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KB Assets Strategie-Kolumne

Ist die Korrektur beendet oder laufen wir in eine Bullenfalle?

06.11.09 10:50 Uhr

Ist die Korrektur beendet oder laufen wir in eine Bullenfalle? | finanzen.net

Liebe Leserinnen und Leser, wieder war die nun zu Ende gehende Handelswoche eine sehr aktive in den einzelnen Industriesektoren, die ich verfolge!

Erstaunlicherweise zeigt sich aktuell die Erholung der letzten beiden Tage weniger stark unter der Oberfläche der Indizes, als man das annehmen würde! Etwa 80 Prozent der Sektoren des S & P 500 stehen auf einem Verkaufssignal und auch die NYSE und der OTC- Markt („over the counter“) mussten in den letzten Tagen Kapitalabflüsse hinnehmen!

Dies verwundert in so fern nicht, da die Vorwoche mit einem Paukenschlag endete und eine schwierige Marktphase einläutete. Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung meiner Analyse hier am vergangenen Freitag trat ein Ereignis ein, welches ich angesprochen hatte! Mit einem der 20 größten prozentualen Tagesanstiege seit 1987 schoss die Volatilität nach oben und übersprang erstmals seit 11 Monaten wieder ihre fallende Abwärtstrendgerade! Das Läuten der „Panikglocke“ ist ein Signal, welches Sie aus Gründen der Risikokontrolle unbedingt beachten sollten.

Keine Glaskugel, aber ein guter Risikoparameter

Obwohl es heute einige Hinweise darauf gibt, dass die Konsolidierung in den Indizes bereits beendet sein könnte, würde ich keine voreiligen Long-Positionen aufbauen und mich eher diszipliniert zurückhalten. Noch halte ich die Gefahr, in eine idealtypische Bullenfalle zu rennen, für relativ hoch! Denn wie ich hier bereits darlegte, ist der „Bullish Percent Index“ ein Risiko- und kein Timing-Parameter! Aktuell notiert der Index bei 68 % und in einer O-Spalte, die den anhaltenden Kapitalabfluss symbolisiert! Mithin wurde die kritische 70 %-Marke von oben durchstoßen in Verbindung mit einem Vola-Ausbruch! Dies ist die klassische Ausdrucksform eines Marktes in einem hohem Risiko-Zustand!

Zu früh für eine Entwarnung

Obwohl sich die Börsen momentan wieder von ihren zyklischen Tiefs lösen, beachte ich die abnehmende Marktbreite ehrfürchtig. Denn während meiner Jahre in den Handelsräumen verschiedener Banken habe ich gelernt, dass man mit diskretionären Handelsansätzen mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit zu den Verlierern an der Börse gehört. Vor allem setze ich diesen Indikator auch für meine Kunden ein, um die Investitionsphasen von den Risikophasen zu trennen, denn für Investoren muss der Kapitalerhalt vor dem Vermögenszuwachs stehen!

Anders ausgedrückt: Wir müssen akzeptieren, dass es Markzustände gibt, in denen man mit relativ geringem Risiko Positionen halten darf, und das es Phasen gibt, in denen „Mr. Market“ gegen uns Anleger punktet. Ganz wichtig ist es meiner Meinung nach sich davon freizumachen, permanent auch die kleinsten Marktbewegungen handeln zu wollen. Viel wichtiger ist es, zu den „richtigen“ Zeitpunkten im Markt zu sein – egal ob long oder short! Gut kann man diese Vorgehensweise mit der Spielweise des American Football vergleichen. Dort sollte die Mannschaft, die den Ball führt, auch tunlichst punkten, denn der Ball wechselt viel seltener zwischen den Mannschaften als in „unserem“ europäischen Fußballspiel! Es gibt Zeiten, in denen man riskieren darf sein Vermögen zu mehren, und Zeiten, in denen man es verteidigen muss. Aktuell steht der BPI in einer den Angebotsüberschuss signalisierenden O-Spalte an einem kritischen Punkt! Dies bedeutet, dass die Verkäufer die Trümpfe in der Hand halten und die Zahl der Aktien, die auf einem objektiven Verkaufssignal steht, zunimmt!

Die FED blickt nach hinten und die Märkte nach vorne

Eigentlich ist es ja nicht besonders lukrativ zu spekulieren, warum die Börse gerade fällt oder steigt! Wegen der extremen konjunkturellen Verwerfungen ist es aber momentan sehr interessant, die Protokolle der US-Notenbank FED näher zu beleuchten. Trotz der Probleme im „internen“ Markt hat es die FED offenbar geschafft, die Indizes kurzfristig auf einen wahrscheinlich nur vorübergehenden Erholungskurs zu schicken. Mit sehr geschickten Worten hat die Notenbank die bestmögliche Konstellation für bullische Träume umrissen. Sie sieht die amerikanische Wirtschaft auf Erholungskurs, gab aber wie in den vergangenen Monaten nach wie vor noch keinen Hinweis auf die nächste Zinserhöhung. Einige Ökonomen hatten hingegen mit einer Wortwahl gerechnet, die den Zeitpunkt der zwangsläufigen Zinserhöhung andeuten würde. Konkret stellte die FED fest, dass sich die Konjunktur weiter erholt, der Immobilienmarkt leicht belebt und sogar die Verbraucherausgaben etwas anziehen würden. Speziell die Aussagen über die freundlichen Verbraucherausgaben haben meiner Meinung nach den freundlichen Impuls an den Märkten ausgelöst, denn der Konsument bleibt die Achillesferse im konjunkturellen Aufschwung. In den vergangenen zwei Jahrzehnten war der US-Verbraucher mit seiner legendären Kaufsüchtigkeit zu Lasten der Sparquote der Garant für zwei Drittel des weltweiten Wirtschaftsbooms! Da aber sogar der schwächelnde Dollar nur einmal ausgegeben werden kann, ist es also mehr als optimistisch, gleichzeitig auf eine Erholung des Konsums und eine Entschuldung der US-Wirtschaft zu wetten! In diesem Zusammenhang sollte beachtet werden, dass die bisherige Erholung der Konjunktur vom Lageraufbau ausgelöst wurde. Nun müssen die Verbraucher zurückkehren und den Aufschwung tragen, um ein Strohfeuer zu verhindern. Dies aber ist ein langwieriger Prozess der Vertrauensbildung, der nicht in kürzester Zeit erwartet werden darf. Vor allem in Zeiten, in denen die Arbeitslosenquote stramm ansteigt! Da würde ich auch nicht voreilig auf die leicht verbesserten Erstanträge vom Donnerstag hoffen. Aber über den Arbeitsmarkt wird ja der Freitag etwas Klarheit vermitteln. Hier lauert nun nach dem positiven Wochenbericht für die Märkte ein negatives Überraschungspotential kurz vor dem Wochenende.

Bullenfalle im DAX gestellt?

Bekanntlich bin ich kein Freund einer willkürlichen Benchmark, vor allem wenn sie wie der DAX nur aus 30 Werten besteht. Da sehr viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sich speziell für diesen Index interessieren, will ich ihn noch rasch als Point & Figure Chart darstellen.

Sehr gut erkennt man speziell im P & F Chart den stabilen Aufwärtstrend im DAX, den auch die aktuelle Korrektur nicht einmal im Ansatz beschädigen konnte! Die aufsteigende Bullische Unterstützungslinie wurde nicht einmal berührt. Auf der anderen Seite wechseln sich die längeren X-Spalten (Nachfrageüberschuss) und die kürzeren O-Spalten (Angebotsüberschuss) ab und bilden den Aufwärtstrend aus höheren Hochs und ansteigenden Tiefs. Erst in den letzten beiden Wochen hat sich dieses Bild verschoben, wie Sie im rechten Teil der Grafik erkennen können. Nach dem Oktoberhoch bei etwa 5.850 Punkten bildete sich Anfang November (den erkennen Sie am Buchstaben B) eine O-Spalte, die die vorhergehende O-Spalte unterschritt. Dies muss als Warnzeichen und einfaches Verkaufsignal bewertet werden. Aktuell erkennen Sie in der rechten X-Spalte den Gegenangriff der Bullen deutlich, der aber noch längst nicht die Güte eines „echten“ Kaufsignals besitzt. Einen „Matchball“ mit Kaufsignal würden die Bullen erst oberhalb der vorigen X-Spalte bei 5.850 Punkten erringen. Bis dahin steht der Angriff der Bullen auf tönernen Füssen und man sollte sich gut überlegen, ob man diesen wirklich mitgehen will. Leider gibt es aber an der Börse keine Sicherheit, sondern nur Wahrscheinlichkeiten, die man als Anleger gut abwägen sollte. Deshalb will ich auch die guten Argumente der Bullen vortragen. Der Spaltenwechsel in Richtung der Nachfrage wurde in der Gegend einer kleinen Unterstützung bei 5.350 Punkten erreicht. Bis hierher korrigierte der DAX um 8,5 % vom Top her, was von den Unterinvestierten als attraktive Einstiegsgelegenheit interpretiert worden sein könnte.

Ebenfalls für eine Gegenbewegung spricht ein kurzfristig funktionierender Indikator, der den prozentualen Anteil der Werte an der NYSE misst, die unterhalb ihrer 50-Tage-Linie handeln. Obwohl es natürlich als sehr negativ zu bewerten ist, wenn viele Werte ihre sehr wichtige 50-Tage-Linie verlieren, gibt es dennoch typische prozentuale Muster, an denen häufig Gegenbewegungen starten. Einen typischen Wendepunkt bei knapp 40 %, der etwas über die Verkauftheit eines Marktes aussagt, hat die NYSE kürzlich erlangt und wird zwangsläufig auch den DAX auf die Sprünge helfen. Selbstverständlich ist dabei die Tatsache, dass der Dow Jones die psychologisch wichtige 10.000 Punkte-Barriere zurückerobert hat, auch als Vorteil zu bewerten. Wichtiger für meinen strategischen Ansatz ist aber zweifellos der Bullish Percent Indikator, der wie oben beschrieben, Sie zu sehr großer Vorsicht ermahnen sollte. Mindesten solange dieser in einer O-Spalte handelt, sehe ich keinen Grund für aggressive Käufe und würde gut abgesichert in der Deckung bleiben. In der jetzigen Marktphase schadet es Ihnen nicht, wenn Sie einmal die anderen die Kastanien aus dem Feuer holen lassen. Diesem System zu vertrauen hat sich schon sehr häufig bezahlt gemacht. Denken Sie dabei nur an den Frühling, als der BPI die historische Chance schon zwei Wochen vor dem Beginn der Rallye deutlich anzeigte und die Kapitalzuflüsse signalisierte. Aus den genannten Gründen bleibe ich zunächst vorsichtig, kann mir aber eine Zwischenerholung bis etwa 5.550 oder 5.600 Punkten gut vorstellen, bevor wir nochmals die Gegend bei 5.050 bis 5.100 testen!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und viel Erfolg!

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl verfügt über langjährige Erfahrung in der Vermögensverwaltung und betreibt die Seite www.kb-assets.de, die vor allem Tipps für die Kombination von Absolut-Return-Strategien und vermögensverwaltenden Konzepten gibt!

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