Das Comeback des Bausparens?

Der Bausparvertrag hat aufgrund der aktuellen Niedrigzinsphase einen schlechten Ruf. Trotzdem greifen viele Menschen noch auf das Sparmodell zurück. Doch nicht für jeden ist ein Bausparvertrag geeignet.
Durch kollektives Sparen das Eigenheim schneller finanzieren: Dies ist der Grundgedanke des Bausparens. Mit hohen Sparzinsen, attraktiven Zuschüssen und guten Sicherheiten hatte der Bausparvertrag in den 1990er Jahren auch ein gutes Image. Heutzutage hat sich die Stimmung ein wenig geändert. Besonders die aktuelle Niedrigzinsphase macht Bausparen für viele Sparer unattraktiv. Während die Guthabenzinsen vor 20 Jahren noch bei über vier Prozent lagen, erhält man aktuell nur noch zwischen 0,1 und einem Prozent Zinsen. Auch als Geldanlage taugt das Bausparen nur wenig, da die Zinsen in der Sparphase vergleichsweise niedrig sind und die hohe Abschlussgebühr auf den Spar- und Darlehensteil gezahlt werden muss - auch wenn man sich das Darlehen gar nicht auszahlen lässt. Doch wie funktioniert das Bausparen genau und für wen ist es noch geeignet?
Der Bausparvertrag bleibt für viele Menschen attraktiv
Der teilweise negative Tenor, der den Bausparvertrag begleitet, scheint laut dem "Verband der Privaten Bausparkassen" den Absatz neuer Verträge nicht geschadet zu haben. So verzeichnete im Jahr 2020 die Branche 1,5 Millionen Neuabschlüsse, ein Plus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit insgesamt 25 Millionen Bausparverträgen hat somit im Schnitt jeder zweite Haushalt mindestens einen Bausparvertrag. Trotz der Corona-Pandemie stieg zudem die neu abgeschlossene Bausparsumme auf 77,5 Milliarden Euro.
Die unterschiedlichen Phasen des Bausparens
Um zu verstehen, wie das Bausparen funktioniert, hat das Online-Portal "Finanzfluss" die verschiedenen Phasen des Bausparens genau analysiert. Bei Abschluss eines Bausparvertrags komme es vor allem auf die Bausparsumme an, welche sich aus einem Sparanteil und einem Darlehensteil zusammensetzt. Dabei seien Bausparverträge häufig im Verhältnis 50:50 zusammengesetzt. Dies hänge jedoch stark von der jeweiligen Bausparkasse ab.
Die erste Phase wird als Sparphase bezeichnet. Nach Abschluss des Vertrags muss so lange gespart werden, bis eine Mindestsparsumme erreicht wurde. In der Regel werden monatliche Beiträge in den Bausparvertrag eingezahlt. Es ist aber auch möglich neben dieser Sparrate weiteres Geld hinzuzugeben. In der zweiten Phase, der Zuteilungsphase, steht das Bauspardarlehen zur Verfügung. Allerdings kann man dieses Darlehen nur bekommen, wenn eine bestimmte Mindestspardauer erreicht wurde. Diese variiert, je nach Bausparvertrag, zwischen wenigen Monaten und zwei Jahren. In der Zuteilungsphase muss man sich zudem entscheiden, ob man das Darlehensangebot annehmen, vertagen oder sich die Sparsumme auszahlen lassen möchte. In der dritten Phase bekommt man das Darlehen ausbezahlt und muss es für wohnwirtschaftliche Zwecke nutzen. Das Zurückzahlen des Darlehens erfolgt parallel zu den Einzahlungen aus der Sparphase.
Das Bausparen hat viele Vor- und Nachteile. So spielt der festgelegte Zinssatz eine wichtige Rolle, da er sowohl für die Spar- und Darlehensphase bei Abschluss des Vertrags bekannt ist. Ein weiterer Vorteil ist die staatliche Förderung und die möglichen Sondertilgungen. So gibt es die Möglichkeit, dass der persönliche Bausparvertrag über die Riesterförderung, die Arbeitnehmersparzulage oder der Wohnungsbauprämie gefördert wird. Hierbei müssen bei den letzten beiden Punkten bestimmte Einkommensgrenzen eingehalten werden. Sondertilgungen sind im Vergleich zu gewöhnlichen Immobilienkrediten auch ohne Zinsaufschlag möglich. Die Nachteile eines Bausparvertrags sind zum Beispiel die unterschiedlichen Konditionen. Besonders in der jetzigen Niedrigzinsphase kann es günstiger sein, sich das Eigenheim mit einem traditionellen Bankkredit zu finanzieren. Auch die teilweise langen Wartezeiten und Abschlusskosten sind negative Aspekte des Bausparens.
Für wen ist der Bausparvertrag geeignet?
Trotzdem kann sich ein Bausparvertrag unter gewissen Umständen lohnen. Für Menschen, die wissen, dass sie in einigen Jahren eine Immobilie kaufen oder renovieren möchten, kann Bausparen ein sinnvoller Weg sein. So lohnt sich laut dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" zum Beispiel für geplante Modernisierungen und Instandsetzungen ein kleiner Bausparvertrag aufgrund der staatlichen Förderungen fast immer - besonders wenn man davon ausgeht, dass das momentane Zinsniveau steigen wird. Geht es allerdings um den reinen Vermögensaufbau, sind andere Geldanlagen meist deutlich besser.
Tim Adler / Redaktion finanzen.net
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