HelloFresh: Shortattacke nach bewährtem Muster

07.11.25 14:12 Uhr

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Ein Leerverkäufer-Report von Grizzly Research lässt die HelloFresh-Aktie abstürzen. Doch die Vorwürfe gegen CEO Dominik Richter folgen einem bekannten Muster, das mehr Fragen zur Motivation als zur Substanz aufwirft.

Der Kochboxen-Versender HelloFresh ist an der Börse unter massiven Verkaufsdruck geraten, nachdem der Leerverkäufer Grizzly Research einen Report mit schweren Anschuldigungen gegen das Unternehmen und CEO Dominik Richter veröffentlicht hatte. Die Aktie sackte zeitweise um 15 Prozent ab. Doch auch hier stellt sich einmal mehr die Frage, wie viel Substanz hinter solchen orchestrierten Attacken steckt.

Grizzly Research wirft Richter vor, über seine private Beteiligungsgesellschaft DSR Ventures HelloFresh-Aktien als Sicherheit für Bankkredite verpfändet zu haben, um damit Immobilieninvestitionen zu finanzieren. Der Report malt ein düsteres Szenario an die Wand: In einem Krisenfall könnte die Bank die verpfändeten Aktien liquidieren und damit einen massiven Kursrutsch auslösen. Dazu kommt die Behauptung, das Geschäftsmodell befinde sich in einem scharfen Rückgang - eine Einschätzung, die sich auf den tatsächlich rückläufigen Quartalsumsatz von minus 13,8 Prozent auf 1,58 Mrd. Euro stützen lässt.

HelloFresh kontert die Vorwürfe entschieden und bezeichnet die Darstellung von Richters Transaktionen als grob verzerrt. Die Verpfändung der Aktien habe zusätzlichen Käufen derselben gedient und unterstreiche das Vertrauen des CEO in die langfristige Unternehmensentwicklung. Das Unternehmen betont, dass Aufsichtsrat und Vorstand vollständig im Einklang mit den Aktionärsinteressen handelten. Richter hält über DSR Ventures 5,32 Prozent der Anteile, was durchaus eine substanzielle Beteiligung darstellt.

Was bei dieser Attacke auffällt, ist das bekannte Muster: Ein Leerverkäufer baut zunächst eine Short-Position auf, veröffentlicht dann einen Report mit alarmierenden Behauptungen und profitiert anschließend vom selbst ausgelösten Kurssturz. Die Höhe von Grizzlys Position bleibt intransparent, was die Glaubwürdigkeit nicht gerade erhöht. Dass institutionelle Anleger mit einer Gesamt-Short-Quote von 7,25 Prozent ohnehin skeptisch gegenüber HelloFresh sind, liefert einen fruchtbaren Nährboden für solche Manöver.

Objektiv betrachtet steht HelloFresh durchaus vor Herausforderungen. Die Post-Corona-Normalisierung hat dem Geschäftsmodell zugesetzt, der Aktienkurs hat seit Jahresbeginn rund 55 Prozent eingebüßt. Die operative Entwicklung gibt Anlass zur Vorsicht, keine Frage. Doch zwischen berechtigter Kritik an der Geschäftsentwicklung und gezielter Manipulation durch interessengeleitete Berichte liegen Welten.

Die eigentliche Frage ist nicht, ob Richters Aktientransaktionen ungewöhnlich sind - solche Konstruktionen sind in der Unternehmerwelt verbreitet. Entscheidend ist vielmehr, ob HelloFresh operativ die Kurve kriegt und das Vertrauen der Anleger zurückgewinnt. Bis dahin bleibt das Unternehmen ein dankbares Ziel für Shortseller, die das schwierige Umfeld geschickt für ihre Zwecke nutzen.

Nicht selten aber haben sich attackierte Aktien nach der Veröffentlichung derartiger Reports auch relativ zügig wieder erholt – denn gerade auch der Shortseller nutzt den selbst ausgelösten Kurssturz gern zum Eindecken.

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