Commerzbank warnt: Bei Konjunkturüberhitzung Steuererhöhungen möglich
Steuererhöhungen und höhere Eigenkapitalanforderungen an Banken wären nach Aussage des Chefvolkswirts der Commerzbank, Jörg Krämer, mögliche Instrumente im Kampf gegen eine konjunkturelle Überhitzung in Deutschland.
Krämer sieht ein "reales Risiko", dass die deutsche Wirtschaft wegen einer zu lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) in einigen Jahren "heiß läuft". Das könnte zu höherer Inflation führen.
Krämer sagte im Gespräch mit dem Wall Street Journal Deutschland, die EZB habe mit ihrer Ankündigung unbegrenzter Wertpapierkäufe das Risiko eines Euro-Zusammenbruchs vermutlich gebannt. Wenn dadurch das deutsche Wirtschaftswachstum angefacht werde, könnte das bei anhaltend niedrigen Leitzinsen "vielleicht in fünf Jahren" zu einer konjunkturellen Überhitzung führen.
Laut Krämer ist die nationale Wirtschafts- und Geldpolitik jedoch "nicht völlig machtlos gegen ein Überhitzen der Konjunktur". So könnte sie Kaufkraft durch höhere Steuern abschöpfen und so den Haushalt ausgleichen oder sogar einen Überschuss erwirtschaften, wobei die damit einhergehende Konjunkturdämpfung ja erwünscht wäre.
"Die Bundesbank müsste in dieser Phase natürlich aufpassen, dass die Banken nicht zu viele Kredite vergeben. Sie könnte die Banken im Rahmen der neuen Baseler Eigenkapitalvorschriften zwingen, mehr Eigenkapital als sonst üblich vorzuhalten", sagte Krämer.
Allerdings ist das vorerst Zukunftsmusik. Aktuelle Unternehmensumfragen deuten darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal sogar schrumpfen könnte. Eine wichtige Messgröße für einen von der EZB erzeugten Vertrauensgewinn mit positiven Implikationen für das Wachstum sind laut Krämer die Target-Salden.
"Wenn die EZB durch die Ankündigung unbegrenzter Staatsanleihekäufe das Risiko eines Auseinanderbrechens der Währungsunion bannt, müsste die Kapitalflucht aus der Euro-Peripherie abebben und sich danach umkehren. Das wäre ein wichtiger Indikator dafür, ob die EZB-Waffe wirkt oder nicht", sagte er.
Allerdings sei er nicht sicher, ob sich das schon in den September-Zahlen zeigen werde. Ende August hatte die Bundesbank Target-Forderungen gegen die EZB von 751 Milliarden Euro.
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