Euro am Sonntag-Interview

BlackRock-Expertin Zhu: "Der Umbau Chinas läuft"

04.05.16 09:30 Uhr

BlackRock-Expertin Zhu: "Der Umbau Chinas läuft" | finanzen.net

Die BlackRock-Fondsmanagerin Helen Zhu über Chinas Wirtschaft, ­Reformen in dem Riesenreich - und Chancen bei chinesischen Aktien.

Werte in diesem Artikel

von Alexander Sturm, Euro am Sonntag

€uro am Sonntag: Chinas Wirtschaft wächst so langsam wie seit 25 Jahren nicht. Doch jüngst gab es wieder bessere Daten. Zeichnet sich ein Boden ab?
Helen Zhu:
6,7 Prozent Wachstum wie im ersten Quartal muss nicht der Boden sein. Die Regierung peilt mittelfristig 6,5 Prozent Wachstum an. Selbst fünf Prozent wären verkraftbar, solange sie nachhaltig sind, denken wir. Peking will den sozialen Frieden wahren und die Arbeitslosigkeit ebenso begrenzen wie Deflationsrisiken. China legt mehr Wert auf qualitatives als auf zyklisches Wachstum.

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Investoren ziehen bei schlechten Daten schnell Kapital ab. Kann Peking da entspannt sein?
Es ist eine Frage des Erwar­tungsmanagements. Läge eine harte Landung Chinas bei fünf oder bei drei Prozent Wachstum? Es hängt davon ab, wie schnell das Wachstum sinkt und ob dies kontrolliert und innerhalb der Erwartungen geschieht. China muss beim Wirtschaftsumbau Schmerzen hinnehmen. Kurzfristiger Schmerz ist aber langfristiger Gewinn.

Peking will die Wirtschaft weniger auf Export und mehr auf Konsum ausrichten. Gelingt es?
Der Umbau der Wirtschaft läuft und der Binnenkonsum ist stabil. 2009 in der Finanzkrise war die Nachfrage zu niedrig. Heute gibt es weniger ein Nachfrage-, sondern ein Angebotsproblem in einigen Bereichen der Schwer­industrie. Die Überschüsse, bei Kohle oder Stahl etwa, müssen vom Markt. Peking bekämpft sie daher mit Umweltreformen.

Viele Investoren fürchten eine Immobilienblase. Zu Recht?
Ich glaube nicht, dass es eine landesweite Immobilienblase gibt. Das Preisproblem trifft wenige Großstädte, der Schuldenhebel der Investoren ist landesweit recht gering. Peking dämpft Neubauten mit Auflagen, zugleich lockert man Restriktionen beim Erwerb von Immobilien, was insgesamt den Wohnungsbestand am Markt senkt.
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Im Januar wertete China den Renminbi ab, die Börsen fielen. Drohen neue Abwertungen?
Es könnte neue Abwertungen zum Dollar geben. China will aber keinen Währungskrieg mit Hauptwirtschaftspartnern. Peking sieht sich verpflichtet, seine Währung stabil zum handelsgewichteten Währungskorb zu halten. Ob das eine starke Abwertung bedeutet, hängt davon ab, wie stark die US-Geldpolitik vom Rest der Welt abweicht.

Wie investieren Sie im Fonds?
Wir legen flexibel an. Derzeit ­haben Immobilienwerte und ­Finanz-Broker etwas mehr Gewicht als im Vergleichsindex, Banken und Versicherer etwas weniger. Letztere sind dennoch große Positionen. Bei Industrieaktien halten wir uns zurück, gerade in der Investitionsgüter­industrie. Da es Überkapazitäten gibt, dürfte die Nachfrage etwa nach Maschinen sinken.

Wie sieht es bei Rohstoff- und Technologiewerten aus?
Wir waren zuversichtlich für Öltitel im bisherigen Jahresverlauf und besonders für Kohleförderer. Das ist unsere größte konträre Wette. Bei Technologie­aktien setzen wir gerade auf solche, die von Konsum profitieren, wie führende Internethändler.
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Anleger wagen sich langsam wieder an Schwellenländer. Wie schlägt sich der Fonds 2016?
Viele Investoren sind noch skeptisch gegenüber Schwellenländern. Chinesische Aktien sind attraktiv: In Hongkong gehandelte Papiere sind niedriger bewertet als in der Finanzkrise und viel günstiger als Aktien vom chinesischen Festland. Unseren Vergleichsindex haben wir in den letzten drei Monaten geschlagen - wie auch schon in den Jahren davor.

zur Person:

China-Expertin
Helen Zhu ist seit 2014 einer der ­beiden Manager des BGF China Fund von BlackRock (siehe "Fonds im ­Fokus" links). Beim weltgrößten Vermögensverwalter ist Zhu Expertin für ­chinesische Aktien. Zuvor arbeitete sie für die Bank ­Goldman Sachs.


Investor-Info

Fonds im Fokus
BlackRock China Fund

Der 2008 aufgelegte BGF China (siehe Interview rechts) legt flexibel in chinesischen Aktien an. Die beiden Fondsmanager Helen Zhu und Andrew Swan investieren sowohl in Titel vom Festland, die im Shanghai Composite Index notieren (A-Aktien), als auch in Werte, die in Hongkong gehandelt werden (H-Aktien). Seit 2012 hat der Fonds den Vergleichs­index Jahr für Jahr übertroffen. Über fünf Jahre brachte er es auf eine Rendite von sechs Prozent per annum. Jedoch ist der Fonds nichts für Risikoscheue: Sein Wert schwankte in den vergangenen Jahren stark, da in Shanghai eine Aktienblase platzte. Im Portfolio dominieren Finanztitel wie China Construction Bank, Technologiewerte wie Tencent und Konsumaktien wie Alibaba.
Fazit: Für risikobereite Anleger ein ­aussichtsreicher China-Aktienfonds.
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