dieboersenblogger-Kolumne

Die USA und ihre Schulden – eine never ending Story

01.08.11 17:48 Uhr

Die USA und ihre Schulden – eine never ending Story | finanzen.net

Die Krise um die US-Schuldenobergrenze und ihr plötzliches Ende zählen zu den spektakulärsten Ereignissen der letzten Jahre.

Eigentlich wäre die fixe Schuldengrenze von 14,3 Billionen Dollar in diesen Tagen erreicht worden. In letzter Minute konnte aber ein Kompromiss erzielt werden. Die Schuldengrenze wird einfach angehoben und das Leben auf Pump geht über dem großen Teich weiter wie bisher…

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Doch wären die USA wirklich zahlungsunfähig geworden, wie viele befürchteten? Nein, denn der US-Präsident hätte dennoch weiter Schulden machen können – per Notverordnung. Das wäre zwar die schlechteste aller Optionen gewesen, aber dennoch wäre es möglich gewesen. Eine solche Maßnahme wäre allerdings ein gefundenes Fressen für den kommenden Präsidentschaftswahlkampf gewesen. Gerade die staatsskeptischen Republikaner tun sich schwer, jedes Jahr die Schulden von Washington zu erhöhen (auch wenn ihre Präsidenten natürlich stets daran beteiligt waren). Insofern war Obama immer bemüht, eine Einigung zu erzielen, um zumindest hier kein neues Öl in das offene Wahlkampf-Feuer zu gießen.

Um was also ging es in den letzten Tagen überhaupt? Präsident Obama stand und steht angesichts der weniger überzeugenden Politik-Erfolge, im Vergleich zu den geweckten Hoffnungen, klar in Zugzwang. Ein gescheiterter Haushalt hätte Obama mehr geschadet, als ein (schlechter) Kompromiss den Republikanern je hätte schaden können. Insofern war eine Einigung in letzter Minute eigentlich zu erwarten gewesen.

Die kleine Korrektur der (US-)Börsen in der vergangenen Woche aufgrund der Unsicherheiten über die Staatschulden sollte man nicht überbewerten, schließlich sind die Aktien zuletzt gut gelaufen. Und angesichts der laufenden Berichtssaison wird deutlich, wo die Probleme noch immer liegen: Im US-Arbeitsmarkt und damit direkt verbunden im US-Konsum.

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Das Beige Book brachte es jüngst wieder zu Tage. Die US-Wirtschaft wächst weiter, aber die Entwicklung auf dem Jobsektor bremst das Tempo. Dabei wird deutlich, dass es nicht mehr nur an fehlenden Jobs, sondern vor allem an qualifizierten Arbeitskräften mangelt. Erste Bundesstaaten reagieren und setzen auf die Qualifizierung – auch um neue Investitionen anzulocken. Speziell die strukturschwachen Südstaaten bemühen sich derzeit um Industriejobs. Dabei geht es primär um den hierzulande ebenfalls gesuchten Facharbeiter – sowohl in der Führungsebene, als auch im Niedriglohnbereich gibt es genügend Arbeitskräfte. Die großen US-Konzerne bemerken inzwischen, warum deutsche Unternehmen deutlich besser durch die Krise gekommen sind: Die Fachkräfte wurden gehalten bzw. qualifiziert. Insofern dürfte in den USA ein Umdenken einsetzen, da die Ressource Mitarbeiter eben doch nicht so leicht ersetz- und beschaffbar ist, wie man in den vergangenen Jahren immer glaubte.

Doch zurück zur Finanzpolitik: Die US-Schuldengrenze wird seit Jahrzehnten kontinuierlich erhöht. Das war in der Vergangenheit immer so und wird auch in Zukunft so bleiben. Schließlich ist die US-Wirtschaft auf Schulden aufgebaut. Insofern kann man sich bereits heute auf die nächsten „Verhandlungen“ über die Schuldenobergrenze in einigen Jahren freuen. Klar ist auch: Die Erholung der US-Wirtschaft wird im Anschluss an die „Rettung“ zwar nicht schneller vorankommen, aber der psychologische Aspekt ist bedient. Dazu reicht ein Blick auf die BIP-Zahlen zum zweiten Quartal. Die jüngsten Zahlen wurden nämlich nach unten revidiert. Für das zweite Quartal wurde das BIP-Wachstum mit +1,3 Prozent angegeben. Für das erste Quartal wurde das Wachstum von +1,9 Prozent auf nun +0,4 Prozent revidiert. Die Konjunkturdaten am Ende dieser Woche dürften dann mehr Klarheit über den Arbeitsmarkt und die private Verschuldung in Form der Verbraucherkredite bringen. So oder so kann man davon ausgehen, dass in den kommenden Wochen immer lauter über QE3 diskutiert werden wird, also die erneute Aufweichung der Geldpolitik durch den Aufkauf von Staatsanleihen. Spätestens im Herbst dürfte dann das Programm Wirklichkeit werden.

Für den Markt bedeutet dies eigentlich nur Gutes. Im Zuge der Einigung auf eine höhere Staatsverschuldung wurde der Startschuss für eine neuerliche Rallye gelegt. Durch das weiterhin billige Geld, dürften die meisten Asset-Klassen weiter zulegen. Allen voran Aktien, aber auch das für viele Anleger inzwischen als „wahre“ Währung angesehene Gold dürfte sich weiter auf Rekordkurs befinden. In Dollar sind Goldpreis -Notierungen von 2000 immer wahrscheinlicher. Interessant wird es übrigens, wenn man sich Gold mal in anderen Währungen anschaut: dem Schweizer Franken oder der Norwegischen Krone. Hier wird deutlich, warum viele Anleger aus dem Dollar- oder Euroraum so sehr auf Gold setzen.

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Marc O. Schmidt schreibt für dieboersenblogger.de, das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehnterlanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer und natürlich als Börsenfans. In ihrem Blog vertreten sie eine ganz simple Philosophie: Sie schreiben unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus, was sie zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.