Benjamin Feingold-Kolumne

Goldrausch bei privaten Anlegern

11.07.25 15:44 Uhr

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Goldrausch bei privaten Anlegern | finanzen.net

Der Preis für ein Kilo Gold ist auf sagenhafte 105.000 US-Dollar geklettert. 30 Prozent Kursgewinn seit Jahresstart sind faszinierend.

Der Preis für ein Kilo Gold ist den meisten Anlegern wenig geläufig. 105.000 US-Dollar oder 92.000 Euro sind im wahrsten Sinne des Wortes auch ein Pfund. Unter Freunden kann man vielleicht mit dem unnützen Wissen punkten, dass Gold in Kilo damit genauso viel kostet wie ein Bitcoin. Geläufiger für Börsianer ist der Preis für eine Feinunze Gold - nämlich 3.300 US-Dollar. "Diese Zahl ist das eine, doch der Start der Rally bei 1.800 US-Dollar im Jahr 2023 macht die Rally richtig eindrucksvoll", findet Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets. Wer kein Gold im Portfolio hat könnte nun auf die Idee kommen, dass man eine dicke Chance verpasst hat. Zum anderen Teil der Wahrheit gehört aber, dass "der US-Techsektor abgebildet über die Nasdaq sich seit Anfang 2023 auch verdoppelt hat im Wert", so Stefan Riße von Acatis. Auch der DAX ist seit Herbst 2022 von 12.000 auf 24.000 Punkte geklettert. "Gold hat sehr gut performt, die Aktien allerdings gleichsam. Steigt Fett, steigt Butter - so könnte man eine alte Weisheit umdrehen", findet Experte Walter.

Die berühmte Straßenbahn

Womit wir bei praktischen Ideen wären. Denn eine weitere alte Weisheit des Börsengurus Andre Kostolany besagt, dass es mit den Chancen an der Börse ist wie mit einer Straßenbahn. Hat man eine Chance verpasst, kommt ziemlich bald die nächste. Zur Jahresmitte sind 30 Prozent Kurssteigerung bei Gold aufgelaufen. Hinterherrennen sollte man dieser sprichwörtlichen Straßenbahn aber nicht. Die fundamentale Basis für Gold ist und bleibt gut, doch eine Korrektur ist genau wie bei starken Aktien jederzeit möglich und wäre sogar gesund. Die Analysten der Citigroup rechnen bis zur zweiten Jahreshälfte 2026 mit einem Rückgang auf 2.500 bis 2.700 US-Dollar je Unze - was einer für Gold nicht untypischen Korrektur von rund 20 bis 25 Prozent entspräche.

Korrektur, aber wo?

Auslöser könnte laut Citigroup eine Kombination aus nachlassender Investmentnachfrage, freundlicheren Wachstumsperspektiven und einer Fed sein, die allmählich den Fuß vom geldpolitischen Bremspedal nimmt. Seit Monaten schichten institutionelle Anleger ihre Anlagen vom Greenback in andere Währungen und Gold um. Insbesondere Notenbanken in Schwellenländern - darunter auch China, Russland, Indien oder die Türkei - bauen ihre Dollar-Reserven ab und legen sich stattdessen mehr Gold in ihre Tresore. Diese Länder haben grundlegende Zweifel, ob ihre Dollarreserven - vor allem in Form von US-Staatsanleihen - dauerhaft werthaltig und frei verkäuflich sein werden.

Das sind die Gold-Käufer

Ganz ohne Käufer wird das Edelmetall ohnehin nicht dastehen. 43 Prozent der befragten Zentralbanken planen, ihre Goldreserven weiter aufzustocken - vor allem in den Schwellenländern. Das sind deutlich mehr als die 29 Prozent im Vorjahr und der höchste Wert seit Beginn der Erhebung durch den World Gold Council (WGC) und YouGov vor acht Jahren. Spannend ist die Frage, warum Anleger überhaupt ins Gold geflohen sind und wie hoch die Goldbestände überhaupt ausfallen. "Von Gold existieren laut Schätzungen weltweit nur 210.000 Tonnen und es lässt sich nicht wie Papiergeld oder Wertpapiere beliebig vermehren", so Thomas Soltau vom Smartbroker. Die stetige Suche nach Gold merkt man beim Smartbroker laut Soltau auch in den Umsätzen und Sparplänen.

Gold als Inflationsschutz

"Gold gilt als Sachinvestment, das vor realen Kaufkraftverlusten schützt, selbst wenn eine Währung wie der Dollar oder der Euro massiv an Wert verlieren sollten", merken die Experten vom Lynx-Broker an. Das war zum Beispiel in Deutschland während der Hyperinflation von 1923 zu beobachten. Zeitweise hätte eine Unze Gold genügt, um einen ganzen Häuserblock zu erwerben. Wichtig jedoch ist auch im Sommer 2025, dass der Goldpreis Ereignisse vorwegnimmt, wenn sich Krisen abzeichnen oder beginnen. "Eine Beruhigung im Konflikt Israel-Iran, eine Entspannung bei amerikanischen Staatsanleihen oder gar Verbesserungen im Ukraine-Krieg könnten Gold einen Dämpfer versetzen", findet Franz-Georg Wenner von Index-Radar. Doch genau dies wäre dann die Straßenbahn, auf die man aufspringen kann, weil man die letzte verpasst hat.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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