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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Wer auf die bloßen Zahlen
guckt, kann schnell in Versuchung kommen. Denn das
entschlossene Vorgehen der amerikanischen Notenbank Federal Reserve beim
Anheben der Leitzinsen hat US-Staatsanleihen wieder attraktiv gemacht. Zumindest auf den ersten Blick. Inzwischen bieten die Papiere recht attraktive
Renditen. In den vergangenen sechs Monaten hat sich der Zins bei den zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihen
auf aktuell knapp drei Prozent verdoppelt. In Deutschland drehten die zehnjährigen Renditen in der Zeit gerade mal
ins Plus und rangieren bei 1,2 Prozent.
Angesichts des eklatanten Zinsunterschieds ist es für Anleger im Euroraum
doch eine schlaue Idee, sich bei den
Festverzinslichen auf Papiere jenseits
des Atlantiks zu stürzen, oder? Im Prinzip ja, wenn da nicht die Währung wäre.
Der starke Dollar ist der große Spielverderber. Das Problem: "Die US-Staatsanleihen notieren in der Landeswährung
- und deutsche Anleger kommen nicht
um einen Währungstausch herum,
wenn sie das Kapital letztlich in Euro
nutzen wollen", erklärt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity
International.
Der US-Dollar, die dominierende Leitwährung der Welt, wertete in den vergangenen Monaten stark auf. Höhere
Zinsen machen Investments in den Dollar vergleichsweise attraktiver. Doch
wer aus einem anderen Währungsraum
kommt, für den drohen am Ende Wechselkursverluste. Gibt es aber nicht die
Möglichkeit, sich dagegen abzusichern?
Auch hier lautet die Antwort: im Prinzip ja. Eine Absicherung des Währungspaares Euro/US-Dollar, das sogenannte
Hedging, ist durchaus möglich. Aber
sinnvoll ist dieses Vorgehen aktuell
nicht. "Derzeit ist das Hedging so teuer,
dass damit jede Hoffnung auf höhere
Zinserträge schwindet", sagt Roemheld.
Denn ein sogenannter Cross-Currency-Swap, bei dem zwei Handelspartner per
Termingeschäft Nominalbeträge mitsamt Zinsen in zwei unterschiedlichen
Währungen austauschen, kostet Anleger aktuell 2,7 Prozent jährlich. Die Rendite bei einer zehnjährigen US- Staatsanleihe liegt derzeit bei etwa 2,95 Prozent.
Dass da nach der Wechselkursabsicherung nicht mehr viel übrig bleibt, ist
offensichtlich. Roemhelds Fazit: "Die
stark gestiegenen Kosten für die Währungsabsicherung belegen: Der Währungsmarkt gleicht gerade lehrbuchhaft
das Zinsgefälle aus."
Kein Gegner, sondern Freund
Müssen Anleger aus dem Euroraum
also zwangsläufig an der Seitenlinie stehen? Nein. Ihre Devise sollte nur lauten:
Kannst du einen Gegner nicht besiegen,
verbünde dich mit ihm. Es geht also
darum, von einem erstarkenden Dollar
und einem schwachen Euro zu profitieren. Und das funktioniert nicht nur bei
Aktien, sondern auch bei Zinsinvestments ganz gut, wie die vergangenen
Monate gezeigt haben.
Ein entscheidender Faktor ist dabei
die Laufzeit der Anleihen. Je kürzer
diese ist, desto weniger reagieren die
Kurse der Papiere auf Zinsänderungen.
Entsprechende Bonds bieten den Anlegern deshalb die Chance, nahezu die reine Dollarbewegung zum Euro vereinnahmen zu können.
Diese Möglichkeit nutzen zum Beispiel die Fondsprofis bei der Gesellschaft Gané: "Im Anleihesegment profitieren wir über unser US-Dollar-Exposure von der starken US-Währung", berichtet Marktstratege Marcus Hüttinger.
"Der Greenback wird seinem Ruf als
sicherer Hafen in Krisenzeiten derzeit
wieder gerecht. Aufgrund der geopolitischen Spannungen hatten wir zum
Jahreswechsel unsere Gewichtung in
kurzlaufenden US-Staatsanleihen ganz
bewusst erhöht."
Die Schwäche des Euro spiegle nach
Hüttingers Ansicht im Moment die angespannte politische und wirtschaftliche Lage in Europa wider. Und die Rezessionswahrscheinlichkeit steige mit
Anhalten der Energiekrise. Da die EZB
die Inflation und die Abwertung der heimischen Währung genau beobachte,
müsse man auf kurzfristige Zinserhöhungen vorbereitet sein. "Deshalb fokussieren wir uns auch in Europa bei
festverzinslichen Anleihen auf sehr
kurze Laufzeiten."
Kurzläufer mit Währungs-Pep
Mit dem börsennotierten Indexfonds
SPDR Bloomberg 1-3 Months T-Bill ETF
setzen Anleger auf US-Staatsanleihen
mit Investment-Grade-Rating und einer
Restlaufzeit von ein bis drei Monaten. In
US-Dollar betrachtet, erzielte der ETF
seit Jahresanfang ein Plus von 0,1 Prozent. Euroanleger können sich allerdings über einen Zugewinn von rund
zwölf Prozent bei dem Indexfonds
freuen. Wer sich jedoch über einen längeren Zeitraum hohe Zinsen sichern
möchte, schaut sich langlaufende Dollaranleihen an, wie etwa aus Mexiko. Diese
Papiere können zwar sinken, wenn die
Zinsen weiter steigen, aber auch wieder
13
Prozent Plus seit
Jahresanfang
erzielten Anleger
mit einem ETF auf
US-Kurzläufer.
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zulegen, wenn die Zinsen fallen. Wer sie
bis zum Ende der Laufzeit hält, kassiert
bis dahin Jahr für Jahr die aktuelle Rendite von sechs Prozent.
Doch kann sich der Trend der Dollarstärke beziehungsweise Euroschwäche
weiter fortsetzen? Sehr wahrscheinlich,
solange weiter Kapital in den Dollarraum fließt, das auf der Suche nach
einem sicheren Hafen ist oder von einem stärkeren Wirtschaftswachstum
profitieren will. Der Trend könnte sich
nur umkehren, wenn die US-Inflation
spürbar zurückgeht und die Notenbank
die geldpolitischen Zügel wieder lockerer lässt. Bethany Payne, Portfoliomanagerin bei Janus Henderson, meint
mit Blick auf den Euro: "Längerfristig
erwarten wir, dass die Wachstumssorgen überwiegen und der US-Dollar bis
2023 stark bleibt. Die Stimmung in Europa ist schlecht, zumal im Winter eine
Eskalation der Energiekrise droht."
Investor-Info
Mit den sogenannten Treasury Bills, kurz
T-Bills, stellt der amerikanische Staat seine
kurzfristige Kreditaufnahme sicher. Die Laufzeit der Geldmarktpapiere reicht von wenigen
Tagen bis maximal 52 Wochen. Mit dem ETF
SPDR Bloomberg 1-3 Month T-Bill investieren
Anleger in US-Schatzwechsel mit einer Restlaufzeit von ein bis drei Monaten. Vorteil:
Zinsänderungen tangieren die Kurse dieser
Papiere kaum, eine weitere Aufwertung des
Dollar nehmen Anleger so entspannt mit.
ANLEIHE
Sechs Prozent bis 2040
Von Mexiko gibt es eine langlaufende und
auf US-Dollar (USD) lautende Staatsanleihe.
Der Bond läuft bis 2040 und bietet einen Zinskupon von 6,05 Prozent, der beim aktuellen
Kurs um den Nennwert auch der Rendite pro
Jahr entspricht. Mexiko gilt als ein recht solider Schuldner und wird von den Ratingagenturen im erstklassigen Investment-Grade-Bereich eingestuft (S & P: BBB, Moody’s: Baa2,
Fitch: BBB-). Die Stückelung liegt bei 2.000
USD, das Volumen bei 4,25 Milliarden USD.
ANLEIHEFONDS
Voll im Dollar investiert
Der Merian Global Dynamic Bond Fund, der
zum britischen Fondsanbieter Jupiter gehört,
überzeugt nicht nur aktuell, sondern auch
langfristig mit seiner Wertentwicklung. Dass
es in diesem Jahr so gut läuft, liegt auch daran, dass der Fonds zu rund 105 Prozent (!)
im US-Dollar investiert ist. Auf den Euro
dagegen halten die Portfoliomanager eine
Short-Position von rund 6,5 Prozent. Zu drei
Viertel besteht der Fonds aktuell aus Staatsanleihen, knapp neun Prozent hält er in erstklassigen Unternehmensanleihen.
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