Erster Durchbruch im Brennerbasistunnel

18.09.25 16:48 Uhr

BRENNER (dpa-AFX) - Österreich und Italien feiern den Durchstich des Erkundungsstollens im Brennerbasistunnel. Die Regierungschefs der benachbarten Staaten reisten für diesen Meilenstein auf den Grenzpass am Brenner, unter dem die Bahnverbindung entsteht. Der Streit um den Lkw-Transit auf der Brenner-Route, die von Deutschland über Österreich nach Italien führt, rückte dabei vorübergehend in den Hintergrund.

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Der 55 Kilometer lange Brennerbasistunnel gilt als wichtiges europäisches Verkehrsprojekt. Er soll Bahnfahrten zwischen München und Norditalien deutlich verkürzen. Der Durchstich der zwei Hauptröhren ist nächstes Jahr vorgesehen.

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnete den Durchschlag des Stollens als "wichtigen Schritt", wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete. Die geplante Eröffnung des Bahntunnels im Jahr 2032 werde den "Flaschenhals" auf der Straßenroute über den Brenner entlasten, sagte sie.

Streit um Lkw-Transit

Die Brenner-Route ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen über die Alpen. Die Straßenverbindung ist seit langem überlastet. Das österreichische Bundesland Tirol lässt deshalb seit einigen Jahren an bestimmten Tagen Lastwagen nur dosiert durchfahren. Die Folge sind unter anderem lange Staus in Bayern. Italien hat deshalb Klage gegen Österreich am Europäischen Gerichtshof (EuGH) eingereicht.

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"Der Tunnel alleine wird die Transitprobleme nicht lösen", sagte Österreichs Kanzler Christian Stocker und forderte "nachbarschaftliche Lösungen" für Straße und Schiene.

Verzögerungen bei Zulaufstrecke in Bayern

Für die volle Nutzung der Brenner-Route wäre der Ausbau der Zulaufstrecke in Bayern nötig. Doch auf deutscher Seite existiert noch keine verbindliche Planung für die Zulauftrasse im Inntal. Gegen eine zusätzliche Trasse gibt es Widerstand von Lokalpolitikern und Bürgerinitiativen. Besonders gestritten wird über die Frage, wie viele Kilometer unterirdisch verlaufen sollen, und ob die sogenannte Verknüpfungsstelle bei Kirnstein in den Untergrund verlegt werden sollte. Die Bahn lehnt dies als unvereinbar mit den Sicherheitsvorschriften ab. Auch würde ein solches Vorhaben den Bau enorm verteuern und zeitlich verzögern.

Ungemach könnte jedoch auch von anderer Seite kommen: Das Bundesverkehrsministerium hat diese Woche deutlich gemacht, dass für Neu- und Ausbauprojekte bei der Bahn in den kommenden Jahren zu wenig Geld zur Verfügung steht./al/eri/DP/jha