Euro am Sonntag-Spezial

Expo Real 2018: Der unheimliche Boom

13.10.18 12:00 Uhr

Expo Real 2018: Der unheimliche Boom | finanzen.net

Die Immobilienmesse in München zog so viele Besucher an wie noch nie. Die Branche ist in Feierlaune. Nur: Wie lange noch?

von Bernhard Bomke, €uro am Sonntag

Auf dem deutschen Immobilienmarkt ist weiterhin die Hölle los. Gewerbe­immobilienmakler wie JLL erwarten hierzulande in diesem Jahr das höchste Investitions­volumen aller Zeiten. Allein 60 Milliarden Euro sollen 2018 in Gewerbeimmobilien, also etwa in Büro- und Handelsobjekte, fließen. Im Geschäft mit größeren Wohnungsbeständen sollen Häuser für 18 Milliarden Euro den Besitzer wechseln.

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Kein Wunder also, dass auf der Expo Real in München, ­Europas größter Immobilienmesse, in dieser Woche so viele Aussteller und Besucher regis­triert wurden wie noch nie. Fast 45 000 Teilnehmer aus 72 Ländern zählte Veranstalter Messe München. Der Branchentreff, 1998 als Event fürs Geschäft mit Gewerbeimmobilien gestartet, widmet sich längst auch breiteren Themen wie Wohnungsbau, Smart Homes, also digital vernetzten Häusern, oder, ganz aktuell, bezahlbarem Wohnen.

Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU) schickte seinen unlängst schon beinahe im Ruhestand gewähnten Staats­sekretär Gunther Adler (SPD). Der brachte die bekannten Pläne des Bundes zum Bau von 1,5 Millionen Wohnungen mit. Doch es soll auch Geld für die Erforschung der Frage ausgegeben werden, was digital vernetzte Wohnungen tatsächlich bringen. Über die wird seit dem Jahr 2000 gesprochen. Umso erstaunlicher: Auch auf der Expo Real 2018 blieb beim oft strapazierten Thema ­Digitalisierung vieles nebulös.

Hauptrisiko Zinsanstieg

Auf der anderen Seite scheint eine längst tot geglaubte Spezies fröhliche Urständ zu feiern: Geschlossene Immobilienfonds. Die BayernLB-Tochter Real I.S. kündigte nach jahrelanger Pause für Januar 2019 den Start des ersten Produkts dieser Art an. Das gilt als Meilenstein, denn die Münchner waren mit dergleichen einst dick im Geschäft. Das Angebot investiert in Australien und soll den An­legern fünf Prozent Ausschüttung im Jahr bringen, erklärte Vorstandschef Jochen Schenk gegenüber €uro am Sonntag.

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Auch Gabriele Volz, Geschäftsführerin der Unicredit- Tochter WealthCap, brachte Fondspläne mit: den Immobilienfonds Deutschland 41. Der werde 3,5 bis vier Prozent im Jahr ausschütten. Solche Größenordnungen seien im Nullzinszeitalter im Vertrieb kein Problem. Volz’ Geschäft scheint zu laufen. Anleger zeichneten in diesem Jahr bereits Anteile für 190 Millionen Euro.

Nach Krise klingt das nicht. Über eine solche philosophierten viele Messegänger, die der lang anhaltende Boom misstrauisch stimmt. "Aus heutiger Sicht besteht das größte Risiko für Immobilienanlagen darin, dass die Zinsen stark steigen könnten", sagte Andreas Heibrock, Geschäftsführer des Fondsanbieters Patrizia GrundInvest. Dann würden Immobilien unattraktiver, und die Preise könnten abrutschen. Doch danach sehe es derzeit nicht aus.




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Bildquellen: Brian A Jackson / Shutterstock.com