Zertifikate Spezial: Neue Papiere für neue Strategien
Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet nach der Finanzkrise entstehen im Umfeld der Börse etliche neue Geschäftsmodelle. Euro am Sonntag stellt vier davon vor.
Werte in diesem Artikel
von Jens Castner, Euro am Sonntag
Ein neues Kürzel irritiert die Börsenwelt: SFD. Was ist das nun wieder? Auf der ersten Google-Trefferseite werden Organisationen wie der Stuttgarter Flugdienst, Schwarze Filmschaffen-
de in Deutschland oder die Schule für Dichtung in Wien angezeigt.
Erst die zweite Seite lüftet das Geheimnis, was die Abkürzung mit der Börse zu tun hat. SFD steht für Straight Forward Dealing und bezeichnet eine neue Generation von Hebelprodukten aus dem Haus Lang & Schwarz. Man könnte sie sogar als die echten CFDs bezeichnen, sofern man Contracts for Difference wörtlich übersetzt. Denn SFDs kosten tatsächlich immer die Differenz zwischen Basispreis und Aktienkurs.
Da die Produkte bei Emission immer mit einem Hebel von fünf ausgestattet sind, würde ein SFD auf eine 25 Euro teure Aktie also mit einem Basispreis von 20 Euro versehen und fünf Euro kosten. An jedem Cent, um den die Aktie steigt, partizipiert der SFD 1 : 1, vor Totalverlusten soll eine Stop-Loss-Schwelle schützen, die monatlich angepasst wird.
„Im Unterschied zu CFDs handelt es sich bei SFDs um verbriefte Derivate mit ISIN und WKN“, erklärt Thomas Wagner von der DAB Bank, die als einer der ersten Discountbroker diese Produkte anbietet. Die Spreads würden immer exakt denen der Aktie entsprechen, außerdem gebe es keine versteckten Gebühren, verspricht Lang & Schwarz. Da das Geschäft bei der DAB laut Wagner „sehr erfolgreich gestartet ist“, hat das Düsseldorfer Emissionshaus offenbar in der Krise eine profitable Nische gefunden.
Auch Structured Solutions hat aus der Phrase „Die Krise als Chance begreifen“ Realität werden lassen. Das Unternehmen berechnet unter anderem die S-BOX-Indizes, die ursprünglich gemeinsam mit der Börse Stuttgart entwickelt worden waren. Seit Dezember vergangenen Jahres betreibt Structured Solutions das Indexgeschäft allein weiter.
„Extrem schnell, extrem flexibel, extrem günstig“ ist das Motto von Steffen Scheuble, dem Inhaber des Frankfurter Unternehmens. Etwa 150 Indizes bietet Structured Solutions derzeit an, bereits im laufenden Jahr dürfte die Marke von 200 überschritten werden, schätzt Scheuble, der derzeit viel außerhalb Europas unterwegs ist. Mit etlichen ausländischen Börsen, zum Beispiel in Karachi, Shenzhen und Dubai, existieren bereits Kooperationen, weitere sind in Vorbereitung. Mit nur sechs Mitarbeitern ist das 2007 gegründete Unternehmen damit hierzulande einer der bedeutendsten Indexanbieter, in einer Reihe mit der Deutschen Börse, S & P, FTSE und Dow Jones. Scheuble: „Nach neu aufgelegten Indizes, auf die es gleich handelbare Finanzprodukte gibt, dürften wir in Deutschland zu den führenden Anbietern zählen.“
Das zweite Geschäftsfeld ist die Strukturierung von Produkten wie Zertifikate und Fonds, wobei auch komplexere Konstruktionen wie maltesische Steuersparmodelle oder Luxemburger Compartments angeboten werden. Gegenwärtig lanciert Structured Solutions eine spannende Struktur: Öl wird physisch erworben und im Hafen von Rotterdam gelagert, um anschließend Optionsstrategien darauf anzubieten.
Doch zurück zum Indexgeschäft: Die Emittenten greifen gern auf das S-BOX-Angebot zurück, da sie aus Neutralitäts- und Transparenzgründen einen unabhängigen Indexanbieter bevorzugen. Außerdem müssen sie sich dann nicht selbst um die ständige Überwachung der Börsenbarometer kümmern. Aktiensplits, Dividendentermine, Kapitalerhöhungen, Übernahmen, Börsengänge – all das kann Einfluss auf die Zusammensetzung eines Index haben und wird vom Frankfurter Westend aus penibel kontrolliert.
Dass mittlerweile auch ETFs den S-BOX-Indizes folgen, wertet Scheuble als besonderen Erfolg. „Die Eintrittsbarrieren in diesem Markt sind schon höher als in der Zertifikatewelt“, sagt der früher bei X-markets beschäftigte Derivateexperte.
Auch der Eintritt in den nordamerikanischen Markt war ein gutes Stück Arbeit, letztlich aber ebenfalls von Erfolg gekrönt. Sechs ETFs auf chinesische S-BOX-Branchenindizes sind sogar ausschließlich in den USA handelbar. Dass es sich dabei um Produkte auf chinesische Branchenindizes handelt, zeigt, dass Structured Solutions mittlerweile auch international gut im Geschäft ist. Und das soll laut Scheuble so bleiben: „Es gibt noch viele unentdeckte und unbeachtete Märkte.“ Dank seiner Arbeit werden es aber immer weniger.

Die Devise des jungen, ebenfalls in Frankfurt ansässigen Unternehmens lautet: „Lassen Sie Profitrader für sich arbeiten.“ User können nicht nur Handelssignale von Toptradern kostenlos einsehen, sondern auch aktuell über den irischen CFD-Broker Ava FX ihre Orders automatisiert ausführen lassen. So traden sie quasi in Echtzeit mit dem Profi mit. Pro Handelssignal wird ein Euro fällig, der nur zu bezahlen ist, wenn der Trade im Gewinn endet. Dann wird der Euro brüderlich zwischen Ayondo und dem Profitrader geteilt. Sollte bei der Transaktion ein Verlust entstehen, gehen beide leer aus.
Damit nicht jeder Möchtegernprofi Signale aussenden kann, haben die beiden Geschäftsführer Julian Handte und Manuel Heyden einen mehrmonatigen Zertifizierungsprozess vorgeschaltet. Nur wer sein Können hinsichtlich Börsentalent und vor allem Risikomanagement bewiesen hat, darf Ein- und Ausstiegssignale für die Echtzeitausführung anbieten. Die besten Trader verdienen also nicht nur an der eigenen Handelsstrategie, sondern kassieren zusätzlich für ihre Tipps.
Gleichzeitig erhalten erfolgreiche Trader so erstmals eine Plattform, auf der sie sich der Öffentlichkeit präsentieren können. 19 Signalgeber sind bereits freigeschaltet, rund 50 weitere befinden sich im Zertifizierungsprozess. „Vielleicht ist ja der eine oder andere Hidden Champion dabei, für den Ayondo den Beginn einer Karriere als Hedgefondsmanager darstellt“, sagt Manuel Heyden, der die Software des CFD-Anbieters Marketindex mitentwickelte.
Julian Handte ist privat zum Trader geworden, da ihn schon immer die mangelnde Transparenz in der Anlageberatung der Banken gestört hat. Er kritisiert, dass dort nicht sichtbar werde, wie erfolgreich das Anlagemanagement tatsächlich ist. Bei Ayondo hingegen schneidet sich der Tippgeber ins eigene Fleisch, wenn die Anlagestrategie nicht aufgeht. „Das ist aus meiner Sicht fairer“, findet Handte. 3800 User verzeichnet die Plattform bereits, und jeder kann sich den Signalgeber aussuchen, der seinem persönlichen Anlagestil entspricht. Einige der zertifizierten Trader handeln mehrmals am Tag, andere verfolgen längerfristige Strategien.
Genau umgekehrt wie bei Ayondo läuft es bei gostx.de. Hier können sich talentierte Hobbybörsianer kostenlos zum Profi fortbilden. Nach einer zwei- bis dreiwöchigen Testphase mit virtuellem Geld dürfen die besten Anwärter dann auf Rechnung des Unternehmens von zu Hause aus am Aktienmarkt mitmischen.
Zunächst stellt GoSTX dafür 25.000 Euro Startkapital zur Verfügung, die im Erfolgsfall auf bis zu 100 000 erhöht werden können. Wenn dann Gewinne anfallen, erhalten die Trader – je nachdem, wie viel Profit sie der Firma einbringen –, 25 bis 40 Prozent Provision. Davon gehen noch die Transaktionsgebühren und zwischen 180 und 480 Euro pro Monat für die Nutzung der professionellen Handelssoftware ab – „aber nur im Erfolgsfall“, wie Firmengründer Göran Schleipen betont. „Wer einen Monat im Minus abschließt, bezahlt keinen Cent.“
Da Schleipen vor zwei Jahren nach Dubai ausgewandert ist und dort die GoSTX-Mutter TMG Trading FZR gründete, stößt das Angebot hierzulande auf einige Vorbehalte. Zu Unrecht allerdings, wie der Frankfurter Steuerberater Hans-Peter Wagner von der Kanzlei Sikorski & Partner unterstreicht. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht habe das Modell geprüft und gebilligt. Wer dennoch misstrauisch sei, solle bedenken, „dass sich das maximale Risiko darauf beschränkt, keine Provision aus Dubai zu erhalten“. Da kein Kapitaleinsatz gefordert werde, könne auch kein Geld verloren gehen.
Weiter zur Investor-Info
Investor-Info
S-BOX Alternative Energien Dynamisches Indexkonzept
Nachholpotenzial verspricht der S-BOX-Alternative-Energien-Index, auf den die Raiffeisen Centrobank mehrere Produkte bis hin zum Garantiezertifikat anbietet. Die Sektoren aus dem Bereich der regenerativen Energien, die besonders gut laufen, werden übergewichtet. In Zeiten ständiger Favoritenwechsel an der Börse funktioniert das allerdings nicht ohne Weiteres.
BNP Paribas Asian Plantation Palmöl ist wieder gefragt
Exklusiv für die französische BNP Paribas hat Structured Solutions den Asian-Plantation-Index entworfen. Das Barometer bildet die Kursentwicklung der bedeutendsten und liquidesten Aktien von Unternehmen ab, die ihr Geld mit dem Anbau von Palmöl verdienen. Da Palmöl sich stark verteuerte, zogen auch die Aktien zuletzt stark an.
X-Pert China Solar Neue Chance nach Rückschlag
Nachdem es im November und Dezember kein Halten gegeben hatte, mussten chinesische Solartitel zuletzt einen Dämpfer hinnehmen. Sobald sie wieder Fahrt aufnehmen, ist das X-Pert-Zertifikat der Deutschen Bank auf den China-Solarindex erste Wahl. Es enthält die größten Player des Solarmarkts im Reich der Mitte im Paket.
EM Rohstoff & Industriemetalle Viel Rendite, wenig Volatilität
Der Index für Rohstoffwerte aus Emerging Markets war von Structured Solutions noch für die Dresdner Bank konzipiert worden. Die Commerzbank, die heute als Emittent auftritt, hat das zugehörige Zertifikat durch die Übernahme quasi geerbt. Der Index stieg das ganze Jahr 2009 hindurch bei recht moderaten Kursschwankungen.
Voncert Natural Gas Strategy Mal Rohstoff, mal Aktien
Eine innovative Idee sind die Vontobel-Strategieindizes auf Gas und Öl, die Structured Solutions berechnet. In Contango-Situationen werden Aktien von Unternehmen aus der jeweiligen Branche gekauft, um Rollverluste zu vermeiden. Kippt die Terminmarktkurve in Backwardation, wird direkt in den Rohstoff investiert. Der Gasindex lief zuletzt besser als das Pendant auf Öl.
Ayondo.com Ein Euro für den Tipp vom Profi
Ayondo-User können Handelssignale von Profi-Tradern beobachten und über den CFD-Anbieter Ava FX auch gewinnbringend nutzen – für einen Euro, der nur im Erfolgsfall bezahlt werden muss. Die Hälfte kassiert der Signalgeber. Wer 100 Signalabonnenten gewinnt und zehn profitable Trades abliefert, verdient 500 Euro. Bislang konnten nur Devisen, Gold und Silber gehandelt werden. Ab Montag kommen Aktienindizes hinzu. Außerdem laufen Verhandlungen mit weiteren CFD-Brokern, deren Konten in Kürze für Ayondo-Signale geöffnet werden sollen.
GoSTX.de Mit null Euro Aktien handeln
Die Idee, Trader anzustellen und auf Provisionsbasis für sich arbeiten zu lassen, ist nicht neu, wohl aber das Rekrutierungsverfahren: Jeder Interessent kann einige Wochen lang übers Internet sein Talent unter Beweis stellen. Im Erfolgsfall wird mit echtem Geld weitergemacht, ohne dass Trader auch nur einen Euro aus der Privatschatulle riskieren müssen. Aber Vorsicht: Die wenigsten schaffen es. Nach Angaben von Firmenchef Göran Schleipen (38) haben sich erst zehn aktive Trader qualifiziert. 100 weitere befinden sich in der Testphase. Gehandelt werden rund 200 der liquidesten Aktien und ETFs auf Xetra.
Lang & Schwarz Die SFD-Palette wächst
Lang & Schwarz ist als einziger Vertreter des Quartetts keine Neugründung, sondern bereits seit 1996 am Markt. Doch das Düsseldorfer Wertpapierhandelshaus hat sich in der Krise neu erfunden und schaffte mit einem Gewinn von 72 Cent je Aktie in den ersten neun Monaten den Turnaround (Vorjahresperiode: 58 Cent Verlust). Das SFD-Geschäft dürfte dazu nur einen kleinen Teil beigetragen haben, denn noch ist diese Art von Derivaten ein Nischenprodukt. Doch die Palette wächst. Zunächst gab es SFDs nur auf Einzelaktien aus DAX und MDAX, neu kamen kürzlich Indizes, Öl, Euro/Dollar-Wechselkurs und Bund Future hinzu. Gehandelt werden können die neuen Hebelprodukte beispielsweise bei Brokerjet, bei der DAB Bank, bei der Onvista-Bank, S-Broker und Sino.
Structured Solutions Indizes für jede Lebenslage
Structured Solutions bietet maßgeschneiderte Indexkonzepte für exotische Märkte, Themen oder auch Strategien – eine arbeitsintensive Angelegenheit. Neue Indizes werden deshalb nur konstruiert, wenn klar ist, dass auch ein Produkt darauf aufgelegt wird. Wie alle Indexanbieter beschränkt sich das Frankfurter Unternehmen aufs Berechnen und mischt nicht selbst an den Aktienmärkten mit. „Deshalb müssen wir bei der Konzeption eines Index darauf achten, dass der Emittent die Einzelwerte auch handeln kann“, erklärt Firmenchef Steffen Scheuble (30). Nachdem es in der Krise etwas ruhiger war, wird mittlerweile wieder fast jede Woche ein neuer Index lanciert.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Lang Schwarz Wertpapierhandelsbank
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Lang Schwarz Wertpapierhandelsbank
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Bildquellen: Julian Mezger
Nachrichten zu Lang & Schwarz Wertpapierhandelsbank
Analysen zu Lang & Schwarz Wertpapierhandelsbank
Keine Analysen gefunden.