Nato verlangt von Rüstungsindustrie mehr Risikobereitschaft
BUKAREST (dpa-AFX) - Nato-Generalsekretär Mark Rutte fordert von der Rüstungsindustrie mehr Risikobereitschaft bei der Ausweitung von Produktionskapazitäten. "Gefährliche Zeiten verlangen mutiges Handeln", sagte er bei einem Treffen mit Vertretern der Rüstungsindustrie in der rumänischen Hauptstadt Bukarest.
Er wisse, dass Unternehmen auf ihre Aktionäre schauten und darauf warteten, dass Regierungen langfristige Verträge unterzeichneten. Er könne aber versichern, dass beim Thema Verteidigungsinvestitionen der politische Wille, das Geld und die Nachfrage da seien.
"Lassen Sie sich nicht von der Angst vor zukünftigen Überkapazitäten davon abhalten, die realen Bedürfnisse von heute zu erfüllen", betonte der frühere niederländische Regierungschef. Er sei überzeugt, dass alles, was produziert werde, auch gekauft werde.
Rutte: Bedrohungen sind dauerhaft
Konkret bot Rutte der Industrie zudem einen Deal an. Wenn diese die Liefermengen erhöhe, bestehende Produktionslinien erweitere und neu eröffne, verspreche er, dass die Nato alles tun werde, um die Beschaffung zu beschleunigen und Innovation weiter zu unterstützen. Zudem werde er weiterhin alles tun, um die Regierungen zu ermutigen, ihren Worten Taten folgen zu lassen und Verträge zu unterzeichnen.
Zum Hintergrund sagte Rutte bei dem Nato-Industry Forum, die Bedrohungen, mit denen man konfrontiert sei, seien real und dauerhaft. Die Gefahr, die von Russland ausgehe, werde selbst dann nicht enden, wenn der ungerechtfertigte Krieg des Landes gegen die Ukraine ende.
"Russland wird auf absehbare Zeit eine destabilisierende Kraft in Europa und in der Welt bleiben", betonte er. Dabei arbeite es auch mit Ländern wie China, Nordkorea und dem Iran zusammen. Diese Länder bauten ihre verteidigungsindustrielle Zusammenarbeit auf ein nie dagewesenes Niveau aus und bereiteten sich auf eine langfristige Konfrontation vor.
Rutte äußerte sich auch zu ersten Erfolgen bei den Bemühungen der Nato um eine deutliche Ausweitung der Rüstungsgüterproduktion. Er sagte: "Bis vor Kurzem produzierte Russland mehr Munition als alle Nato-Staaten zusammen - aber das ist nicht mehr der Fall." In der gesamten Allianz würden derzeit zahlreiche neue Produktionslinien eröffnet und bestehende ausgebaut. Aus dem Hauptquartier in Brüssel hieß es allerdings später auf Nachfrage, dass Russlands Produktionsniveau bislang noch nicht erreicht sei./aha/DP/jha