Arbeitsmarkt bremst Gründer in Deutschland, Qualität steigt aber

Die Gründungstätigkeit in Deutschland ist trotz des starken Konjunkturschubs im vergangenen Jahr auf ein neues Tief gesunken.
557.000 Menschen wagten im vergangenen Jahr hierzulande den Schritt in die Selbstständigkeit, 17 Prozent weniger als noch vor Jahresfrist. Gleichwohl wächst allerdings der Anteil der Gründer mit innovativen Ideen. Das geht aus dem aktuellen Gründungsmonitor der bundeseigenen KfW Bankengruppe hervor.
Ursächlich für den aus Sicht der KfW unerwarteten Rückgang ist nach Einschätzung von Chefvolkswirt Jörg Zeuner der leer gefegte Arbeitsmarkt. Die Möglichkeiten, eine abhängige Beschäftigung zu finden, seien "zu gut" gewesen. Eingebrochen seien deshalb vor allem Nebenerwerbsgründungen. Ihre Zahl fiel um ein Viertel gegenüber 2016.
Als positive Entwicklung wertet die KfW allerdings, dass die "volkswirtschaftlich bedeutsamen Gründungen" zugenommen haben. Das sind jene, die mit einer Geschäftsidee starten und nicht aus der Not geboren wurden, dass der Gründer keine bessere Erwerbsalternative hatte. Die Zahl der Chancengründungen legte anders als 2016 zu, und zwar um 8 Prozent.
Der Anteil innovativer Gründer, die mit eigener Forschung und Entwicklung an den Start gingen, stieg sogar um 31 Prozent. Verbessert hat sich die Situation auch bei den digitalen Gründern. Der Anteil der Selbstständigen, die etwa eine App oder andere digitalen Dienste anbieten, stieg von 21 auf 26 Prozent.
"Die strukturelle Qualität der Gründungstätigkeit hat sich verbessert", sagte Zeuner. "Für unsere Wettbewerbsfähigkeit wird es ganz entscheidend sein, dass wir eine beachtliche Anzahl von innovativen Unternehmen haben, denn sie sind ein wesentlicher Jobmotor der Zukunft." Allerdings klagte mehr als jeder zweite Neugründer in der KfW-Umfrage darüber, er habe Probleme, offene Stellen zu besetzen - auch dies eine Folge des starken Arbeitsmarktes.
Führend in Deutschland bei den Neugründungen sind Berlin und Hamburg. Die Bundeshauptstadt bügelte den Vorsprung der Hansestadt aus dem Jahr 2016 wieder aus. Von Berlin profitierte auch Brandenburg. Es ist das einzige Bundesland, das eine höhere Gründungstätigkeit als im Vorjahr verzeichnete und auf Rang 8 stieg. Die meisten östlichen Bundesländer leiden dagegen unter der alternden Bevölkerung, was Neugründungen angeht. Hessen rutschte um drei Plätze ab auf Rang 6. Hier habe sich die Gründungssituation nach dem ungewöhnlich starken Vorjahr wieder normalisiert, so die KfW.
Die Mehrheit der Gründer ist zum Start auf finanzielle Mittel angewiesen. Ähnlich wie in den Vorjahren beschafft sich gut ein Fünftel Geld aus externen Quellen; 8 Prozent starteten sogar mit einem großen Fremdeinsatz: Im Schnitt waren dies 122.600 Euro, wie die Studie ergab, 6 Prozent mehr als 2016.
FRANKFURT (Dow Jones)
Weitere News
Bildquellen: Christian Müller / Shutterstock.com, Smit / Shutterstock.com