Tesla-Aktie in der Europa-Krise: Warum mehr dahintersteckt als schwache Verkaufszahlen

Tesla kämpft in Europa an mehreren Fronten. Die Verkaufszahlen sind drastisch eingebrochen, während chinesische Wettbewerber Marktanteile gewinnen.
Werte in diesem Artikel
• Teslas Absatz in Europa brach im Oktober um 48,5 Prozent ein, der Marktanteil sank auf 0,6 Prozent
• Chinesischer Konkurrent BYD verkaufte mit über 17.000 Fahrzeugen mehr als doppelt so viele wie Tesla
• In Schweden und Dänemark verzeichnete Tesla Rückgänge von 89 bzw. 86 Prozent
Absatzeinbruch von fast 50 Prozent im Oktober
Die Absatzkrise von Tesla in Europa verschärft sich weiter. Wie aus Daten der European Automobile Manufacturers Association (ACEA) hervorgeht, lieferte der Elektroautobauer im Oktober nur noch 6.964 Fahrzeuge in der Europäischen Union, dem Vereinigten Königreich und den EFTA-Staaten aus - ein Rückgang von 48,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit schrumpfte Teslas Marktanteil von 1,3 Prozent im Oktober 2024 auf lediglich 0,6 Prozent. Laut MarketWatch ist dies der niedrigste Wert seit April 2025. Nur zwei Marken - die britische Luxusmarke Jaguar und die Stellantis-Marke Lancia - verzeichneten noch stärkere Rückgänge.
Für das bisherige Jahr 2025 summiert sich Teslas Absatzrückgang in Europa auf rund 30 Prozent. Besonders brisant: Dieser Einbruch findet vor dem Hintergrund eines wachsenden Gesamtmarktes statt. Der europäische Elektrofahrzeugmarkt legte im selben Zeitraum um 26 Prozent zu. Der chinesische Wettbewerber BYD verkaufte im Oktober 17.470 Fahrzeuge in der Region - ein Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch Volkswagen setzte mehr als dreimal so viele Elektrofahrzeuge ab wie Tesla.
Politische Kontroversen und verschärfter Wettbewerb
Neben dem intensiven Wettbewerb belasten auch die politischen Aktivitäten von CEO Elon Musk das Geschäft. Seine Verbindungen zur Trump-Administration und zu rechtspopulistischen Parteien in Europa haben laut MarketWatch in mehreren Ländern zu Gegenreaktionen geführt. In Schweden verzeichnete Tesla einen Absatzrückgang von 89 Prozent, in Dänemark von 86 Prozent. Selbst in Deutschland, Europas größtem Automarkt, brachen die Verkäufe um über 50 Prozent ein.
Tesla hat zwar günstigere Versionen seiner Bestseller Model 3 und Model Y eingeführt, um Kunden zurückzugewinnen. Doch der Wettbewerb ist intensiv. Neben BYD drängen weitere chinesische Hersteller wie Xpeng und Zeekr auf den europäischen Markt. Gleichzeitig bauen etablierte europäische Hersteller ihre Elektrofahrzeug-Portfolios aus. Analysten kritisieren zudem Teslas schmale Modellpalette: Während Konkurrenten eine breite Auswahl an Elektrofahrzeugen, Plug-in-Hybriden und konventionellen Fahrzeugen anbieten, beschränkt sich Tesla auf reine Batteriefahrzeuge ohne Hybrid-Option.
Regulatorische Hürden für Full Self-Driving
Neben dem Absatzproblem steht Tesla in Europa vor einer weiteren Herausforderung: die Zulassung seines Fahrassistenzsystems Full Self-Driving (FSD). Wie aus dem MarketWatch-Bericht hervorgeht, setzt Tesla auf die niederländische Fahrzeugbehörde RDW als Schlüssel zur europaweiten Zulassung. Ende November verkündete Tesla auf der Plattform X, die RDW habe sich verpflichtet, im Februar 2026 eine nationale Genehmigung zu erteilen.
Tesla has been working hard toward shipping Full Self-Driving (Supervised) in Europe for over 12 months now. We have given FSD demos to regulators of almost every EU country. We have requested early access, pilot release programs or exemptions where possible.
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We have developed…- Tesla Europe & Middle East (@teslaeurope) November 22, 2025
Die RDW stellte jedoch auf ihrer Website klar, dass lediglich eine Demonstration des Systems für Februar geplant sei - eine Zulassung sei damit keineswegs garantiert. Sollte die Behörde weitere Tests für notwendig erachten, wäre dies ein Rückschlag für Teslas Expansionspläne. Das Unternehmen hofft, nach einer nationalen Genehmigung in den Niederlanden eine Anerkennung durch andere EU-Staaten und schließlich eine offizielle Freigabe durch einen EU-Ausschuss zu erreichen.
Elon Musk hat wiederholt seinen Unmut über den regulatorischen Genehmigungsprozess in Europa geäußert und europäische Kunden aufgefordert, Druck auf die Regulierungsbehörden auszuüben. Die Freigabe von FSD könnte Tesla nicht nur zusätzliche Einnahmen verschaffen, sondern auch wertvolle Trainingsdaten für die Weiterentwicklung des Systems liefern - Daten, die dem Unternehmen auf dem europäischen Markt bislang fehlen.
D. Maier / Redaktion finanzen.net
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