Chartanalyse: DAX - Bullen, quo vadis?
Am Freitagvormittag steigt der DAX schon einmal in Richtung seiner Jahreshochs, um dann kurze Zeit später wieder den Rückzug anzutreten. Nach einem großen Wurf sieht das noch nicht aus.
Analyse-Datum: Freitag, 17. September 2010
Diagnose: Mit einem Tageshoch bei 6321 Punkten wagt sich der DAX am Freitagvormittag weiter nach oben und damit in Richtung seiner Jahreshochs vom April und Juni. Doch das neue Niveau scheint zunächst etwas zu ambitioniert zu sein, ein Rückzug unter die Marke bei 6300 Zählern folgt. Da am frühen Nachmittag von Seiten der US-Futures noch kein deutlicher Überschwang zu erkennen ist, geht er wieder in Deckung. Bemerkenswert bleibt jedoch die Standfestigkeit es Index. So notierte er über die gesamte Handelswoche auf hohem Niveau und in einer engen Handelspanne zwischen 6227 und 6290 Punkten. Diese Pattsituation spiegelt sich auch in den Tageskerzen wider. Mit dem heutigen großen Verfallstag sollten jedoch am Nachmittag vor allem von den US-Börsen richtungsweisende Impulse kommen, die in der kommenden Woche entweder zu einer Rally-Fortsetzung oder zu einer Konsolidierung führen.
Aktuell ist die Konstellation beim DAX also noch immer unentschieden, ein massiver Einbruch noch nicht zu antizipieren. Zu Wochenbeginn durchbrach der Index seine massive Barriere bei 6250 Punkten und schloss gleichzeitig auch die Kurslücke vom 10./ 11. August. Die überkaufte Markttechnik mündete bisher nur in einer Minimalkorrektur bis auf 6062 Zähler. Auffällig bleibt die divergente Entwicklung zwischen ansteigendem Kursverlauf und leicht fallenden Trading-Indikatoren, die eine baldige kurze Verschnaufpause vermuten lässt.
Der S&P 500 hat gestern eine Nullrunde hingelegt. Noch immer verharrt er in seinem Widerstandsband. Insgesamt sieht die Lage noch immer konstruktiv aus, denn eine mögliche inverse Kopf-Schulter-Formation steht kurz vor der Vollendung.
S&P 500: 6-Monats-Chart.
Doch um diese positiv aufzulösen und dem formaltechnischen Kursziel bei etwa 1250 Stellen entgegenzustreben, bedarf es eines überzeugenden Anstiegs über das massive Widerstandsband, dass sich zwischen der 200-Tage-Linie bei 1116 Punkten und der Horizontalen bei 1130 Zählern erstreckt. Auch hier sind die kurzfristigen Indikatoren schon sehr weit in ihre überkauften Extremzonen vorgedrungen.
Dax: 6-Monats-Chart.
Prognose: Mit dem Schließen der oben genannten Kurslücke hat der DAX die Chance, frei von Zwischenhürden, mindestens zu den Jahreshöchstständen vom April oder sogar August vorzustoßen. Dies setzt allerdings voraus, dass sich auch die wichtigen US-Indizes weiterhin positiv entwickeln. Ebenfalls erfreulich ist der Umstand, dass der DAX wieder in seine Keilformation eingetaucht ist. Damit wäre das rechnerische Kursziel aus der Formation, das bei etwa 5400 Punkten auszumachen ist, vom Tisch.
Die neu gerissene Kurslücke vom Montag, 10. auf 13. September, wurde am Mittwoch bis auf drei Punkte geschlossen, sodass es sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Common Gap handelt. Diese Gap-Art tritt häufig bei sehr dünnen Handelsumsätzen oder inmitten einer Seitwärtsbewegung auf, so wie wir sie seit dem April beim DAX sehen. Damit können die anderen Interpretationsmöglichkeiten eines Runaway-Gaps mit übergeordnetem Kursanstieg bis auf etwa 6600 Punkte oder eines Exhaustion-Gaps, das eine Trendwende nach sich zieht, bereits ad acta gelegt werden.
Auf der Unterseite stehen nach wie vor die Unterstützungsmarken bei 6050/6000 Punkten im Raum, die am vergangenen Mittwoch bis auf 6062 Zähler schon einmal ausgelotet wurden. Bei einem nachhaltigen Bruch dieser Supportthemen nach unten käme die 200-Tage-Linie bei 5987 Punkten wieder ins Spiel.
Erwartung: Mit freundlicher Wall Street im Rücken steigt die Wahrscheinlichkeit in Richtung der Jahreshöchststände anzusteigen, Überschießen möglich, gegebenenfalls davor/danach Konsolidierung bis in den Bereich bei 6000 Punkten, Korrektur Ende September/Anfang Oktober bis in den Bereich bei 5690 Zähler und Schließen des Gaps von Ende Mai. Worst-Case Szenario: weitere Abwärtsbewegung bis auf 5400 Punkte – Kursziel aus bearisher Keilformation, die sich seit Ende April bildete.
von Karen Szola, Technische Analystin Euro am Sonntag
Ziel der Technischen Analyse ist es, aus Kursverläufen künftige Trends vorherzusagen. Die Technische Analystin Karen Szola untersucht an dieser Stelle interessante Aktien und Indizes auf charttechnische Signale und stellt ihre Prognose.