Heißhunger auf Hochverzinsliches
Junk Bonds sind dank ihrer attraktiven Rendite begehrt wie selten. Wie Privatanleger mitverdienen können – und worauf sie achten müssen.
Werte in diesem Artikel
von Oliver Ristau, Euro am Sonntag
Naturkost ist nicht nur etwas für Anhänger der Vollwertküche. Auch renditeorientierten Anlegern schmeckt die Idee derzeit gut, zumindest im Fall des traditionsreichen Branchenvertreters Schneekoppe. Der Mittelständler in Buchholz bei Hamburg reüssiert aktuell am heimischen Bondmarkt mit einer Anleihe, die Investoren jährlich eine Zinszahlung von 6,45 Prozent verspricht. „Die Nachfrage übertrifft bei Weitem unsere Erwartung“, freut sich Schneekoppe-Mehrheitsgesellschafter Gerald Wagener. „Wir rechnen damit, dass wir die Zeichnung in 14 Tagen schließen können.“ Ursprünglich sollten die rund zehn Millionen Euro bis März 2011 eingesammelt werden.
Doch nicht nur beim Lebensmittelanbieter greifen die Investoren herzhaft zu, auch der Automobilzulieferer Continental nutzt die rege Nachfrage nach sogenannten Junkbonds – Schrottanleihen von bonitätsschwachen Unternehmen, die hohe Zinsen bieten. Nachdem der Reifenhersteller bereits im Juli und September bei Investoren insgesamt 1,75 Milliarden Euro eingenommen hatte, sollen im laufenden Jahr noch einmal 1,25 Milliarden Euro platziert werden. Die bisherigen Bonds seien „stark überzeichnet“ gewesen, erklärt Conti-Finanzchef Wolfgang Schäfer. Der verschuldete Konzern will damit Bankverbindlichkeiten vorzeitig tilgen. Weitere Firmen wie Dürr, KTG Agrar oder HeidelbergCement folgen dem Beispiel.
Alle Emittenten eint, dass sie bei den internationalen Ratingagenturen schlechter als „BBB“ eingestuft werden und damit nicht über eine Bonität höchster Güteklasse verfügen. Im Zuge der Finanzkrise sind viele Firmen in der Bewertung abgerutscht. Für die Anleger signalisiert das ein stärkeres Ausfallrisiko als bei den sogenannten Investment-Grade-Firmen. Deshalb müssen die Emittenten einen Risikoaufschlag zahlen. Die beiden Conti-Anleihen bieten einen jährlichen Kupon von 8,5 und 7,5 Prozent und damit eine viel höhere Rendite als Investment-Grade-Bonds oder gar Staatsanleihen.„Für viele eher bonitätsschwache Unternehmen ist der Anleihemarkt eine ideale Möglichkeit, sich relativ unkompliziert Fremdkapital zu beschaffen“, begründet Andreas Schyra, Investmentberater und Vorstand der SWL Sustainable Wealth Lab AG, die muntere Emissionstätigkeit. „Banken stellen an die Emittenten dagegen für die Vergabe von Fremdkapital höhere Ansprüche.“
Dass die Unternehmen bei Neuemissionen solcher Hochzinspapiere (High Yield Bonds) keine Kupons mehr von zehn Prozent und mehr zahlen wie noch vor 18 Monaten, liegt am gesunkenen Risiko. „Die Ausfallraten bei den Hochzinsanleihen rutschen unter fünf Prozent“, erwartet Sander Bus, High-Yield-Fondsmanager von Robeco. 2009 machten laut Fitch mehr als 13 Prozent aller Schrottanleihen ihrem Namen alle Ehre und konnten ausstehende Schuldzahlungen nicht begleichen.
Auch die Börsen signalisieren, dass sich Investoren mittlerweile mit weniger Rendite zufriedengeben. Wer die Conti-Bonds über den Zweitmarkt kauft, muss bereits höhere Kurse als bei der Emission bezahlen – und das drückt auf die Rendite. Ohnehin sind die Renditen bei den Junkbonds kräftig gefallen. Lagen sie 2009 noch um 20 Prozentpunkte über denen von Top-Staatsanleihen, ist der Abstand (Spread) auf acht Prozentpunkte geschrumpft.
Mit einer Durchschnittsrendite von rund acht Prozent über alle Laufzeiten sei der europäische High-Yield-Sektor im Niedrigzinsumfeld nach wie vor attraktiv, so die Investmentfirma Fidelity. Robeco-Manager Bus erwartet in den kommenden zwölf Monaten Renditen zwischen fünf und zehn Prozent. „In einer Welt langsamen Wirtschaftswachstums bieten Hochzinspapiere eine gute Möglichkeit zur Wertsteigerung.“Die Mehrheit der Emittenten in Europa kommt aus Branchen wie der Verpackungs-, Luftfahrt-, Papierindustrie und dem Maschinenbau. „Diese entwickeln sich auch bei niedrigem Wirtschaftswachstum solide.“ Bus’ Team bevorzugt europäische High-Yield-Titel im Vergleich zu US-Emittenten, wo zu viele unattraktive Stromversorger zu finden seien.Die Anleiheauswahl ist nicht immer leicht. So verfügt nicht jeder der lukrativen Kandidaten über ein Rating. In der Finanzkrise hat der Glanz der Ratingagenturen Moody’s, S & P und Fitch wegen eklatanter Fehleinschätzungen gelitten; Emittenten wie Adidas, Dürr und SAP verzichten daher auf das teure Rating.Die Fondshäuser betonen ihre Unabhängigkeit. „Wir haben in der Krise die unternehmensinterne Bewertung deutlich verstärkt“, sagt Bus, der bei den Agenturen auch ein gewisses Glaubwürdigkeitsproblem ausmacht, da „sie von den Unternehmen bezahlt werden, die sie raten“. Dennoch nehmen die Fondsmanager ungeratete Papiere nur selektiv in ihre Portfolios auf. Insgesamt dürfte die Emissionsfreude europäischer Ramschbond-Emittenten anhalten. „Wir rechnen in wenigen Jahren mit einer Verdoppelung des Marktvolumens europäischer High Yield Bonds auf 200 Milliarden Euro“, schätzt Peter Schuld, High-Yield-Fondsmanager der Deka.
Derzeit nutzten viele Unternehmen den Markt, um auslaufende Bonds zu refinanzieren. „Damit verbessern sie das Laufzeitenprofil ihres Anleiheportfolios und stellen die Finanzierung auf solidere Beine“, erklärt Iain Lindsay, Senior-Portfoliomanager im globalen Renten- und Währungsteam von Goldman Sachs Asset Management, diese Strategie. Deshalb sieht Lindsay trotz des aktuellen Booms keine Überhitzungstendenzen.Doch für private Anleger ist es nicht so einfach, bei der Jagd auf die Junkbond-Renditen dabei zu sein. Viele kommen bei Neuemissionen wegen des Vorrangs institutioneller Investoren nicht zum Zug. Außerdem liegt die Mindestanlagesumme bei vielen Bonds bei 50000 Euro.
Am Zertifikatemarkt gibt es Alternativen, auch wenn Emittenten überwiegend auf Investment-Grade-Unternehmen setzen. Grundsätzlich sind diese Papiere, bei denen die Kreditqualität einzelner oder mehrerer Unternehmen verbrieft werden, interessant. Meist mit kürzeren Laufzeiten versehen, repräsentieren sie das gesamte Anleihespektrum eines oder mehrerer Emittenten. Das Risiko ist höher als bei Einzelbonds, da die Zertifikate dann mit hohem Verlust verfallen, wenn das Unternehmen auch nur eine Rückzahlung irgendeiner Anleihe nicht bedient.
Dafür gibt es im Erfolgsfall eine etwas höhere Rendite, als die Bonds selbst brächten. „Die Nachfrage nach diesen Papieren ist groß“, sagt Zertifikateexperte Dieter Berners von der Landesbank Baden-Württemberg, die zumindest den einen oder anderen High-Yield-Kandidaten im Angebot hat. Für die Anleger gilt aber: Wer Appetit hat auf spezielle Titel oder Branchen wie etwa Naturkost, dem bleibt letztlich nur das Original.
Investor-Info
Threadneedle European High Yield
Lukrativer Schrottverwerter
Attraktive Junkbonds gibt es für Privatanleger oft erst ab einem fünfstelligen Betrag. High-Yield-Fonds sind deshalb eine gute Alternative. Aussichtsreich erscheint der Einstieg beim europäischen Hochzinsanleihefonds des britischen Investmenthauses Threadneedle. Der breite Branchenmix sorgt für Risikostreuung und bescherte Anlegern in diesem Jahr einen Wertzuwachs von elf Prozent. Auf Sicht von drei Jahren waren es 23 Prozent.
High-Yield-Anleihen
Attraktiv, aber nicht ohne Risiko
Anleger, die in einzelne High Yield Bonds investieren, dürfen nicht immer mit einer Rückzahlung rechnen. Kaufen, Beobachten und Abstoßen gehört in diesem Risikosegment dazu. Die hier aufgeführten Emittenten bieten derzeit ein faires Chance-Risiko-Verhältnis.
LBBW-Solveo-Select-Zertifikat
Zwei auf einen Streich
Wer sich mit der Rendite von Investment-Grade-Anleihen nicht zufriedengeben will, aber keine Junkbonds im Depot haben möchte, findet auf dem Zertifikatemarkt interessante Angebote. Das LBBW-Solveo-Select-Zertifikat (ISIN: DE000LB0B9E1) etwa setzt auf die Schuldscheinportfolios des Stahlkonzerns ArcelorMittal und von Spaniens größtem Energiekonzern Iberdrola. Mit einer Rendite von aktuell mehr als vier Prozent (Zinssatz 4,25 Prozent) bringt das Papier mehr als die direkte Investition in Bonds der beiden Firmen. Vorteil für Anleger ist neben der geringen Mindestzeichnung von 1000 Euro, dass mit Iberdrola einer der beiden über ein „A“-Rating verfügt. Doch aufgepasst: Es reicht, dass Arcelor (Rating „BBB“) eine einzige Anleihenzahlung aussetzt, damit das Zertifikat mit hohem Verlust ausläuft.
iBoxx USD HY Corporate Bond
299 auf einen Streich
Anleger können sich mit dem endlos laufenden Tracker-Zertifikat der Royal Bank of Scotland auf den iBoxx USD High Yield Corporate Bond Fund (iShares) gleich eine ganze Reihe von Hochzinsanleihen ins Depot holen. Der Index umfasst 299 unterschiedliche US-Dollar-Anleihen verschiedener Unternehmen. Dabei spielt der Sitz des Unternehmens keine Rolle. Im Index enthalten sind bekannte Namen wie Autobauer Ford oder Virgin Media. Am stärksten ist jedoch der Telekomsektor gewichtet. Ausgeschüttete Kupons werden reinvestiert. Achtung: Währungs- und Emittentenrisiko.
Ausgewählte Hebelprodukte auf adidas
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf adidas
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Nachrichten zu Heidelberg Materials
Analysen zu Heidelberg Materials
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
10:21 | Heidelberg Materials Buy | Jefferies & Company Inc. | |
24.04.2025 | Heidelberg Materials Neutral | UBS AG | |
23.04.2025 | Heidelberg Materials Kaufen | DZ BANK | |
17.04.2025 | Heidelberg Materials Buy | Jefferies & Company Inc. | |
15.04.2025 | Heidelberg Materials Outperform | RBC Capital Markets |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
10:21 | Heidelberg Materials Buy | Jefferies & Company Inc. | |
23.04.2025 | Heidelberg Materials Kaufen | DZ BANK | |
17.04.2025 | Heidelberg Materials Buy | Jefferies & Company Inc. | |
15.04.2025 | Heidelberg Materials Outperform | RBC Capital Markets | |
11.04.2025 | Heidelberg Materials Outperform | RBC Capital Markets |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
24.04.2025 | Heidelberg Materials Neutral | UBS AG | |
27.03.2025 | Heidelberg Materials Neutral | UBS AG | |
27.02.2025 | Heidelberg Materials Neutral | UBS AG | |
25.02.2025 | Heidelberg Materials Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
25.02.2025 | Heidelberg Materials Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
10.11.2023 | Heidelberg Materials Underweight | Barclays Capital | |
10.08.2023 | Heidelberg Materials Underweight | Barclays Capital | |
27.07.2023 | Heidelberg Materials Underweight | Barclays Capital | |
11.07.2023 | HeidelbergCement Underweight | Barclays Capital | |
23.05.2023 | HeidelbergCement Underweight | Barclays Capital |
Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Heidelberg Materials nach folgenden Kriterien zu filtern.
Alle: Alle Empfehlungen