Euro am Sonntag-Fonds-Tipps

Mischfonds: Einfach mehr aus dem Vermögen machen!

19.05.18 11:00 Uhr

Mischfonds: Einfach mehr aus dem Vermögen machen! | finanzen.net

Gute passive Mischfonds legen breit gestreut an, sind preiswert und renditestark. Welche Produkte empfehlenswert sind.

Werte in diesem Artikel
Fonds

272,30 EUR -0,40 EUR -0,00%

ETFs

154,65 EUR 0,12 EUR 0,00%

13,27 EUR -0,00 EUR -0,00%

290,69 EUR 0,25 EUR 0,00%

Indizes

19.002,4 PKT 290,9 PKT 1,55%

26.265,9 PKT 475,8 PKT 1,84%

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Die Fondswelt der vergangenen Jahre kennt zwei große Erfolgsgeschichten: das starke Wachstum von ETFs und den Ansturm der Anleger auf Mischfonds. Erstere überzeugen mit niedrigen ­Gebühren, weil sie passiv einem Index folgen, anstatt einen Manager einzelne Titel auswählen zu lassen. Letztere verheißen einen perfekten Mix aus Aktien, Anleihen und Rohstoffen, um für alle Börsenphasen gewappnet zu sein. Übrigens: Wenn Sie als Privatanleger in ETFs investieren wollen, dann sollten Sie sich einmal OSKAR ansehen, die unkomplizierte ETF Anlage für alle.



Was läge da näher, als beide Erfolgsgeschichten zu kombinieren? Genau das versuchen immer mehr Anbieter. Sie bieten Portfolios an, die passiv diversen Indizes folgen (überwiegend mit ETFs) und auf diese Weise mehrere Anlageklassen abdecken.

Leider bleibt der Kostenvorteil, den ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds haben, bei dieser Produktgattung oftmals auf der Strecke. "Zahlreiche ETF-Dachfonds sind vor allem eins: teuer", kritisiert Ali Masarwah von der Fondsrating­agentur Morningstar. Eine durchschnittliche Gebühren­belastung von 1,8 Prozent jährlich hat er bei ETF-Dachfonds ausgemacht. "Viele Anbieter wollen von der Strahlkraft des ­Begriffs ETF profitieren und bieten entsprechende Produkte an. Doch indem sie innerhalb ihres Portfolios übertrieben häufig handeln, machen sie den Kostenvorteil von ETFs zunichte."


Nur wenige Produkte liefern ein über mehrere Anlageklassen diversifiziertes Portfolio bei niedrigen Kosten. Dies ­gelingt ihnen, indem sie ihr Portfolio ­relativ stabil halten, festen Rahmenbedingungen folgen und keine kurzfristigen taktischen, sondern langfristige strategische Allokationsentscheidungen treffen - und diesen dann idealerweise auch lange treu bleiben.

Drei empfehlenswerte passive Multi-­Asset-Produkte stellt €uro am Sonntag auf den folgenden zwei Seiten vor. Sie bestechen mit niedrigen Kosten und einer mehr als ordentlichen Wertentwicklung. Kurz- wie langfristig schneiden sie in ihrer Vergleichsgruppe überdurchschnittlich ab.


Dass die Fonds noch nicht riesig sind, hat einen einfachen Grund: Sie werden nicht aktiv vertrieben. Denn für die ­Anlageberater sind hier keinerlei Provisionen drin - der passive Ansatz lässt dafür keinen Raum. Umso wichtiger, dass Anleger auf anderen Wegen auf sie aufmerksam werden.

ARERO - Der Weltfonds
Passiv, aber ohne ETFs

Der Arero ist einer der ältesten passiven Multi-Asset-Fonds. Er kam vor knapp zehn Jahren auf den Markt und ist heute das mit Abstand größte Produkt seiner Art. Sein Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der drei enthaltenen Anlageklassen zusammen: Aktien, Renten und Rohstoffe.

Deren Mischungsverhältnis steht fest: Ins Portfolio gelangen 60 Prozent Aktien, 25 Prozent festverzinsliche Wertpapiere und 15 Prozent Rohstoffe. Je nach der Marktentwicklung verändert sich diese Zusammensetzung - aber nie für lange Zeit: Zweimal im Jahr wird die Allokation wieder auf ihren Ausgangswert zurück­gesetzt. Das jüngste Rebalancing liegt erst wenige Tage zurück.

Der Arero verzichtet wie alle passiven Misch­fonds darauf, Einzeltitel auszuwählen und investiert stattdessen in Indizes. Vier Indizes für verschiedene Regionen werden verfolgt, um die Aktienmärkte abzu­bilden: Nordamerika, asiatische Industrie­länder, Europa sowie globale Schwellenländer. Wie stark sich der Fonds in den Regionen engagiert, wird anhand der volkswirtschaftlichen Leistung bestimmt. Das hat zur Folge, dass die Schwellenländer ein relativ hohes Gewicht haben (23 Prozent des Gesamtportfolios). Für die Anlageklassen Anleihen und Rohstoffe wird jeweils ein weiterer breit diversifizierter Index verwendet.

Um die Entwicklung der Aktien- und Rentenindizes nachzuempfinden, erwirbt der Arero einen repräsentativen Anteil der Papiere, die in den Kursbarometern enthalten sind. "Alle Titel zu kaufen wird nur teurer, hat aber fast keine Auswirkungen auf die Rendite mehr", erläutert Martin Weber, Senior-­Professor für Betriebswirtschaftslehre der Universität Mannheim und Entwickler des Arero-Konzepts. Das genüge, um die Entwicklung der Aktien- und Rentenmärkte genau wiederzugeben.

Um die Rohstoffmärkte abzubilden, nutzt der Fonds Swaps. Er trifft eine Verein­barung mit einem Vertragspartner, meist mit einer Großbank. Diese steht dann für die Entwicklung der Rohstoffpreise gerade und erhält dafür eine Gebühr vom Fonds. Mit seinem 60-prozentigen Aktien- und 15-prozentigen Rohstoffanteil ist der Arero das offensivste der drei hier vorgestellten passiven Multi-Asset-Produkte.

Xtrackers Portfolio ETF
Ausgewogener Aktien-Renten-Mix

Auch der Xtrackers Portfolio ETF kann auf eine lange Historie verweisen. Im November 2008 erblickte er das Licht der Börsenwelt. Seitdem hat er sich prächtig entwickelt und eine Gesamtrendite von rund 125 Prozent erzielt.

Genauso wie der Arero hat er einen "Doktorvater". Andreas Beck, Vorstandssprecher des Instituts für Vermögensaufbau, ist für die Allokation des Fonds verantwortlich. Im Xtrackers Port­folio ETF verzichtet er auf Rohstoffe und fokussiert sich auf Aktien und Renten. Der Anteil beider Anlageklassen darf zwischen 30 und 70 Prozent liegen, de facto spielten Aktien meist eine etwas größere Rolle. "Seit Auflage des Fonds bewegte sich die Aktienquote zwischen 50 und 62 Prozent", so Beck. Bis zu achtmal im Jahr überprüft er das Portfolio und nimmt, falls nötig, Änderungen vor. Um einzelne Märkte abzubilden, nutzt Beck ETFs von Xtrackers.

Die Entscheidung, wie hoch die Anlageklassen und -segmente zu gewichten sind, trifft er anhand verschiedener Faktoren. Dazu zählen etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis und die Dividendenrendite auf der Aktien- sowie Bonitäten auf der Rentenseite. Anhand dieser öffentlich einsehbaren Kennzahlen analysiert der Mathematiker, wie hoch Anleger für das eingegangene Risiko in einem bestimmten Anlagesegment entlohnt werden. Entdeckt er hohe Risikoprämien, investiert er.

Aktuell hält Beck etwa US-Nebenwerte für überteuert. Er hat dieses Anlagesegment deshalb vor einiger Zeit reduziert. Auf der Rentenseite erkennt er hingegen derzeit hohe Risikoprämien bei inflationsindexierten Anleihen. Diese sind daher im Portfolio zu finden.

Die Verknüpfung von passivem Investieren und diskretionären Allokationsentscheidungen hat in der Vergangenheit sehr gut funktioniert. Der Xtrackers Portfolio ETF eignet sich damit für Anleger, denen regelmäßiges Rebalancing auf festgelegte Anteile zu wenig ist und die bereit sind, dass ihr ETF-Mischfonds bestimmten Tendenzen folgt. Konservative Anleger sollten sich auch das Schwesterprodukt ansehen, bei dem der Aktienanteil höchstens 30 Prozent beträgt (ISIN: IE 00B 3Y8 D01 1).

ComStage Vermögensstrategie ETF
Schwerpunkt Euro-Märkte

Der ComStage Vermögensstrategie ETF ist das jüngste der hier vorgestellten Multi-Asset-Produkte. Erst im April 2016 ging der ETF an den Start. Hinter den zwei Klassikern passiver Mischfonds muss er sich aber nicht verstecken: Seine Zweijahresrendite kann gut mit dem Arero und dem Xtrackers Portfolio ETF mithalten. Als Herausforderer kann er mit besonders niedrigen Gebühren punkten, die bei 0,48 Prozent pro Jahr liegen.

Die Verteilung der Anlageklassen ähnelt der des Arero. Standardmäßig sind 60 Prozent des Portfolios in Aktien investiert, 30 Prozent in Anleihen und zehn Prozent in Rohstoffen. Bei der Gewichtung innerhalb der einzelnen Anlageklassen zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede. Aktien aus Schwellenländern sind geringer gewichtet - sie haben einen Anteil von zehn Prozent am Portfolio des ComStage-ETF. Aktien aus Europa nehmen dafür mehr Raum ein. Sie kommen auf 25 Prozent. Ein Fokus liegt auf deutschen Aktien, die nicht nur in einem breiten Europa-­ETF, sondern auch mit jeweils einem ETF auf den DAX und den MDAX vertreten sind. "Wir wollen mit unserem Produkt den heimischen Anleger bedienen", erklärt Thomas Meyer zu Drewer, Chef von ComStage ETFs, diese Ausrichtung des Port­folios.

Zehn ETFs finden sich im ComStage ­Vermögensstrategie - überwiegend haus­eigene, aber auch zwei Produkte des Konkurrenten iShares. "Wir können jeden geeigneten ETF nutzen, um ein Anlagesegment abzubilden", betont Meyer zu Drewer.

Das Rebalancing des Fonds findet einmal im Jahr statt, die Ausgangswerte, auf die das Portfolio dann zurückgesetzt wird, sind fix. "Wir wollen ein Produkt anbieten, das so transparent und verständlich ist wie möglich", sagt er. Ausdrücklich wende sich der ETF auch an Anleger, die bisher nur wenig Erfahrungen mit Aktien gemacht haben und über ein gemischtes Portfolio einen Einstieg erhalten wollen.

Für Anleger, die es gerne offensiver oder defensiver hätten, bietet ComStage seit wenigen Wochen zwei weitere ähnliche Produkte an. Sie sind aber noch sehr klein und deshalb nur bedingt zu empfehlen.



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Bildquellen: 123RF, Thomas Northcut/Getty Images

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