Hot Stock der Wall Street: Shutterfly
Die kalifornische Foto-Firma gibt ein gutes Bild ab, denn die Geschäfte florieren. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs wider, der sich im stabilen Aufwärtstrend befindet.
von Tim Schäfer, New York
Die kalifornische Internetfirma ist ein Senkrechtstarter. 1999 gründete der Silicon-Valley-Entrepreneur James Clark den Online-Photospezialisten, sieben Jahre später erfolgte der Börsengang. Clark hat haufenweise Tech-Firmen ins Leben gerufen, darunter befinden sich etwa Netscape Communications oder Silicon Graphics. Die Erstnotiz von Shutterfly lag damals bei rund 15 Dollar. Mittlerweile explodierte der Nasdaq-Titel auf 59 Dollar. Der Börsenwert beträgt nun zwei Milliarden Dollar. Clark hat sich längst von der Vorstandsspitze zurückgezogen. Sein 41-jähriger Nachfolger Jeffrey Housenbold enttäuschte nicht, er verfolgt wie der Gründer einen aggressiven Expansionskurs. Brot- und Buttergeschäft ist der Verkauf von Fotobüchern.
Im Gegensatz zu den beliebten Portalen Flickr und Picasa bieten die Kalifornier unbegrenzten Speicherplatz an - und das kostenlos. User können ihre Bilder auf der Plattform selbst in extrem hoher Auflösung speichern, es gibt keinerlei Begrenzung. "Wir haben noch nie ein Bild gelöscht", heißt es auf der Webseite von Shutterfly. Kritikpunkt ist allerdings, dass man die Fotos nicht wieder in ihrer Originalauflösung herunterladen kann, sondern lediglich kleinere Auflösungen erhältlich sind. Nur über die Bestellung einer Foto-CD können Kunden die Originaldatei zurückerhalten. Das Geschäft gleicht einer Goldgrube. Voriges Jahr kletterte der Umsatz von 246 auf 307 Millionen Dollar. Der Überschuss hob von 5,8 auf 17,1 Millionen Dollar ab. Die Bilanz ist frei von Schulden. Es liegen mehr als 100 Millionen Dollar netto in der Kasse.
Zugegeben, die Bewertung ist kein Kind von Traurigkeit. So billigt die Wall Street jedem Dollar Umsatz stolze 6,60 Dollar Börsenwert zu. Auf Basis der Gewinnschätzungen der Analysten für das laufende Jahr liegt das KGV im dreistelligen Bereich, irgendwo bei 140. In der Aktie steckt gleichwohl jede Menge Phantasie. Haben die Kunden erst einmal all ihre Urlaubs- und Familienfotos in die Datenbank eingespeist, bleiben sie in der Regel dem Dienst treu und kehren immer wieder zurück. Es lassen sich auch Karten, Briefpapier, Kalender, Magnete, Puzzles, Tassen und anderer Schnickschnack ganz nach Geschmack der Kunden individuel gestalten. Das Portal schließt Blogs und Soziale Netzwerke mit ein. Andere Nutzer können beispielsweise die erstellten Fotobücher anschauen und bewerten. Freunden kann man direkten Zugriff auf die Dateien gewähren.
Um das Dienstleistungsangebot weiter auszubauen, hat Vorstandschef Jeffrey Housenbold im März die Grußkartenhersteller Tiny Prints für 141 Millionen Dollar in Cash und 3,9 Millionen neue Aktien übernommen. Es handelte sich um die größte Akquisition in der Firmengeschichte. Der stolze Kaufpreis hat einen Grund: Es ist gewaltiger Markt, der noch in der Kinderschuhen steckt. Jedes Jahr geben die Amerikaner sieben Milliarden Dollar für Grusskarten beziehungsweise Briefpapier aus, für Fotobücher sind es sogar 14 Milliarden Dollar. Erst ein paar Prozent in dieser Nische spielt sich Online ab. Den Rest des Kuchens verteilt sich noch auf den stationären Einzelhandel.

Tim Schäfer ist Journalist und schreibt seit 1998 über Börse, Aktien und Unternehmen. Seit 2006 lebt der studierte Diplom-Betriebswirt und DVFA-Aktienanalyst in New York und berichtet von dort über die Geschehnisse an der Wall Street, unter anderem für Euro am Sonntag. Bekannt ist Schäfer für seine Berichterstattungen über kleine Nebenwerte.
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