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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Markus Braun würde am liebsten zum Tagesgeschäft übergehen. Vergangene Woche konnte der Wirecard-Chef auch stark darauf hoffen. Der Bezahldienstleister aus Aschheim bei München hatte Teile einer externen Untersuchung der Anwaltskanzlei Rajah & Tann veröffentlicht. "Alles ist auf dem Tisch. Der Markt hat jetzt volle Transparenz", sagte Braun. Er war sich so sicher, dass er die britische Tageszeitung "Financial Times" (FT), die Artikel samt Betrugs- und Bestechungsvorwürfen publiziert hatte, auf Schadenersatz verklagt.
Sicher war sich Braun, weil seiner Darstellung nach die externe Untersuchung den schlimmsten Verdacht auf Umsatzbetrügereien im asiatischen Raum entkräftet hat. Danach soll durch ein Transaktionskarussell Umsatz generiert werden - ein Verfahren, das "Round-Tripping" genannt wird. Die wichtigste Aussage von Wirecard: "Die unabhängige Untersuchung hat zu keinen Feststellungen betreffend sogenannten Round-Trippings oder Korruption geführt." Es soll lediglich zu Fehlbuchungen in Höhe von insgesamt 5,5 Millionen Euro gekommen sein, die keine Auswirkungen auf die Bilanz haben sollen. Auch wenn Braun, anders als Ende Februar versprochen, nicht die Originaldokumente von Rajah & Tann veröffentlicht hat, stieg die Aktie in der Spitze um 26 Prozent.
Inzwischen hat die Finanzzeitung neue Vorwürfe veröffentlicht. Demnach soll Wirecard Vorgänge in Ländern, in denen das Unternehmen keine Lizenz hat, über nicht existierende Partner abgewickelt haben. Die FT führt als Beispiel einen auf den Philippinen lebenden Seemann im Ruhestand an, an dessen Anschrift Wirecard einen Bankauszug geschickt haben soll - adressiert an eine Firma namens Conepay. Eine Firma, von dem der Rentner angeblich noch nie etwas gehört hat.
Die FT hat überdies ein Foto des Briefs veröffentlicht, datiert auf den 29. März 2018. Ein Whistleblower soll der FT verraten haben, dass solche Geschäftspraktiken beim Unternehmen System haben. Wirecard hat auf die neuen FT-Vorwürfe resolut reagiert: Die Informationen seien ungenau und es sei mit Absicht falsch zitiert worden. Diese Vorwürfe sind nicht neu, aber sie verstärken das Misstrauen gegen den DAX-Konzern. Ähnliches hatte ein Nachrichtendienst namens Gomopa bereits 2010 behauptet. Die Aktie legte am Freitag erneut den Rückwärtsgang ein.
Schon zuvor waren Fragen offengeblieben, weshalb viele Aktionäre mit dem Wiedereinstieg gewartet hatten. In Singapur etwa laufen Ermittlungen gegen sechs Mitarbeiter von Wirecard und elf Transaktionspartner, auf die Wirecard im Bericht über die externe Untersuchung nicht eingegangen ist. Die Bafin ermittelt ebenfalls, allerdings wegen des Verdachts, dass Wirecard meldepflichtige Informationen zurückgehalten haben könnte. Zudem gibt es Hinweise, dass die US-Börsenaufsicht aufmerksam geworden ist. Dass Wirecard die Bilanzpressekonferenz vom 4. auf den 25. April verschoben hat, nährt überdies Sorgen, dass die Wirtschaftsprüfer von EY womöglich kein uneingeschränktes Testat erteilen könnten.
Fazit: Wirecard will alle Ziele fürs Geschäftsjahr erreicht haben. Ob der Skandal ausgestanden ist, bleibt fraglich. Vorerst meiden.
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