit einem Zuwachs von mindestens acht Prozent im laufenden Jahr lässt Spielraum nach oben. Ein Plus von knapp zehn Prozent sollte drin sein. Übernahmespekulationen und eine leicht höhere Dividendenrendite als bei Givaudan rechtfertigen eine Bewertung etwa auf Augenhöhe mit dem Branchenführer. Charttechnische Hürde aus dem 2007er-Hoch bei 23 Euro. Dennoch: gutes Investment.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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25.04.2025 | ProcterGamble Outperform | RBC Capital Markets | |
30.03.2022 | ProcterGamble Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
20.10.2020 | ProcterGamble Sector Perform | RBC Capital Markets | |
23.10.2019 | ProcterGamble buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
30.07.2019 | ProcterGamble Sector Perform | RBC Capital Markets |
Datum | Rating | Analyst | |
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25.04.2025 | ProcterGamble Outperform | RBC Capital Markets | |
23.10.2019 | ProcterGamble buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
24.04.2019 | ProcterGamble Overweight | Barclays Capital | |
14.12.2017 | ProcterGamble Buy | Deutsche Bank AG | |
27.04.2017 | ProcterGamble Hold | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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30.03.2022 | ProcterGamble Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
20.10.2020 | ProcterGamble Sector Perform | RBC Capital Markets | |
30.07.2019 | ProcterGamble Sector Perform | RBC Capital Markets | |
24.04.2019 | ProcterGamble Neutral | Credit Suisse Group | |
23.04.2019 | ProcterGamble Neutral | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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