Euro am Sonntag

Renditequellen: Multi-Multi-Strategien

28.03.16 09:30 Uhr

Renditequellen: Multi-Multi-Strategien | finanzen.net

Niedrigzinsen und heftige Schwankungen an den Aktienmärkten verlangen bei der Vermögensverwaltung viel Detailwissen und aufwendige Manufakturarbeit.

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Rohstoffe

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€uro am Sonntag

von Richard Zellmann, Gastautor von Euro am Sonntag

Für einfache Anlagestrategien, die als Alternative zu Festgeldprodukten in der Vergangenheit lukrative Erträge bei gleichzeitiger Sicherheit geboten haben, hat es zweifelsfrei bessere Zeiten gegeben. Die gemütlichen Tage sind endgültig gezählt. Im aktuellen Umfeld der extrem schwankenden Aktienmärkte lassen sich angemessene Erträge nur durch ­einen erhöhten Aufwand und den Einsatz neuer Ideen realisieren, ohne dabei das Portfolio einem signifikant höheren Risiko auszusetzen.



Alternative, marktunabhängige Strategien gepaart mit vernünftiger Risikokontrolle bieten Lösungen für Inves­toren, die den Erhalt ihres Kapitals an erster Stelle sehen. Die Chancen der ­Kapitalmärkte werden dabei nicht aus den Augen verloren.

In der Vergangenheit sorgten klassische Mischfonds aus Aktien und Renten für halbwegs stabile Erträge und einen weitgehend ruhigen Schlaf bei den Anlegern. Je nach Risikobereitschaft gewichtete das Fondsmanagement beide Anlageklassen. Für lukrativere Renditen erhöhte es die Aktienquote, für geringere, aber stabile Erträge schichtete es das Portfolio in vermeintlich sichere Staatsanleihen um. Ging es auf einem der beiden Märkte einmal abwärts, glich der andere Teil diese Entwicklung häufig wieder aus.


Wegen der extrem niedrigen Zinsen bewegen sich die erwarteten Erträge ­sicherer Staatsanleihen auf anhaltend niedrigem Niveau. Die Folge: Der absichernde Teil fällt aus und die Anfälligkeit des Portfolios für größere Verluste steigt, weil der Risikopuffer fehlt. Zudem sind die Korrelationen zwischen beiden Anlageklassen gestiegen. Das Risiko, dass Aktien und Renten gleichzeitig einbrechen, ist gestiegen. Vor allem der Crash bei Bundesanleihen im Frühjahr 2015 sollte für Anleger ein Weckruf gewesen sein.

Als neue und bessere Lösungen gelten Multi-Asset-Fonds, die über mehrere geläufige Asset-Klassen diversifizieren. Aber auch diese Strategie zielt vor allem in stark volatilen Phasen zu kurz. Sie schützt Anleger dann nur unzureichend gegen extreme Abwärtsbewegungen. Das Jahr 2015 hat gezeigt: Defensive Mischungen etwa von Aktien, Anleihen und Rohstoffen haben schmerzhafte Verluste erlitten. In Zukunft werden die heftigen Ausschläge der Kurse nach oben und unten noch häufiger. Zudem sind diverse Asset-Klassen, teilweise auch Aktien, schon recht teuer. Beide Entwicklungen in Kombination mit den niedrigen Zinsen sind Gift für traditionelle Misch- und Multi-Asset-Fonds.

Akribische Suche nach
marktneutralen Renditequellen

Im aktuell besonders herausfordernden Börsenumfeld sind flexiblere Anlagestrategien gefragt: Sogenannte Multi-­Asset-Multi-Strategy-Ansätze können mit dem Einsatz verschiedener markt­unabhängiger Strategien stabile Erträge erzielen und wappnen das Portfolio durch permanente Absicherungsposi­tionen gegen Extremrisiken. Die Mischung von Strategien und Ideen über verschiedenste Asset-Klassen ist die Weiterentwicklung von Multi-Asset.


Als Renditetreiber fungieren bei Multi-Strategy-Ansätzen zusätzlich unkorrelierte Alpha-Strategien. Ihr Ziel ist es, Marktineffizienzen gezielt auszunutzen und auf diese Weise Mehrwert zu erzielen. Das bedeutet: Das Fondsmanagement hat unabhängig vom Markt das Ziel, mit der Auswahl der richtigen Wertpapiere Erträge zu erwirtschaften. Die akribische Suche nach solchen marktneutralen Renditequellen erfordert ein solides Handwerk. Das Fonds­management muss mit einem reich ­gefüllten und flexiblen Werkzeugkasten ausgestattet sein, um mit dem Einsatz verschiedener Instrumente tatsächlich aktives Management betreiben zu ­können.

Im Idealfall ersetzen diese Teilstrategien einen Teil des wegfallenden Puffers auf der Rentenseite. Beim Multi-Asset-Strategiefonds First Private Wealth wurde zum Beispiel etwa die Hälfte der Performance der letzten Jahre durch den Einsatz von Alpha-Strategien erwirtschaftet. Konservative Anleger mit dem Ziel des mittel- bis langfristigen Vermögensaufbaus finden mit solchen flexiblen Anlageideen in unruhigen Zeiten wieder Stabilität und Orientierung, ohne das Portfoliorisiko zu erhöhen.

Kurzvita

Richard Zellmann,
Geschäftsführer von First Private

Der Diplom-Volkswirt ist seit 2008 Geschäftsführer der First Private Investment Management mit Sitz in Frankfurt und verantwortlich für Kundenbetreuung, Produktentwicklung und Öffentlichkeits­arbeit. Zellmann verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Investment­industrie, u. a. als Chief Strategist und Global Head of Research einer deutschen Landesbank. Als unabhängige Asset-Management-Boutique verwaltet First Private ein Vermögen von rund 2,4 Milliarden Euro.

Bildquellen: Dima Sobko / Shutterstock.com, First Private