Darum wechseln junge Arbeitnehmer häufiger den Job

Immer mehr junge Beschäftigte wechseln ihren Job - oft schon nach kurzer Zeit. Doch dahinter steckt kein Desinteresse an Arbeit, sondern ein neues Selbstbewusstsein: Gehalt, Führung und Flexibilität zählen mehr denn je.
Generation Z im Job - ein häufiger Wechsel als neues Normal?
Die junge Generation gilt als besonders wechselbereit - und aktuelle Erhebungen bestätigen diesen Eindruck. Laut einer repräsentativen Langzeitstudie, die seit 2012 im Auftrag von Xing durchgeführt wird, kann sich fast die Hälfte der Gen Z vorstellen, noch 2025 den Arbeitgeber zu wechseln. Mehr als jeder Zweite aus dieser Altersgruppe hat bereits mindestens einmal den Job gewechselt. Trotz solcher Zahlen sollten Vorurteile über mangelnde Arbeitsmoral überdacht werden: Wie das IAB-Forum zeigt, arbeiten junge Menschen heute so viel wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Faktencheck: Ist die junge Generation wirklich weniger arbeitsbereit?
Das oft bemühte Bild einer arbeitsscheuen Gen Z hält einem Faktencheck nicht stand. Laut IAB-Forum ist die Erwerbsbeteiligung der 20- bis 24-Jährigen seit 2015 um über sechs Prozentpunkte gestiegen - auf inzwischen 75,9 Prozent. Besonders Studierende sind heute deutlich häufiger erwerbstätig: Wie T3n berichtet, jobben mittlerweile 56 Prozent neben dem Studium - 2015 waren es nur 36,7 Prozent. Forschungsleiter Enzo Weber bringt es auf den Punkt: "Die jungen Leute sind fleißig wie lange nicht mehr."
Gründe für die hohe Wechselbereitschaft
Laut der Xing-Studie steht für die Gen Z ein zu niedriges Gehalt ganz oben auf der Liste - 45 Prozent empfinden ihre Bezahlung als nicht angemessen. Bei den Millennials rücken hingegen hoher Stress und fehlende Aufstiegschancen in den Vordergrund. Rund 39 Prozent klagen über zu hohe Belastung, weitere 36 Prozent sehen keine Entwicklungsperspektiven. Die Babyboomer hingegen nennen vor allem Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft als wichtigsten Grund für einen Wechsel.
Erwartungen an den neuen Arbeitgeber
Wie NewWork über die aktuelle Xing-Studie berichtet, hat die Gen Z klare Vorstellungen davon, was ein guter Arbeitgeber bieten sollte. Ganz oben stehen ein höheres Gehalt, das sich 79 Prozent wünschen, eine kompetente Führungskraft mit 60 Prozent sowie flexible Arbeitszeiten, die für 65 Prozent wichtig sind. Generationenübergreifend zeigt sich außerdem der Wunsch nach Jobsicherheit - bei der Gen Z liegt dieser Wert bei 66 Prozent, bei den Millennials sogar bei 69 Prozent. Für viele Jüngere ist auch Homeoffice entscheidend: 28 Prozent würden kündigen, wenn diese Möglichkeit entfiele.
Arbeitskultur im Wandel: Was Arbeitgeber daraus lernen sollten
Wie NewWork zeigt, verlaufen Karrieren heute deutlich dynamischer als noch vor einigen Jahren - langfristige Loyalität ist kein Selbstläufer mehr. Wer junge Talente binden will, muss mehr bieten als einen sicheren Arbeitsplatz. Thomas Kindler, Managing Director von Xing, bringt es auf den Punkt: "Das Gesamtpaket muss stimmen." Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Generationen zu verstehen und mit maßgeschneiderten Angeboten darauf zu reagieren.
Redaktion finanzen.net
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