diebörsenblogger-Kolumne

Die Fakten sprechen eine (un)klare Sprache

23.07.10 13:53 Uhr

Die Fakten sprechen eine (un)klare Sprache | finanzen.net

Wohin geht die Sommerreise?

Es ist in diesen Tagen wahrlich nicht einfach, sich ein seriöses Bild vom Aktienmarkt zu machen. Eine Fülle an Informationen prasselt auf den Anleger ein und der Versuch, diese irgendwie sinnvoll zu filtern und daraus seine Schlüsse zu ziehen, ist sehr schwer. Auch die Charttechnik kann einem nicht so recht helfen.

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Was ich meine, ist die Tatsache, dass gerade in dieser nun zu Ende gegangenen Woche so viel passiert ist, was nur schwer einzuordnen ist.

Die Höhepunkte der Berichtssaison

Nehmen wir nur einmal die US-Berichtssaison. Da gab es in dieser Woche eigentlich nur Highlights zu berichten. Erinnern wir da einmal an die Veröffentlichungen von Apple oder dem Windows-Konzern Microsoft. Nicht zu vergessen die Banken. Bis auf Goldman Sachs haben die US-Institute recht passable und vor allem über den Erwartungen liegende Zahlen auf den Tisch gebracht. Und auch aus Deutschland sind die ersten Veröffentlichungen vielversprechend. Sei es aus der zweiten Reihe oder auch aus dem DAX. Bestes Beispiel hier ist adidas. Der Sportausrüster konnte seinen Gewinn von 9 auf 126 Millionen Euro steigern – so viel zum Thema, wie man ein Event wie die Fußball-WM in Südafrika effektiv und schnell in bare Münze umsetzen kann. Nimmt man also nur die Earning Season, dann ist ja eigentlich alles in Butter, oder?

Die Fed vermiest die Stimmung

Ja, eigentlich ist alles in Butter, würde ich sagen. Wenn da nicht diese mahnenden Worte der Notenbanker wären. Allen voran der Fed-Chef aus den USA. Ben Bernanke hatte bekanntlich ja zur Wochenmitte die immer wieder aufkommenden Konjunkturängste der Anleger ein weiteres Mal verstärkt. Er verwies auf die Tatsache, dass der Ausblick für die US-Wirtschaft weiterhin “außergewöhnlich unsicher” bleibe. Als Risikofaktoren führte er den Immobilienmarkt, die weiter ungünstigen Finanzierungsbedingungen und den Arbeitsmarkt an. An der Politik der Billigzinsen werde man daher auf “längere Zeit” festhalten. Oups – so etwas macht dann wiederum dem nervösen Anleger zu schaffen. Nach dem Motto „wie soll das nun mit den guten Quartalszahlen eigentlich zusammenpassen?“.

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Die Frage nach dem Double-Dip…

Eine Antwort darauf zu geben ist schwierig. Zumal nun auch der ifo-Index genau eine andere Sprache spricht als der Fed-Chef. Demnach hat sich nämlich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft im Juli so stark verbessert wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Der ifo-Index kletterte von 101,8 auf 106,2 Zähler. Und da reden dann noch welche vom Double-Dip? Ja, das tun sie. Wohl auch zu Recht. Denn auch ein vielbeachteter ifo-Index ist nur eine Momentaufnahme. Fakt ist, dass die jüngsten US-Konjunkturdaten sehr stark zu wünschen hatten. In wie weit es also in den USA weiter bergauf geht, weiß so recht niemand. Und nicht zu vergessen ist, dass das Weltwirtschaftswachstum nicht nur in den USA generiert wird, sondern hauptsächlich in China. Die ganze Welt hängt mittlerweile mit ihrem Seelenheil an der ehemaligen „Werkbank der Welt“.

Man darf sich ausrechnen, was passiert, wenn aus China Nachrichten kommen, dass etwa das heimische BIP nun doch nicht die Erwartungen der Banker an der Wall und Main Street erfüllt. Unverändert ist es daher völlig richtig, in seinem Depot auf Diversifikation zu achten. Denn das persönliche Risiko sollte nicht zu groß werden – auch wenn die Märkte einen derzeit an manchen Tagen wirklich anlachen, groß zu investieren...

Christoph Scherbaum schreibt für dieboersenblogger.de, das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehnterlanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer und natürlich als Börsenfans. In ihrem Blog vertreten sie eine ganz simple Philosophie: Sie schreiben unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus, was sie zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken.