Seltene Erden im Aufwind: Kritische Materialien als Schlüssel-Investition

Die Welt steht vor einem epochalen Wandel: Während die Digitalisierung rasant voranschreitet und die Energiewende an Fahrt aufnimmt, rücken Rohstoffe in den Fokus, die noch vor wenigen Jahren kaum jemand kannte.
Seltene Erden, strategische Metalle und disruptive Materialien bilden das unsichtbare Rückgrat der modernen Technologie-Gesellschaft. Ohne Neodym keine Windkraftanlagen, ohne Lithium keine E-Autos, ohne Kupfer keine Datenübertragung - diese Materialien sind buchstäblich unverzichtbar für die Zukunft geworden.
Die Begriffe überschneiden sich dabei teilweise: Seltene Erden umfassen 17 chemische Elemente, die trotz ihres Namens nicht besonders selten sind, wohl aber schwer zu fördern und zu verarbeiten. Strategische Metalle hingegen sind jene Rohstoffe, die für die wirtschaftliche und militärische Sicherheit eines Landes entscheidend sind. Disruptive Materialien wiederum ermöglichen bahnbrechende Technologien von der Batterietechnik bis zur Halbleiterproduktion. Allen gemeinsam ist ihre zentrale Rolle in Zukunftstechnologien und ihre hochkonzentrierte Marktstruktur.
China dominiert diese Märkte mit eiserner Hand. Das Reich der Mitte kontrolliert über 80 Prozent der weltweiten Seltene-Erden-Produktion und hat durch jahrzehntelange Investitionen eine nahezu monopolistische Position aufgebaut. Diese Dominanz verschafft Peking erhebliche geopolitische Macht, wie die jüngsten Exportbeschränkungen für bestimmte Seltene Erden und Magnete eindrucksvoll demonstrieren. Die USA und Europa erwachen aber langsam aus ihrer Abhängigkeit: Das Pentagon investiert Milliarden in das Unternehmen MP Materials, Amerikas einzigem vollintegrierten Seltene-Erden-Produzent mit Fähigkeiten über die gesamte Lieferkette. Die EU wiederum hat 47 strategische Projekte zur Rohstoffgewinnung angekündigt, und Japan sucht gemeinsam mit der EU nach alternativen Lieferketten.
Die Wachstumsperspektiven sind beeindruckend: Allein der Kupferbedarf soll sich bis 2035 auf 3.5 Mio. Tonnen mehr als verdoppeln, getrieben von KI-Datenzentren, E-Mobilität und der Energiewende. Bei Silber wird bereits das fünfte Jahr in Folge ein Angebotsdefizit erwartet, während die Nachfrage durch Photovoltaik und Elektronik explodiert. Gleichzeitig dauert es heute 17 bis 18 Jahre, bis eine neue Mine in Betrieb geht - ein struktureller Engpass, der hohe Preise programmiert. Diese Dynamik macht strategische Metalle zu einem der spannendsten Investmentthemen unserer Zeit. Für Anleger bieten sich mehrere hochspezialisierte ETFs an, die unterschiedliche Ansätze verfolgen:
Wer gezielt in Unternehmen investieren möchte, die sich auf die Förderung und Verarbeitung von Seltenen Erden und strategischen Metallen spezialisiert haben, findet im VanEck Rare Earth and Strategic Metals UCITS ETF (ISIN IE0002PG6CA6 / WKN A3CRL9) eine entsprechend fokussierte Lösung. Der ETF bildet den MVIS Global Rare Earth/Strategic Metals Index physisch ab und umfasst lediglich 21 Einzeltitel - darunter Branchengrößen wie China Northern Rare Earth, Albemarle und MP Materials. Die laufenden Kosten (TER) betragen 0,59 % p.a., das Fondsvolumen liegt bei 141 Mio. Euro. Seit Jahresbeginn steht eine Performance von +14,0 % zu Buche. Die hohe Spezialisierung geht allerdings mit deutlicher Volatilität einher (über 28 %).
Etwas breiter aufgestellt ist der Global X Disruptive Materials UCITS ETF (ISIN IE000FP52WM7 / WKN A3DJQP), der 45 Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette sogenannter "disruptiver Materialien" bündelt - darunter Lithium, Mangan, Kobalt oder Kohlefaser. Ziel ist es, Zugang zu jenen Rohstoffen zu schaffen, die für moderne Technologien wie Elektromobilität, Batteriespeicher und Halbleiter unentbehrlich sind. Die größten Positionen im Fonds sind unter anderem Freeport-McMoRan, Rio Tinto und China Northern Rare Earth. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,50 % p.a., das Fondsvolumen ist mit 6 Mio. Euro bislang noch gering. Seit Jahresbeginn verzeichnet der ETF ein Plus von 14,6 %, die Volatilität lag zuletzt bei rund 24 %.
Einen konservativeren Zugang zum Thema bietet der iShares Essential Metals Producers UCITS ETF (ISIN IE000ROSD5J6 / WKN A3ERLP), der 76 internationale Unternehmen abbildet, die für die Versorgung mit Metallen wie Kupfer, Nickel, Silber oder Zink stehen - also essenzielle Grundstoffe für erneuerbare Energien und die globale Energiewende. Der ETF basiert auf dem S&P Global Essential Metals Producers Index und ist mit Unternehmen wie Anglo American, Freeport-McMoRan oder BHP solide aufgestellt. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,55 % p.a., das Fondsvolumen bei 20 Mio. Euro. Die Performance seit Jahresbeginn beträgt +8,4 %, bei einer Volatilität von rund 26 %.
Fazit: Alle drei ETFs eignen sich für langfristig orientierte Anleger, die von der strukturellen Knappheit strategischer Rohstoffe profitieren möchten. Das Risiko ist allerdings beträchtlich - die durchschnittliche Volatilität liegt bei über 25 % und politische Spannungen können die Kurse schnell bewegen.
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