Savedo-Kolumne Christian Tiessen

Kann ich meiner Bank vertrauen?

17.04.15 17:48 Uhr

Kann ich meiner Bank vertrauen? | finanzen.net

Viele Sparer beantworten diese Frage inzwischen mit einem klaren NEIN! Die Gründe für den Vertrauensverlust sind vielschichtig: Finanzkrise, überhöhte Bonuszahlungen an Bank-Manager, schlechte Beratung sowie unattraktive und unverständliche Finanzprodukte gehören zu den Hauptquellen der Frustration.

Unzählige Umfragen wurden in den vergangenen Jahren zu diesem Thema publiziert. Die Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) kam 2012 zum Ergebnis, dass 58 Prozent der Deutschen ihren Banken weniger Vertrauen entgegenbringen als noch 2011. Die Konkurrenz von Deloitte meint, dass lediglich 50 Prozent der Kunden ihrem Bankberater vertrauen. Die Marktforscher der GfK publizierten, dass heute gar 84 Prozent der Privatkunden ihrer Bank weniger vertrauen als vor der Finanzkrise. Und nach einer Studie der Ruhr-Universitär Bochum vertrauen 76 Prozent der Sparer lieber auf die Meinung von Wirtschaftsjournalisten als auf die Vorschläge ihres Bankberaters.

Nun kann man diskutieren, ob es überhaupt Sinn macht, verloren gegangenes Vertrauen in konkrete Zahlen zu packen. Psychologen definieren Vertrauen als subjektive Überzeugung (bzw. Gefühl) von der Richtigkeit und Wahrheit von Handlungen und Aussagen. Da sich Gefühle nur schwer messen lassen, muss man den oben genannten Zahlen also nicht blind vertrauen. Vielleicht sollte man an dieser Stelle besser ganz aufhören, über Vertrauen zu philosophieren. Und stattdessen lieber die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit der Kunden mit ihrer Bank in den Mittelpunkt stellen. Denn soviel kann der Autor dieses Texts aus eigener Erfahrung, aufgrund zahlreicher Gespräche mit deutschen Sparern, sagen:

Die Anleger sind unzufrieden mit den Sparmöglichkeiten in Deutschland

Lange Zeit konnten die Sparer in Deutschland sicher sein, dass sich ihre Ersparnisse dank Zins und Zinseszins mit der Zeit garantiert vermehren, sofern diese in risikofreie Finanzprodukte wie Sparbuch, Tages- und Festgeld oder Bundesanleihen gepackt wurden. Damit ist es seit der Finanzkrise vorbei. Die EZB drückt den Leitzins gen Null, um Krisenländer und -banken mit billigem Geld aufzupäppeln. Die Banken sind damit nicht mehr unbedingt auf das Geld der Sparer angewiesen und senken in der Folge ebenfalls die Zinsen auf ihre Angebote.

Dem privaten Anleger kann das nicht gefallen. So gaben denn in der EY-Studie auch 42 Prozent der Befragten an, dass sie "mit der Qualität der Beratung und der angebotenen Finanzprodukte" durch ihre Bank unzufrieden sind. In der Tat können die mageren Zinsen, die derzeit in Deutschland geboten werden (für ein 1-Jahres-Festgeld im April 2015 durchschnittlich nur 0,39 Prozent), keine große Begeisterung bei Sparern entfachen. Dem einzelnen Bankberater die Schuld für die bescheidenen Renditen zuzuweisen, mag vielleicht menschlich und verständlich sein, aber letztlich kann er oder sie wenig dafür. Wenn das Portfolio einer Bank nur finanziell unattraktive oder äußerst riskante Finanzprodukte umfasst, ist qualitativ hochwertige Beratung schwer möglich.

Überhöhte Bonuszahlungen an Bankmanager sorgen für Unmut

Dass durch die Finanzkrise angeschlagene Bankhäuser mit hunderten Milliarden Euro Steuergelder wieder aufgepäppelt werden, ist aus finanzpolitischer Sicht nötig, auch wenn so mancher Bundesbürger hier sicher widersprechen würde. Vollkommen verständlich ist dagegen, dass der kleine Sparer unzufrieden ist, wenn Banken im Kontext staatlicher Finanzhilfen und wohlwollender EZB-Geldpolitik ihren Managern weiterhin Boni in zweistelliger Millionenhöhe auszahlen. Bereits vor zwei Jahren hat die Finanzaufsicht BaFin die deutschen Großbanken aufgefordert, ihr Vergütungssystem zu reformieren. Die Banken haben auf die staatliche Kritik auch reagiert: Nach Informationen von "Die Welt" soll beispielsweise die Deutsche Bank ihren Chefs bei Erreichen aller Geschäftsziele maximal noch knapp zehn Millionen Euro Jahresvergütung zahlen.

Zehn Millionen! Es ist wohl mehr als unwahrscheinlich, dass die Deutsche Bank-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain diesen Betrag in die Festgelder ihres eigenen Hauses anlegen. Täten sie es, würden sie beim derzeitigen Zinssatz von 0,05 Prozent auf ein einjähriges Deutsche Bank-Festgeld nur 5.000 Euro Zinsen bekommen. Wesentlich mehr Rendite bekämen die beiden, wenn sie ihr Geld in Festgelder bei Banken in unseren Nachbarstaaten steckten. Die Möglichkeit dazu gibt es bereits.

Informationen, wie Anleger ihr Erspartes in hoch verzinste Festgelder im EU-Ausland anlegen können, lassen sich zum Beispiel auf den Webseiten des ersten internationalen Festgeld-Marktplatzes unter www.savedo.de finden.

Christian Tiessen ist Managing Director von Savedo (www.savedo.de), dem Online-Marktplatz für europäische Festgelder. In seiner Kolumne äußert er sich u.a. zu Entwicklungen des Zinsniveaus für Sparprodukte sowie zu aktuellen Themen im Bereich FinTech und Banken.

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