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Agic-Chef: "China will bis 2025 in die erste Liga"

18.06.16 08:00 Uhr

Agic-Chef: "China will bis 2025 in die erste Liga" | finanzen.net

Heiko von Dewitz, Chef des China-Investors Agic, spricht im Interview mit Euro am Sonntag über die geplanten Milliarden-Zukäufe in Europa.

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Bis Herbst will die deutsch-chinesische Private-Equity-Firma AGIC Capital eine Milliarde Dollar Kapital für Unternehmensbeteiligungen erreicht haben. Die erste große Transaktion war die Beteiligung am milliardenschweren Kauf des Weltmarktführers für Maschinen zur Kunststoffverarbeitung KraussMaffei Group. Vor wenigen Tagen landete AGIC mit dem Kauf des italienischen Robotergreifarm-Spezialisten Gimatic den ersten Deal in Eigenregie. Heiko von Dewitz, Mitgründer und Deutschland-Chef von AGIC, über die Ziele der Firma in Europa.

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Euro am Sonntag: Herr von Dewitz, im Januar beteiligte sich AGIC am Kauf des Anlagenbauers Krauss Maffei, jetzt wird der italienische Robotergreifarmspezialist Gimatic übernommen. Wie viele weitere Firmen stehen auf Ihrer Liste?
Heiko von Dewitz: Wir denken, dass wir bis Jahresende ein bis zwei weitere Akquisitionen abschließen werden. Interessant sind Firmen aus der Automatisierung, der Robotik, der Medizin- und Umweltschutztechnik sowie aus dem Technologiesektor rund um neue Materialien.

In welchen Größenordnungen sind Deals möglich?
Im dritten Quartal werden wir voraussichtlich über eine Milliarde Dollar Kapital verfügen. Damit haben wir viel Spielraum - auch für deutlich größere Investments als die jüngste Beteiligung an Gimatic.

Welche Firmen will AGIC?
Wichtig ist eine Top-Position in einem Markt. Kraus Maffei ist Weltmarktführer bei Anlagen für Kunststoffverarbeitung, aber auch die viel kleinere Gimatic ist technologisch führend.

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Welche Regionen bevorzugen Sie in Europa?
Norditalien, den deutschsprachigen Raum, Länder im Norden Europas und im Osten zum Beispiel Polen, Tschechien oder die Slowakei.

AGIC will seinen Firmen den Zugang zu China ebnen. Sind für mittelgroße Technologiefirmen aus Europa deshalb künftig Beteiligungen der beste Weg ins Reich der Mitte?
Wir denken, dass wir als Partner für Wachstum, den Firmen in unserem Portfolio einen großen Mehrwert bieten, indem wir ihnen dort Top-Kunden sowie Vertriebs- und Distributionspartnern vermitteln.

Krauss Maffei ist jetzt, genauso wie der jüngst von ChemChina übernommene Reifenhersteller Pirelli, eine Tochter des chinesischen Konzerns. Wird AGIC seine Beteiligungen bevorzugt an Unternehmen aus China veräußern?
Nein. Bei Gimatic konzentrieren wir uns auf die Internationalisierung und den Ausbau des Geschäfts in Asien. Als Private-Equity-Fonds werden wir selbstverständlich Beteiligungen zu einem späteren Zeitpunkt veräußern. Das ist Teil des Geschäftsmodells. Es wird jedoch keine Präferenzen für bestimmte Käufergruppen geben.

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Was macht AGIC Capital aus?
Wir denken nicht transaktionsorientiert. Das unterscheidet uns von anderen Finanzinvestoren. Unsere Wachstumspläne für eine Firma sind auf rund fünf Jahre angelegt. Wenn es jedoch gut läuft und die Beteiligung weiter im Sinne des Unternehmens und auch für uns sinnvoll ist, können wir uns auch längere Haltezeiträume vorstellen.

Wo sehen Sie AGIC im Vergleich zu Beteiligungsgesellschaften wie Indus oder DBAG. Wollen Sie im Portfolio ebenfalls Gruppen aus Firmen aufbauen?
Nein. Wir fahren keinen Holding-Ansatz.

Wie viele Investoren aus China hat AGIC?
Ihr Anteil überwiegt aktuell. Aber wir treiben eine Internationalisierung der Investorenbasis voran. Das Interesse europäischer Investoren reicht von Pensionskassen über Versicherungen bis zu Verwaltern von Familienvermögen, den Family Offices.

Will China über AGIC Zugang zu westlichen Technologien bekommen?
China will bis 2025 in die erste Liga der produzierenden Volkswirtschaften aufsteigen. Das Land will das über die Qualität und Leistungsfähigkeit der im chinesischen Markt verfügbaren Technologien schaffen. Unser Fokus auf führende Firmen und unsere Expertise als Brückenbauer ist dafür eine Option.

Bildquellen: Argum/AGIC Capital, Jim Barber / Shutterstock.com