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KB-Assets Strategie-Kolumne

Kapitalabflüsse werden deutlicher

02.10.09 11:39 Uhr

Allmählich kommt wieder Bewegung in die Kurse und die Spannungskurve erhöht sich!

Liebe Leserinnen und Leser,

Nachdem seit etwa zwei Wochen die Indizes per Saldo seitwärts liefen, werden die Bullen nervös! Seit der Juli-Korrektur erhöhen sich nun erstmals die Chancen für die Bären erheblich, woran auch die kurz auflodernde „Wahlparty“ der Marktteilnehmer nicht viel ändern konnte. Meine vergangene Woche hier geäußerte Warnung bezüglich des erhöhten Risikos und des überkauften Marktzustandes der Börsen erhalte ich selbstverständlich aufrecht. Trotzdem ist es noch zu früh um zu sagen, ob die von vielen Akteuren seit längerem erhoffte scharfe Korrektur begonnen hat oder nicht. Nach wie vor verharrt die von mir stark beachtete Veränderung der Marktbreite zwar in der überhitzten Zone, hat aber noch kein klares Verkaufssignal generiert.

Logischerweise erwarten die Pessimisten, die den Aufwärtsimpuls mehr oder weniger verschlafen haben, schon seit Wochen eine Korrektur und sehnen diese förmlich herbei. Wenn aber zu viele Marktteilnehmer an der Börse eine bestimmte Richtung antizipieren, kann man diese mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Zeitachse um eine ganze Weile nach hinten verschieben. Dieses Phänomen erleben wir bereits seit Wochen, ja sogar seit Monaten! Obwohl die weltweiten Börsen derzeit sehr stark überkauft sind, macht es noch keinen Sinn auf alle fallende Kurse zu wetten- trotz des gestrigen sehr schwachen Tages. Auch wenn dies auf aktuellem Niveau reizvoll erscheint empfehle ich Ihnen, auf ein objektives Verkaufssignal zu warten. Für mich ist ein objektives Verkaufssignal der Point & Figure-Technik erreicht, wenn sich der Kapitalabfluss in so weit verstärkt, dass der hier des öfteren von mir erwähnte NYSE Bullish Percent Index in eine 0-Spalte übergeht und unter die 70 %-Marke fällt. Noch ist es nicht so weit und trotz der zunehmend nervösen letzten Handelstage notiert der Index noch bei 80 % und in einer X-Spalte, die den Nachfrageüberschuss anzeigt. Natürlich können sehr kurzfristig und spekulativ orientierte Trader wegen der aktuellen Kapitalabflüsse bereits oberhalb der 70 %-Marke Shorts eingehen, benötigen dazu aber eine große Portion Glück, auf die man sich an der Börse niemals verlassen sollte. Oder um es kurz und prägnant auszudrücken: die Indizes sind angezählt, machen für mich aber noch nicht den Endruck eines „sterbenden Schwans“! Daran ändert auch der jüngste Kursrutsch noch nichts, obwohl es innerhalb der von mir viel beachteten Sektorentwicklung gewaltig zu „brodeln“ beginnt.

Beispiel Autosektor

Einer der Sektoren, die entgegen dem positiven Trend bereits seit Wochen in den USA angezählt sind, ist der Autosektor. Dies ist aus zwei Gründen auch für international orientierte Anleger von großer Bedeutung. Einerseits setzen sich die Tendenzen der US-Sektoren praktisch immer auch in Europa fort, da große Anleger nur selten in einzelne Titel investieren, sondern sich meist ganze Aktienkörbe einer Branche ins Depot legen. Auf diese Weise wird das spezifische Risiko einer einzelnen Firma reduziert. Auf der anderen Seite dauern die Veränderungen der relativen Stärke von Sektoren gegen ihren Index meist nicht nur einige Wochen, sondern Monate an. Für quantitativ orientierte Anleger ist es unerheblich, warum sich diese Prozesse innerhalb der Sektoren und Indizes abspielen. Denn bekanntlich hinken die öffentlich zugänglichen Nachrichten der Wirklich weit hinterher, während die Börsenkurse vorauseilen. Daher glaube ich auch nicht, dass die gestrigen schwächeren Daten des verarbeitenden Gewerbes in den USA der primäre Auslöser für den Kursrutsch waren.

Chart: Europäischer Autosektor

Quelle: tradesignalonline.com

Charttechnische Rutschgefahr bei Autoaktien

Obwohl noch kein eindeutiges Verkaufssignal der P & F-Charttechnik vorliegt, erkennt man sehr gut die nachlassende Dynamik bei den Autowerten. Seit Ende Juni liegt eine Reihe fallender Hochpunkte vor und aktuell halten die Bären wieder den Ball, zu erkennen an der O-Spalte im rechten Bereich der Grafik, die den Angebotsüberschuss signalisiert. Bedenklich auch, dass der Autosektor wieder unter seinen einfachen gleitenden Durchschnitten der 20- und 50-Tage-Linie handelt, was dieser Grafik aber nicht zu entnehmen ist. Wie oben kurz angedeutet stehe ich dem Autosektor aber vor allem skeptisch gegenüber, da er seit Wochen an Marktbreite verliert und eine wachsende Anzahl von Indexmitgliedern verzeichnet, die auf ein objektives P & F Verkaufssignal dreht. Meiner Meinung nach sehen wir weitere Korrekturen bei Autos und Zulieferern, die den Index bis in den Bereich von zunächst 200 Punkten drücken könnten, weshalb ich diesen bis auf weiteres meiden würde.

Panik-Indikator Volatilität schießt nach oben

Auch die Vola deutet darauf hin, dass der Kampf zwischen Bullen und Bären in eine spannende Phase gerät! Langfristig pendelt die Vola zwischen 23 und 28, schoss aber im vergangenen Herbst auf unglaubliche Rekordwerte von 78 ! Je höher die Vola und damit die Panik steigt, desto schneller fallen die Kurse in der Regel. Umgekehrt benötigen Haussephasen wie die derzeitige ruhige Marktphasen mit fallender Schwankungsintensität. Seit Monaten weicht die Schwankung aus den Märkten und bildete einen doppelten Boden bei 23. Dadurch wurde der Grundstein für die jüngsten zyklischen Hochs in den Indizes gelegt. Doch aktuell erscheint es, dass sich dieses positive Muster zu Ungunsten der Aktien verschieben könnte. Denn während seit Jahresbeginn die Vola unterhalb ihrer fallenden „bärischen Widerstandslinie“ verharrte, ist sie nun auf dem Sprung diesen Trend zu beenden.
Wie Sie im rechten Bereich des Charts erkennen, hat sich eine „positive“ X-Säule gebildet, die nun von unten kommend die fallende Trendlinie durchschlagen könnte. In der Point & Figure-Philosophie ist dies ein Warnzeichen, was unbedingt zu beachten ist.

Trendwechsel im breiten Markt oder nur Gewinnmitnahmen?

Obwohl es für aggressive Leerverkäufe meiner Meinung nach noch zu früh ist, sollte man spätestens jetzt mit sehr engen „Stopp-Loss-Limiten“ agieren.
Die heute und in den kommenden Tagen in der Presse zu lesenden negativen Marktkommentare lasse ich an mir abprallen, da sie einem Investor keinen Nutzen bringen.
Einige konjunkturelle Daten sind aber alles andere als erdrückend positiv. Der jüngst wieder gefallene US-Einkaufsmanager-Index der wichtigen Region um Chicago ist dafür ein Anzeichen, ebenfalls die gesunkene Aktivität des verarbeitenden Gewerbes.
Trotzdem will ich Sie aber hier nicht mit einer der üblichen subjektiven Würdigungen der volkswirtschaftlichen Daten quälen, sondern Ihre Aufmerksamkeit auf einen anderen Punkt lenken. Ein kaum in den Medien diskutiertes Risiko, welches die Hausse ausbremsen könnte, sind die massiven weltweiten Kapitalerhöhungen. In den vergangenen Wochen nutzten zahlreiche Unternehmen die Gunst der Stunde, um mittels Kapitalerhöhungen ihre knappe Eigenkapitaldecke zu stärken. Die Gelegenheit dafür ist günstig, da die Stimmung am Aktienmarkt prima ist, während sich am Rentenmarkt langsam Sorge wegen der dünnen Höhenluft ausbreitet. <

Eine der Firmen, die nun ihr Kapital massiv erhöhen, ist der Baustoffkonzern Heidelberg Cement. Mehr als zwei Milliarden Euro werden durch die Kapitalerhöhung in die Kassen des verschuldeten Unternehmens gespült, falls alle neuen Aktien gezeichnet werden. Dies wäre die größte Kapitalerhöhung in Deutschland seit fast fünf Jahren. Da die jungen Aktien aber von den Marktteilnehmern absorbiert werden müssen, könnte dies natürlich die allgemeine Dynamik des Aufwärtstrends an den Börsen ins Stocken geraten lassen. Umgekehrt kann man die Serie von Kapitalerhöhungen, die übrigens die Infineon AG einleitete, aber auch als positives Zeichen für die derzeit hohe Liquidität in den Märkten interpretieren.

Wie in dieser Analyse dargelegt, gibt es derzeit einige Risikofaktoren in den Märkten, aber noch ist es zu früh, den Bären kampflos die Manege zu überlassen!

Klaus Buhl verfügt über langjährige Erfahrung in der Vermögensverwaltung und betreibt die Seite www.kb-assets.de, die vor allem Tipps für die Kombination von Absolut-Return-Strategien und vermögensverwaltenden Konzepten gibt!

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