Benjamin Feingold-Kolumne

Weihnachten steht schon vor der Tür

21.11.25 17:02 Uhr

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Weihnachten steht schon vor der Tür | finanzen.net

Bis Heiligabend sind es noch 4 Wochen. Doch an der Börse beginnt die Jahresendrally meist im Oktober. Der aktuelle Rücksetzer sorgt aber für Unsicherheit - ist die Jahresendrally damit vorbei?

Eine schöne Statistik vorweg: In Jahren, in denen der DAX Mitte September mindestens 15 Prozent im Plus lag und oberhalb seiner sogenannten 200-Tage-Linie - dem durchschnittlichen Level der letzten 200 Tage - notierte, brachten die folgenden Monate bis Jahresende in fast 90 Prozent der Fälle weitere Gewinne. Gerade gegenüber den US-Indizes hat der DAX aber zuletzt an Vorsprung eingebüßt. Der Nasdaq könnte ihn bald im Performance-Ranking überholen.

Schwergewichte mit Bremswirkung

Ausgebremst wird der DAX vor allem von seinen Schwergewichten - allen voran SAP. Die Anhebung der Kappungsgrenze auf 15 Prozent war quasi das i-Tüpfelchen für die Rally, doch seit dem Rekordhoch im Februar hat die Aktie deutlich an Tempo verloren. Sie liegt inzwischen auf Jahrestief und unter dem April-Tief, als der Zollschock die Märkte durchrüttelte. Die nach wie vor hohe Gewichtung von rund 13 Prozent bei SAP bremst den DAX spürbar aus. Siemens als zweitgrößter Titel mit gut zehn Prozent dümpelt seit Monaten eher seitwärts, und auch der Versicherungsriese Allianz mit acht Prozent bringt wenig Dynamik. "Zusammengenommen haben diese drei Schwergewichte mehr als 30 Prozent des Index unter sich - ein deutliches Zeichen, dass auch der DAX stark von wenigen Werten abhängig ist", so Marcus Landau von der DZ Bank.

Rekorde nur noch selten

Neue Bestmarken bei den heimischen Blue Chips sind mittlerweile eher die Ausnahme. Während der DAX selbst im bisherigen Jahresverlauf 32 neue Rekorde aufstellen konnte, schafften dies nur zehn seiner 40 Mitglieder. SAP und Siemens hatten ihre Höchststände bereits im ersten Quartal erreicht, zuletzt sorgten vor allem Airbus und Rheinmetall für Stabilität auf Indexebene. Viele Blue Chips haben ihren Gipfel dagegen noch lange nicht im Visier: "Rund 16 Mitglieder notieren mehr als 50 Prozent unter ihren Allzeithochs", so die Experten vom Lynx-Broker. "Im Schnitt liegen die DAX-Aktien etwa 40 Prozent unter ihren Rekorden, während der Index selbst nur rund vier Prozent darunter notiert". Die Diskrepanz könnte kaum deutlicher sein: Die Schwergewichte diktieren den Rhythmus, und wenn SAP wie zuletzt eher stolperte, zwingt dies den gesamten Index in eine Abwärtsbewegung.

Fundamentale Grenzen

Fundamental hat der Markt zuletzt Luft verloren. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis des DAX beträgt rund 1,8 und liegt über dem Zehnjahresdurchschnitt von gut 1,5. Auch der EuroStoxx 50 ist ähnlich hoch bewertet. Jetzt müssten höhere Gewinne folgen. Doch für 2025 wurden die Erwartungen deutlich gekappt: im DAX von 11 auf zwei Prozent, im EuroStoxx von acht auf gut zwei. Besonders Auto, Chemie, Luxusgüter und Öl leiden unter negativen Revisionen. Die Gegenwart ist von Stagnation geprägt, die Zukunft wirkt freundlicher. Acht EZB-Zinssenkungen dürften sich zunehmend positiv in der Realwirtschaft bemerkbar machen. Dazu kommen steigende Staatsausgaben für Infrastruktur, Verteidigung und Klimaschutz sowie steuerliche Entlastungen. Diese Faktoren sollten 2026 die Konjunktur anschieben. Analysten erwarten Gewinnzuwächse von 14 Prozent im DAX und 12 Prozent im EuroStoxx 50. Zweistellige Werte wirken ambitioniert, ein hohes einstelligen Wachstum ist jedoch realistisch. Die Jahresendrally ist also noch nicht fix, könnte aber in kleiner Dosis dann doch kommen.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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