ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: US-Zolldrohungen sorgen für Kursdämpfer
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Neue US-Zolldrohungen haben Europas Börsen am Freitag einen herben Dämpfer verpasst. Zum Handelsende notierten die wichtigsten Indizes allerdings etwas über ihren Tagestiefs. Die Entwicklung verlief damit ähnlich wie an den New Yorker Börsen, wo die anfänglichen Verluste schrumpften.
Der zuletzt schon schwächelnde Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank letztlich um 1,81 Prozent auf 5.326,31 Punkte. Damit verbuchte er ein Wochenminus von 1,9 Prozent - ohne den aktuellen Verlust wäre die Wochenbilanz knapp positiv ausgefallen. Auch sein deutsches Pendant Dax sowie der französische Cac 40 konnten bis zum Handelsende ihre Tagesverluste verringern. Seit Jahresbeginn stehen aber alle drei Indizes - anders als die US-Börsenbarometer - klar im Plus.
Außerhalb der Eurozone fielen die Tagesabschläge geringer aus. Beim SMI in Zürich zeigten die Kurstafeln am Ende ein Minus von 0,58 Prozent auf 12.198,69 Punkte an. Der britische FTSE 100 sank um 0,24 Prozent auf 8.717,97 Punkte.
US-Präsident Donald Trump drohte der EU Strafzölle von 50 Prozent auf deren Produkte an. Diese sollten am 1. Juni in Kraft treten, schrieb der Republikaner auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. Denn die laufenden Verhandlungen führten zu nichts.
Anleger sahen sich in ersten Reaktionen an das "Zollgewitter" von Anfang April erinnert, als Trump die ganze Welt mit hohen Abgaben auf Einfuhren in die USA schockiert hatte. Viele davon setzte er später aber vorübergehend wieder aus. Nach einem Abkommen mit Großbritannien hatte zuletzt auch Hoffnung gemacht, dass die USA mit China eine vorübergehende Regelung fand und ihre exorbitant hohen Strafzölle für chinesische Waren deutlich reduzierte.
Zudem wurden am Freitag erfreuliche europäische Konjunkturdaten veröffentlicht. Die kriselnde deutsche Wirtschaft wuchs im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal doppelt so stark wie zunächst vom Statistischen Bundesamt geschätzt. In Großbritannien hatten sich die Einzelhandelsumsätze im April stärker als erwartet erholt.
Die NordLB wies allerdings mit Blick auf das deutsche Bruttoinlandsprodukt darauf hin, dass Vorzieheffekte angesichts der Zollpolitik von Donald Trump die Exporte wohl kräftig angeschoben haben. "Trump macht die deutsche Wirtschaft vorerst wieder großartig", erklärte ING-Ökonomen Carsten Brzeski in Anlehnung an Trumps Leitspruch "Make America Great Again".
Im marktbreiten Stoxx Europe 600 erzielten am Freitag lediglich Immobilien-, Bergbau- und Versorgerwerte Gewinne, die zudem bescheiden ausfielen.
Dagegen führte der exportabhängige Autosektor mit einem deutlichen Kursrückgang die Verliererliste an. Auch Banken- und Technologietitel standen sichtbar unter Druck.
Unter den Einzelwerten legten Roche als einer der wenigen Gewinner im SMI um 0,3 Prozent zu. Der schweizerische Pharmakonzern konnte gleich mehrere positive Entscheidungen für sich verbuchen. So hatte das Unternehmen in den USA eine dritte Zulassung für das Augenmedikament Susvimo erhalten. In Europa bekam Roche im Zulassungsprozedere zum Krebsmittel Itovebi (Inavolisib) eine positive Empfehlung vom Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur.
In London gewannen AJ Bell 8,4 Prozent. Den größten Tagesgewinn seit einem Jahr verdankte der Investmentplattformen-Betreiber einem durch die schwankungsfreudigen Märkte angetriebenen überraschend hohen Umsatz und Gewinn. Auch für den Rest des Jahres zeigte sich das Unternehmen zuversichtlich./gl/he