Die Corona-Krise verändert das Konsumverhalten der Deutschen

Das Konsumverhalten der Bürger hat sich in der Corona-Krise eindeutig geändert. Entweder geschah es zwangsläufig durch die Eindämmungsmaßnahmen oder aus eigenen Intentionen. Analysen haben nun die Ausprägung dieser Veränderung genauer untersucht.
Um den Wandel der Gesellschaft in Zahlen zu fassen hat die Internetbank N26 die Zahlungsaktivitäten ihrer Kunden im Zeitraum zwischen dem 15. März und 22. April 2020 mit den entsprechenden Daten aus dem Vorjahr verglichen. Dadurch konnte das Institut feststellen, in welchen Bereichen die Zahlungsaktivitäten zu- oder abnahmen. Die Ergebnisse der Analyse liegen exklusiv der Bild-Zeitung vor.
Weniger Ausgaben für Bars - mehr für Lebensmittel
Nach deren Angaben gingen am stärksten die Zahlungen für Bar- und Restaurantaufenthalte zurück. Im Vergleich zu 2019 war ein Einbruch um 72 Prozent zu beobachten. Angesichts der weitreichenden, krisenbedingten Schließungen sind somit diese Betriebe erwartungsgemäß besonders vom Konsumrückgang betroffen. Die Ausgaben für Urlaub und Reisen fielen insgesamt um 45 Prozent. Hier machen sich ebenfalls die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bemerkbar. Niemand kann genau voraussagen wie lange Grenzkontrollen, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen aufrechterhalten werden müssen. Unter diesen Umständen sind die Unsicherheiten groß, ob ein Verreisen überhaupt möglich bzw. sinnvoll ist. Mit 47 Prozent verringerten sich in der Untersuchung die Bargeldabhebungen an den Geldautomaten. Die Minderung könnte darauf zurückgeführt werden, dass die Menschen derzeit bevorzugt kontaktlos in Geschäften bezahlen und weniger mit Bargeld hantieren.
Deutlich mehr Geld als im letzten Jahr sollen die Verbraucher für Lebensmittel ausgegeben haben. Laut der Bild-Zeitung stiegen die Ausgaben um 34 Prozent an. Inwiefern sich dieses Phänomen auf Hamsterkäufe zurückführen lässt, ist nicht bekannt. Allerdings könnte hier auch ein Zusammenhang mit den Restaurantschließungen bestehen. Demnach kochen und essen die Menschen nun wesentlich mehr zu Hause und nutzen weniger externe Angebote. Das Stubenhockerdasein wirkt sich ebenfalls auf die Ausgaben für die Unterhaltung aus. Während der Corona-Krise kann es einem in den eigenen vier Wände schnell langweilig werden. Damit immer für ausreichend Beschäftigung und Spaß gesorgt ist, haben die Kunden von N26 im Vergleich zum Vorjahr 20 Prozent mehr für Entertainment ausgegeben. Die Einkäufe von Kinder- und Babyartikeln nahmen um 22 Prozent zu.
Ein Viertel der Deutschen kauft mehr online
Eine zweite, ähnliche Untersuchung führte die Marktforschungsplattform Appinio durch. Um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Alltag und den Konsum der Deutschen zu analysieren, befragte sie 2.500 Teilnehmer zwischen 16 und 65 Jahren zu deren Verhaltensänderungen. Das Ergebnis zeigt, dass vor allem elektronische Unterhaltungsangebote von der Krise profitieren. Die Befragten schauen deutlich mehr Fernsehen (45 Prozent), surfen mehr im Internet (44 Prozent), nutzen häufiger Streamingdienste wie Netflix (35 Prozent) und verbringen mehr Zeit mit Social Media (35 Prozent). Bei der Kauflust stieg die Nachfrage nach Büchern und Videospielen um 13 bzw. 11 Prozent an. Darüber hinaus gaben 29 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass sie seit dem Ausbruch der Krise öfter selbst kochen würden. Diese Erkenntnis spricht für die Beobachtung der N26-Analyse, dass die Lebensmittelausgaben zunahmen. Ein spürbares Plus bei den Einkäufen konnte laut Appinio der E-Commerce verbuchen. 26 Prozent der Befragten haben die Anzahl ihrer Bestellungen erhöht. Lediglich zehn Prozent nutzen hingegen die Online-Angebote seltener als vorher. Bei den Ladengeschäften sieht es etwas schlechter aus. Hier geben 14 Prozent mehr Geld als üblich aus, wobei ganze 21 Prozent weniger einkaufen.
Redaktion finanzen.net
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