Interview

DAX bald unter 11.000? Wie geht's weiter?

28.10.18 18:33 Uhr

DAX bald unter 11.000? Wie geht's weiter? | finanzen.net

Die Marktlage ist angespannt. Der DAX hat vom Hoch im Januar bereits um mehr als 2.000 Punkte korrigiert. Wie geht es weiter? Müssen Anleger weitere Kursverluste einplanen? Investment-Profi Holger Steffen erklärt, wie er die Situation einschätzt und wie Anleger jetzt reagieren sollten.

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Holger Steffen von Anlegerbrief Research Holger Steffen verfügt über langjährige Erfahrung in der Unternehmens- und Kapital­markt­analyse. Der Analyst ist mitverant­wortlich für das Muster­depot des Anlegerbriefs, das seit Start im Jahr 1999 eine durch­schnittliche Jahres­rendite von 17,7 % aufweist (Stand: 28.09.2018). Seit Ende 2013 fungiert er mit der Anlegerbrief Research GmbH zudem als Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seitdem um mehr als 104 % (Stand 28.09.2018) zulegen konnte.

finanzen.net: Herr Steffen, nach einem eher miserablen Jahresstart haben sich die Börsen im zweiten Quartal erholt, um dann im dritten Quartal unter starken Schwankungen den Rückzug anzutreten. Zuletzt ging es sogar deutlich abwärts. Was sind die Ursachen hierfür?

Holger Steffen: Die Gründe sind natürlich vielschichtig. Versuchen wir die wesentlichen Faktoren kurz zusammenzufassen. Wegen des hohen Wachstums der US-Wirtschaft und der beeindruckenden Dynamik der Schwergewichte im Nasdaq konnten sich die wichtigsten US-Indizes im Frühjahr nach der Korrektur schnell fangen. Bereits im September/ Oktober haben wir dann neue Allzeithochs gesehen. Das hat die Börsen in Europa lange Zeit gestützt, obwohl es zahlreiche Belastungsfaktoren gab, die größere Zugewinne verhinderten. Zu nennen sind hier insbesondere die zähen Brexit-Verhandlungen, die Türkeikrise und die politischen Fliehkräfte innerhalb der EU (aktuelles Stichwort: Staatshaushalt Italien). Was in dieser Zeit relativ wenig Beachtung gefunden hat: Die Frühindikatoren zur Entwicklung der Industrie in Europa zeigen schon seit Januar stringent nach unten. Weil jetzt auch noch diverse Zahlen und Prognosen von Blue Chips enttäuschen und die US-Börsen in den Korrekturmodus geschaltet haben, gibt es am hiesigen Markt derzeit deutliche Verluste.

finanzen.net: Wieso fallen die Kursverluste so stark aus?

Holger Steffen: Na ja, das muss man natürlich relativ sehen. Viele Titel waren in den letzten zwei Jahren sehr gut gelaufen und hatten damit einen größeren Konsolidierungs­bedarf aufgebaut. Dieser wird nun in relativ kurzer Zeit abgebaut. Das ist markttechnisch nicht ungewöhnlich. Hinzu kommen aktuell größere Probleme beispielsweise in der Automobilindustrie, die mit neuen Abgasnormen und einer technologischen Umwälzung - Stichwort E-Mobilität - zu kämpfen hat. Aktien aus diesem Sektor wurden von zahlreichen Gewinnwarnungen gebeutelt und zählen seit dem Frühjahr zu den Treibern der Kurskorrektur.

finanzen.net: Gerade die Aktien der großen Automobil­konzerne dürften für viele Anleger angesichts der zuletzt hohen Kursabschläge interessant sein. Sehen Sie bereits Licht am Ende des Tunnels?

Holger Steffen: In der Tat, ein sehr spannendes Thema. Obwohl die Aktien nach Gewinnwarnungen von BMW, Daimler, Continental & Co. technisch überkauft und optisch niedrig bewertet sind, raten wir aber weiter zur Vorsicht. Wir rechnen mit weiteren schlechten Nachrichten aus dem Sektor. Investments mit kurzfristigem Horizont als Spekulation auf eine stärkere Gegenbewegung sind durchaus interessant, aber auch sehr riskant. Denn es ist immer schwer abschätzbar, wo genau ein Boden gefunden wird.

finanzen.net: Die politischen Belastungsfaktoren für den Markt haben Sie ja bereits erwähnt. Politische Börsen haben sprichwörtlich kurze Beine, sind also nicht nachhaltig. Wird das auch dieses Mal so stimmen?

Holger Steffen: Dieses Sprichwort wird in politisch schwierigen Zeiten tatsächlich immer wieder gern zitiert. Das Problem ist, dass die politischen Störfeuer in wechselnder Form nun schon seit Jahren anhalten. Der Brexit, die von den USA geschürten Handels­konflikte und die politische Erosion der EU sind sehr langlebige Themen. Allenfalls in den Verhandlungen zwischen der EU und Groß­britannien könnte es in den nächsten Wochen doch noch den Durchbruch geben. Eine große Trendwende in der Form, dass die Politik - vor allem in Europa - endlich mal wieder deutlich mehr für das Wirtschafts­wachstum tut, sehen wir leider nicht.

finanzen.net: Wie schätzen Sie die Märkte vor diesem Hintergrund unter fundamentalen Gesichtspunkten ein?

Holger Steffen: Insbesondere europäische Aktien sind in Relation zu den Renditen am hiesigen Anleihen­markt nicht teuer. Was fehlt, ist ein größerer positiver Impuls für eine Trendwende. Zentral ist aus unserer Sicht, dass sich die Konjunktur stabilisiert. Hier sollten interessierte Anleger die Früh­indikatoren zur Entwicklung der Industrie im Auge behalten. Positive Nachrichten würden sicherlich eine Erholung des Marktes einleiten.

finanzen.net: …und unter technischen Gesichtspunkten?

Holger Steffen: Technisch hat sich die Lage gerade beim DAX mit dem jüngsten Kurs­einbruch deutlich verschlechtert. Der Index hat über anderthalb Jahre eine große Top­formation in Form einer Schulter-Kopf-Schulter ausgebildet. Mit dem Rückgang unter die Marke von 11.700 Punkten ist diese Formation formell abgeschlossen. Nur ein Rebound, idealer­weise über die Marke von 12.000 Punkten, könnte dieses negative Signal korrigieren. Die US-Märkte sehen aber besser aus und befinden sich vorerst nur in einer Korrektur, eine Trendwende­bestätigung gibt es noch nicht. Das bleibt ein wichtiger Hoffnungsfaktor.

finanzen.net: Sie sind beim Anlegerbrief für eines der erfolg­reichsten Musterdepots in Deutschland verantwortlich [Link zum Musterdepot]. Und auch als Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index müssen Sie solche Markt­situationen stets bewerten und in ihre Anlage­entscheidungen einfließen lassen. Wie reagieren Sie auf die angespannte Marktlage?

Holger Steffen: Danke, dass Sie darauf zu sprechen kommen. Tatsächlich ist es in uns in den letzten zwei Jahr­zehnten vor allem mit Investments in deutschen Nebenwerten gelungen, signifikante Über­renditen gegenüber den Standard-Indizes zu erzielen. Und in der Tat beschäftigen uns dabei auch immer die Rahmen­bedingungen am Markt, die aktuelle Lage sorgt naturgemäß für größere Herausforderungen. Mit dem jüngsten Kursrutsch hat sich das Baisserisiko für den DAX signifikant erhöht. Kurzfristig sehen wir allerdings auch etliche Übertreibungen nach unten. Wir handeln stets antizyklisch, haben unsere zuvor deutlich überdurch­schnittliche Investitions­quote zuletzt schrittweise erhöht und setzen auf Nebenwerte mit einer intakten Wachstums­dynamik und einem robusten Geschäftsmodell auch in schwierigeren Zeiten.

finanzen.net: Wie läuft es aktuell beim Value Stars Deutschland-Index? Auch dieser Index notiert ja aktuell einiges günstiger als noch vor wenigen Wochen. Lohnt es sich, jetzt einzusteigen?

Holger Steffen: Die Anlageentscheidung muss jeder Anleger für sich selbst treffen, in der Hinsicht kann und darf ich keine Hilfe geben. Was man aber generell sagen kann: Viele Einzeltitel haben sehr stark korrigiert ­ trotz guter Geschäfts­zahlen und positiver Prognosen. Das zeigt sich auch in der Kurs­entwicklung des Value-Stars-Deutschland-Index. Mich würde es nicht über­raschen, wenn wir in den nächsten Wochen eine stärkere Gegenbewegung nach oben sehen, mit denen Über­treibungen ausgemerzt werden.

finanzen.net: Sie sagen, dass gerade Nebenwerte mitunter schon stark korrigiert haben. Sind diese jetzt schon ein Kauf? Und welche sind einen besonderen Blick wert?

Holger Steffen: Natürlich stechen einige Aktien hervor. Da wäre zum Beispiel der Spezialist für Bergbau-Equipment SMT Scharf, dessen Geschäfts­entwicklung gerade richtig an Dynamik gewinnt, dessen Kurs aber trotzdem in kurzer Zeit höhere Einbußen erfahren hat. Ähnlich verhält es sich mit der FinTech Group, deren starker Newsflow in den letzten Wochen verpufft ist. Und auch die Vorzugs­aktien unseres langjährigen Top-Favoriten Sixt notierten zuletzt trotz einer Prognose­anhebung zwischen­zeitlich um fast ein Viertel unter dem im Juni markierten Allzeithoch. Dennoch sind Einzel­engagements gerade jetzt mit einem erhöhten Risiko verbunden, da manche Gesellschaften unter den schwieriger gewordenen Rahmen­bedingungen doch unerwartet stark leiden könnten. Eine breitere Diversifikation ist daher gerade im Nebenwerte-Segment besonders wichtig. Wir vom Betreuerteam des Value-Stars-Deutschand-Index halten uns strikt an diese Regel. Unser aktuelles Portfolio enthält 22 aus unserer Sicht aussichtsreiche Aktien aus dem Nebenwerte­segment. Anleger können das Portfolio übrigens in unserem monatlichen Newsletter einsehen.

finanzen.net: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben, Herr Steffen.

 

Das Interview führte Volker Altvater von finanzen.net.

 

Über Holger Steffen

Holger Steffen von Anlegerbrief Research Holger Steffen verfügt über lang­jährige Erfahrung in der Unternehmens- und Kapital­markt­analyse. Der Analyst ist mitverant­wortlich für das Muster­depot des Anlegerbriefs, das seit Start im Jahr 1999 eine durch­schnittliche Jahres­rendite von 17,7 Prozent aufweist (Stand: 28.09.2018). Seit 2013 fungiert er mit der Anlegerbrief Research GmbH zudem als Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seinen Wert seitdem mehr als verdoppelt hat.

Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissen­schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanz­wirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanz­branche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapital­markt­analyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt.

Hinweis: Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenz­portfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungs­gebühr und der erfolgs­abhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).

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