Zollrückschlag: Weitere Gewinnmitnahmen setzen DAX unter Druck

Die Kurskorrektur im DAX setzte sich nach der neuesten Zolldrohung aus den USA am Montag weiter fort und sorgte für weitere Verluste.
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Der DAX startete 0,89 Prozent schwächer bei 24.038,29 Punkten in die neue Handelswoche an der Frankfurter Börse und zeigte sich im Verlauf anhaltend leichter. Dabei geriet die 24.000-Punkte-Marke bei einem Tagestief von 23.975,46 Punkten kurzzeitig in Gefahr. Schlussendlich konnte er die Abschläge etwas verkleinern und beendete die Sitzung 0,39 Prozent niedriger bei 24.160,64 Zählern.
DAX-Rekord rückt wieder weiter weg
Erst am 10.07. hatte der Leitindex bei 24.639,10 Zählern einen neuen Rekordstand markiert. Diese Marke blieb zum Wochenstart deutlich außer Reichweite. Der Schlussrekord liegt bislang bei 24.549,56 Zählern.
Trump erhöht den Zolldruck
Trump will Einfuhren aus der Europäischen Union ab dem 1. August mit einem Zoll von 30 Prozent belasten, wie er bereits am Samstag ankündigte. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic betonte zu Wochenbeginn, dass er den Dialog mit den USA fortsetzen werde. Sollte es keine Einigung geben, will die EU allerdings mit Gegenzöllen reagieren.
"Eine Eskalation soll vermieden werden, aber die EU-Vertreter wollen zugleich Härte zeigen. Das wird so nicht funktionieren und hatte bereits in den vergangenen Jahren nicht funktioniert", kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Solange sich die Situation nicht verschärfe, herrsche an der Börse aber keine Panik.
Die Anleger hatten die Zollrisiken bis zum vergangenen Donnerstag noch konsequent ausgeblendet.
Holprige Phase über die ganze Woche?
Die Börse dürfte sich "anfällig für Rücksetzer erweisen", schrieben die Experten der DZ Bank. Mögliche Auslöser für eine Eintrübung des Stimmungsbildes gebe es - neben der Zolleskalation - genug.
Als möglicher weiterer Störfaktor kommt der DZ Bank zufolge eine vorsichtige Geldpolitik der US-Notenbank Fed hinzu. Denn falls die am Dienstag anstehenden Verbraucherpreisdaten auf einen zollbedingten Inflationsdruck hindeuten sollten, könnte die Fed die Leitzinsen nicht so schnell senken wie vom Markt erhofft.
Dies wiederum könnte die Renditen der US-Staatsanleihen steigen lassen, was in der Folge die Aktienmärkte zusätzlich unter Druck setzen dürfte. Denn steigende Renditen lassen festverzinsliche Wertpapiere im Vergleich zu den riskanten Aktien attraktiver erscheinen.
Fed-Politik bleibt unklar
Robert Greil, der Chefstratege der Privatbank Merck Finck, äußerte sich ebenfalls eher zurückhaltend. Seiner Auffassung nach dürfte die Fed weniger angesichts der aktuellen Preiszahlen, sondern vielmehr wegen der mit Trumps neuen Kupferzöllen und möglicherweise weiteren Branchenzöllen verbundenen künftigen Inflationsrisiken weiter abwarten. Insofern werde die US-Notenbank auch bei ihrer Sitzung Ende Juli die Leitzinsen wohl nicht senken.
Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sieht die neue Woche eindeutig von Konjunkturdaten aus den USA dominiert. Der Effekt der US-Zölle könnte sich seiner Meinung nach nicht nur in den Inflationsdaten, sondern auch in den am Donnerstag anstehenden Einzelhandelsumsätzen bemerkbar machen.
Zudem richte sich die Aufmerksamkeit unter anderem auch auf die Erzeugerpreise sowie die Industrieproduktion am Mittwoch und das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen am Freitag. Aber auch nach diesen Datenreihen bleibe das US-Konjunkturbild wahrscheinlich zweideutig.
Auftakt der Berichtssaison könnte für Bewegung sorgen
Uneinigkeit herrscht unter den Experten, welche Impulse von der in der neuen Woche beginnenden Berichtsaison der US-Unternehmen zum zweiten Quartal ausgehen dürften. Diese wird traditionell von den Großbanken eingeläutet, sodass sich der Fokus am Dienstag unter anderem auf JPMorgan, Wells Fargo und Citigroup richtet.
Zur Wochenmitte folgen dann Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Außerhalb der Finanzbranche stehen am Mittwoch der Pharma- und Medizintechnikkonzern Johnson & Johnson sowie am Freitag der Mischkonzern 3M im Blick.
Angesichts der an den Börsen verteilten Vorschusslorbeeren könnte es schwierig werden, die Anleger glücklich zu machen, gab Helaba-Experte Apelt zu bedenken. Zusammen mit dem Zollthema könnte daher die Rekordjagd bei den Aktienindizes einen Rückschlag erleiden.
Laut Ulrich Kater, dem Chefvolkswirt der Dekabank, erwarten Analysten jedoch mittlerweile nur noch leicht steigende Gewinne der US-Unternehmen. Dies gebe genügend Raum für positive Überraschungen und damit für steigende Kurse.
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX
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