ChatGPT bei der Arbeit - muss man dem Chef Bescheid sagen?
Seit ChatGPT Ende 2022 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurde, wird die KI in den verschiedensten Bereichen eingesetzt - auch am Arbeitsplatz. Ist das nach deutschem Recht überhaupt erlaubt? Und was passiert, wenn man dem Arbeitgeber nicht über die Nutzung von ChatGPT Bescheid gibt?
Nach Paragraf 611a Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) haben Arbeitnehmer in Deutschland gegenüber dem Arbeitgeber eine Pflicht zur Arbeitsleistung. Was bedeutet das für die Nutzung von ChatGPT am Arbeitsplatz? Dürfen Arbeitnehmer die neue KI nutzen - und müssen sie ihren Arbeitgeber darüber informieren?
Unerlaubte Nutzung kann Kündigung zur Folge haben
Weil ChatGPT so neu ist, gibt es noch keine Gesetze zur Nutzung der neuen Technologie. Das bedeutet jedoch nicht, dass alles erlaubt ist. Nils Wigger ist Fachanwalt für Arbeitsrecht und erklärt in einem Gastbeitrag bei der Deutschen Handwerks Zeitung (DHZ), dass Angestellte ihrem Arbeitgeber unbedingt dann über die Nutzung von ChatGPT Bescheid geben müssen, wenn die KI nicht nur als Hilfsmittel eingesetzt wird, sondern ganze Aufgaben für sie erledigt - schließlich besteht die Pflicht zur Arbeitsleistung, die der Arbeitnehmer selbst erfüllen muss. Gleichzeitig treffe Paragraf 613 BGB (Unübertragbarkeit des Dienstes an Dritte) laut Wigger nicht zu, weil ChatGPT keine dritte Partei, sondern lediglich ein Arbeitsmittel sei.
Tatsächlich gibt es aber noch andere Gründe, aus denen Arbeitnehmer nicht ihre ganze Arbeit an ChatGPT übertragen dürfen. So verpflichtet der Arbeitsvertrag in der Regel zur Verschwiegenheit. Gibt man nun aber firmeninterne Informationen in ChatGPT ein, kann die KI diese Daten für zukünftige Aufgaben nutzen. Sind Daten also einmal in ChatGPT eingegeben, ist der Datenschutz nicht mehr gewährleistet: gleich, ob es um Firmengeheimnisse oder sensible Kundendaten geht. Und wer gegen die im Arbeitsvertrag festgelegte Verschwiegenheitspflicht verstößt, begeht Vertragsbruch. Das kann im schlimmsten Fall zur Kündigung führen.
Achtung: ChatGPT liefert oft fehlerhafte Ergebnisse
Ebenfalls zu Abmahnung oder Kündigung kann die Nutzung von ChatGPT laut Wigger dann führen, wenn das Unternehmen dies explizit verboten hat. Und: Wer ChatGPT als Hilfestellung nutzt, sollte jedes Ergebnis unbedingt sorgfältig überprüfen und bearbeiten, bevor es als eigene Arbeit dargestellt wird. Denn wie das Handelsblatt berichtet, wurde die KI nur mit Daten von vor Ende 2021 trainiert - alles, was danach passiert ist, weiß ChatGPT nur, wenn bestimmte Zusatzmodule installiert werden. Ist die KI überfragt, erfindet sie zudem manchmal Antworten. In anderen Fällen kopiert ChatGPT passende Segmente aus anderen Texten und begeht damit Plagiat. Bei der Arbeit werden Angestellte jedoch dafür bezahlt, selbst zu arbeiten und in der Regel auch qualitativ hochwertige Ergebnisse abzuliefern. Bemerkt der Chef, dass Plagiat begangen wurde oder beispielsweise Übersetzungen nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen, kann auch dies Ärger bedeuten. Es ist also wichtig, sich intensiv damit auseinanderzusetzen, welche Fehler ChatGPT üblicherweise macht und wie diese in KI-generierten Texten gefunden und korrigiert werden können. Das kann zeitaufwändig sein.
Redaktion finanzen.net
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