Vermögensverwalter Merz: Die Jahresendrally fällt aus
Als ausgewiesenen Optimisten kann man Dieter Merz, den Chef der Vermögensverwaltung bei der quirin bank wahrlich nicht bezeichnen. Finanzen.net befragte ihn zu den Perspektiven der unterschiedlichen Vermögensklassen.
finanzen.net: Mit Irland musste der erste Staat Europas unter den Schutzschirm der EU schlüpfen. Gehen Sie davon aus, dass deutsche Aktien weiter gefragt bleiben?
Dieter Merz: Deutschland profitiert zweifellos von einer Sonderkonjunktur und wird wohl angesichts stürmischer Zeiten weiterhin als sicherer Hafen fungieren. Kapital dürfte auch in Zukunft in deutsche Aktien fließen, die Probleme Irlands, Portugals und Spaniens sollte man aber keineswegs ignorieren. Vor allem deutschen Banken könnte 2011 weiteres erhebliches Ungemach drohen. Ich traue dem deutschen Aktienmarkt relative Stärke zu, wobei man ihn allerdings als Einäugiger unter den Blinden betrachten kann. Grundsätzlich Gegenwärtig glaube ich nicht mehr an eine Jahresendrally, die Marke von 7.000 DAX-Zählern muss wohl noch etwas warten.
An den Kapitalmärkten ist die Umlaufrendite seit Ende August von 1,81 auf zeitweise mehr als 2,4 Prozent angestiegen. Sehen Sie bei Bundesanleihen die vorhandenen Risiken nunmehr angemessen verzinst?
Deutsche Anleihen sollten ihrer Rolle als sicherer Hafen auch im kommenden Jahr gerecht werden und von Unsicherheiten und den dadurch bedingten Kapitalzuflüssen profitieren. Diese dürften dazu führen, dass wir keinen signifikanten Zinsanstieg sehen werden.
Wie gewichten Sie als Chef des Geschäftsfelds Vermögensverwaltung Aktien in den Depots der quirin bank-Kunden?
Da wir als Multi-Asset-Manager grundsätzlich alle Vermögensklassen berücksichtigen und sich das Gros unserer Kunden für eine konservative Anlagestrategie entschieden hat, fahren wir derzeit eine relativ geringe Aktienquote.
Wie würden Sie die aktuelle Anlagestrategie bezeichnen? Gab es im laufenden Jahr einen markanten Strategiewechsel?
Da trifft die Bezeichnung sehr konservativ wohl am besten zu. Mit unserem Absolute-Return-Ansatz versuchen wir, in jedem Monat Wertzuwächse zu erzielen, was in 2010 auch weitestgehend gelungen ist. Wir scheuen uns aber auch nicht, beim DAX long und bei deutschen Banken gleichzeitig short zu gehen, um dadurch dezidierte Marktmeinungen umzusetzen.
In welchen Märkten sehen Sie im kommenden Jahr überdurchschnittliches Kurspotenzial?
Angesichts der virulent vorhandenen Rückschlagspotenziale bei Aktien und Rohstoffen wird ein aktives Management durch Regulieren der einzelnen Vermögensklassen 2011 extrem wichtig. Grundsätzlich sehe ich lediglich bei Gold ein längerfristiges Aufwärtspotenzial, da die globalen Konjunkturperspektiven sowie die zuletzt ausgeblendeten geopolitischen Risiken immer wieder für Unsicherheit sorgen werden.
Ihr Preismodell sieht bei der Vermögensverwaltung neben einer pauschalen Monatsgebühr eine 20%ige Erfolgsbeteiligung vor. Können Sie uns verraten, welche Performance Sie bislang im Jahr 2010 erzielt haben?
Bei der konservativen Variante liegen wir gegenwärtig bei plus 6,5 Prozent, wobei die Volatilität mit aktuell knappetwas über dreizwei Prozent einen ausgesprochen niedrigen Wert ausweist. Hier sollte man berücksichtigen, dass sich in unserem Geschäftsbereich Vermögensverwaltung 90 Prozent unserer Kunden für die konservative Strategie entschieden haben und dabei größten Wert auf den Erhalt und die Sicherung ihres Vermögens legen.
Zur Person:
Dieter Merz ist bei der quirin bank verantwortlich für die Vermögensverwaltung und das Research. Zuletzt hat Herr Merz eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Vermögensverwaltung unter Berücksichtigung strenger Anlagekriterien eingeführt.