Aufschwung am US-Arbeitsmarkt gewinnt an Stärke - Doch Zinserhöhung kommt wohl nicht schneller

Der US-Arbeitsmarkt zeigt im Juni überraschende Stärke.
Private Unternehmen und der Staat schufen insgesamt 222.000 Stellen, wie das US-Arbeitsministerium berichtete. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur einen Stellenzuwachs um 174.000 erwartet.
Die Angaben für die beiden Vormonate wurden spürbar nach oben revidiert: Das Ministerium meldete für Mai nun ein Stellenplus von 152.000 (vorläufig: 138.000). Für April stieg die Zahl auf 207.000 (vorläufig: 174.000) Jobs. Kombiniert bedeutet das eine Aufwärtsrevision um 47.000 Jobs.
Die separat erhobene US-Arbeitslosenquote stieg im Juni auf 4,4 von 4,3 Prozent, weil mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt strömten. Ökonomen hatten einen stabilen Wert von 4,3 Prozent erwartet. Für diese Statistik werden private Haushalte befragt, für die Beschäftigtenzahl hingegen Unternehmen und Behörden. Die separat ermittelte Arbeitslosenquote stieg im Juni allerdings um einen Tick auf 4,4 Prozent. Zudem gab es einen Wermutstropfen, der insbesondere der auf Zinserhöhungskurs eingeschwenkten Notenbank (Fed) nicht schmecken dürfte: Denn die Stundenlöhne stiegen mit 0,2 Prozent weniger stark als erhofft und liefern ihr keine Argumente, die Zügel rasch zu straffen.
Die sogenannte Erwerbsquote - also der Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtheit der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter - stieg von 62,7 auf 62,8 Prozent.
Die US-Stundenlöhne legten um 0,2 Prozent oder 0,04 Dollar auf 26,25 Dollar zu. Ökonomen hatten ein Plus von 0,3 Prozent erwartet. Im Jahresvergleich lagen die Löhne um 2,5 Prozent höher.
Die US-Notenbank hat im Juni ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 1,00 bis 1,25 Prozent erhöht und will in diesem Jahr noch einen weiteren Schritt gehen, wenn es die Wirtschaftsentwicklung erlaubt. Während am Arbeitsmarkt praktisch volle Beschäftigung herrscht, hadert die Fed mit der niedrigen Inflation, die zuletzt sogar weiter nachgelassen hat.
Die Gehälter der Amerikaner gelten als Gradmesser dafür, dass der Aufschwung tatsächlich bei den Bürgern ankommt. Doch hier hakt es noch, wie Chefökonom Martin Moryson vom Bankhaus Sal. Oppenheim hervorhob: "Von den Löhnen geht immer noch kein Druck auf die Inflationsrate aus." Diese ist nach dem Geschmack der Fed derzeit noch viel zu niedrig. Neben der Förderung von Vollbeschäftigung soll die US-Notenbank auch für stabile Preise sorgen. Auch wenn sie sich am Arbeitsmarkt fast am Ziel sieht, dürfte sie mit Blick auf den relativ niedrigen Preisdruck zunächst vorsichtig agieren. "Sie wird die Normalisierung der Zinspolitik behutsam fortsetzen, solange sich die Aufhellung fortsetzt", sagte Ökonom Bernd Krampen von der NordLB. Ob nach diesen Zahlen ein Zinsschritt im laufenden oder im letzten Quartal 2017 kommen werde, könne heute aber noch niemand verlässlich vorhersagen.
DJG/apo/mgo Von Jeffrey Sparshott WASHINGTON (Dow Jones) / Reuters
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