Clevere Entnahmestrategien

Ruhestand: So bleibt das aufgebaute Vermögen lange erhalten

26.09.25 03:30 Uhr

Altersvorsorge clever nutzen: Vermögen im Ruhestand schützen | finanzen.net

Viele Menschen unterliegen dem Irrtum, dass der Vermögensaufbau mit dem Renteneintritt abgeschlossen ist. Um das aufgebaute Vermögen jedoch langfristig zu erhalten und gleichzeitig den Lebensstandard zu sichern, ist eine durchdachte Auszahlungsphase essenziell.

Planbare Einkünfte aus dem Vermögen

"Der Fokus einer üblichen Finanzberatung liegt meist auf der Ansparphase, doch die Auszahlungsphase ist mindestens ebenso wichtig - gerade vor dem Hintergrund der immer längeren Lebenserwartung und der damit verbundenen längeren Rentenbezugsdauer", erklärt Professor Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB), gegenüber dem Handelsblatt.

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Eine Möglichkeit, die Auszahlungsphase aktiv zu gestalten, ist der sogenannte Auszahlplan. Dabei handelt es sich um ein Finanzprodukt, das eine regelmäßige, üblicherweise monatliche Entnahme des angesparten Kapitals ermöglicht. Grundsätzlich wird zwischen zwei Varianten unterschieden: Beim Auszahlplan mit Kapitalverzehr wird das gesamte Vermögen im Laufe der Zeit verbraucht. Hier besteht das Risiko, dass das Geld vor dem Lebensende aufgebraucht ist. Der Auszahlplan ohne Kapitalverzehr funktioniert anders: Es werden lediglich die Erträge des Kapitals entnommen, während das angesparte Vermögen selbst langfristig erhalten bleibt. Diese Variante führt zu niedrigeren monatlichen Auszahlungen, sichert jedoch den Kapitalstock ab.

Auszahlpläne werden in der Regel von Banken, Versicherungen oder Fondgesellschaften angeboten. Während der Auszahlphase bleibt das Restvermögen weiterhin verzinst oder in Fonds investiert, sodass es Erträge erwirtschaften kann. Der Vorteil eines Auszahlplans liegt in der festen Planbarkeit der monatlichen Beträge, was eine klare Kalkulation der Altersvorsorge ermöglicht. Die Planung der Entnahmedauer ist dabei entscheidend: Eine Berechnung des FPSB Deutschland zeigt, dass bei einer angenommenen Inflation von zwei Prozent und einer gleich hohen Rendite eine bis zum 65. Lebensjahr angesparte Summe von 300.000 Euro bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren eine monatliche Auszahlung von 1.666 Euro ermöglichen würde. Steigt die Lebenserwartung jedoch auf 90 Jahre, reduziert sich die monatliche Entnahme auf 1.000 Euro. Diese Beispiele verdeutlichen, wie stark die Lebenserwartung die Entnahmestrategie beeinflusst.

Ein Aspekt, der in der Praxis häufig übersehen wird, sind die Kosten von Auszahlplänen. Laut Finanztip können Depotgebühren sowie Verwaltungs- und Vertriebskosten die Rendite deutlich schmälern, insbesondere bei fondsgebundenen Auszahlplänen. Daher lohnt es sich, verschiedene Anbieter genau zu vergleichen, um unnötige Kosten zu vermeiden.

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Das Pantoffel-Portfolio

Für eine einfache und gleichzeitig kostengünstige Vermögensverwaltung im Ruhestand empfiehlt die Stiftung Warentest das sogenannte Pantoffel-Portfolio. Die Grundidee besteht darin, das Vermögen in zwei Bausteine aufzuteilen. Ein Großteil wird in weltweit gestreute Aktien-ETFs investiert, die attraktive Renditechancen bieten. Der verbleibende Teil wird auf Tages- oder Festgeldkonten geparkt, um als Sicherheitsreserve zu dienen. Im Ruhestand wird das Pantoffel-Portfolio durch einen Entnahmeplan ergänzt. Die Stiftung Warentest empfiehlt eine jährliche Entnahme von vier Prozent des ursprünglichen Vermögens. Diese Entnahmerate gilt als nachhaltig, da sie das Risiko eines vorzeitigen Verbrauchs minimiert. Die Entnahme kann monatlich oder jährlich erfolgen, je nach individuellem Bedarf und Liquiditätsplanung. Besonders wichtig ist es, bei Kursrückgängen an den Aktienmärkten besonnen zu handeln. Statt in solchen Phasen Aktien zu verkaufen und Verluste zu realisieren, sollte vorrangig auf den Sicherheitsbaustein zurückgegriffen werden, bis sich die Kurse wieder erholen. Dieser disziplinierte Umgang mit den Entnahmen schützt das Vermögen vor unnötigen Verlusten.

Das Pantoffel-Portfolio überzeugt durch seine niedrigen Kosten, da ETFs deutlich günstiger sind als aktiv verwaltete Fonds. Zudem bietet es eine hohe Flexibilität. Anleger können jederzeit Umschichtungen vornehmen oder die Entnahmerate anpassen. Damit eignet sich das Pantoffel-Portfolio auch für Menschen, die wenig Erfahrung mit Kapitalmärkten haben, sich aber eine langfristig renditestarke Lösung wünschen.

Entnahmestrategien im Vergleich

Der klassische Auszahlplan und das Pantoffel-Portfolio mit Entnahmeplan bieten unterschiedliche Vorteile. Der Auszahlplan ermöglicht feste, planbare monatliche Zahlungen, was besonders sicherheitsorientierten Ruheständlern entgegenkommt. Allerdings können Verwaltungskosten die Erträge mindern, und das Risiko eines schnellen Kapitalverzehrs bleibt bestehen, wenn die Auszahlungsdauer oder -höhe nicht sorgfältig berechnet wird. Das Handelsblatt betont die Wichtigkeit eines realistischen Plans der Ausgaben sowie eines ausreichenden Puffers für unerwartete Kosten, um das Vermögen bis ins hohe Alter aufrechtzuerhalten.

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Das Pantoffel-Portfolio hingegen bietet Flexibilität, niedrige Kosten und langfristig attraktive Renditechancen. Es erfordert jedoch Disziplin, insbesondere bei Entnahmeentscheidungen in schwankenden Börsenphasen. Die Wahl der passenden Strategie hängt stark von den eigenen Bedürfnissen, der Risikobereitschaft und dem Wunsch nach Planbarkeit und Flexibilität ab.

Unabhängig von der gewählten Strategie ist es wichtig, die Entnahmestrategie regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Statt eine einmal festgelegte Entnahmerate zu fixieren, sollte sie bei Bedarf an die Marktentwicklung, die Inflation und die eigene Lebenssituation angepasst werden. "Beim Investieren geht es in erster Linie nicht darum, reich zu werden. Es geht darum, nicht arm zu sterben", bringt es Christian Dagg, Gesellschafter der Vermögensverwaltung Dagg Invest, im Gespräch mit dem Handelsblatt auf den Punkt. Deshalb sollte auch nach Renteneintritt eine durchdachte Anlagestrategie verfolgt werden.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Rawpixel.com / shutterstock.com, Birgit Reitz-Hofmann / Shutterstock.com

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