Euro am Sonntag-Interview

Superfund-Chef Halper: „Die Masse lernt nichts dazu“

26.04.10 06:00 Uhr

2009 war für viele Managed-Futures-Fonds ein grausames Jahr. Die Branche jedoch sagt gelassen: ein Ausnahmejahr. Christian Halper von dem Wiener Anbieter Superfund über die Chancen der Trendfolgemodelle.

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von Joachim Spiering, Euro am Sonntag

Sie galten lange Zeit als die Wunderinvestments an der Börse: Managed Futures. Egal, wie die Märkte liefen – die auf den computergestützten Handel mit Terminkontrakten basierenden Fonds und Zertifikate versprachen fast immer gute Renditen. 2008 beispielsweise, als die Notierungen vieler Aktien und Rohstoffe in die Knie gingen, legte der Barclays-CTA-Index, der die Entwicklung von Ma­naged-Futures-Produkten seit 1980 aufzeichnet, um 14,2 Prozent zu. In den vergangenen zehn Jahren ist der Index sogar um knapp 80 Prozent ­gestiegen. Zum Vergleich: Der DAX hat seitdem 15 Prozent verloren.

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Doch zuletzt bekam das Image der Andersdenker einige Kratzer. Während 2009 die Märkte brummten, erlebten die meisten Managed-Future-Fonds ein Horrorjahr. Zweistellige Verluste waren die Regel. Auch der Start ins Jahr 2010 war ­verhalten, erst seit März läuft es wieder besser. Dennoch stellt sich Anlegern die Frage: Ist das goldene Zeitalter der Managed Futures vorbei?

€uro am Sonntag sprach darüber mit Christian Halper vom Wiener Anbieter Superfund. Der 41-jährige Geschäftspartner von Firmengründer Christian Baha ist bei Superfund für das Handelssystem verantwortlich – und gilt als äußerst publicityscheu. Mit €uro am Sonntag führte Halper sein erstes Interview mit einem deutschen Medium.

€uro am Sonntag: Herr Halper, während die Aktienmärkte 2009 stark zulegten, war es für viele Managed-Futures-Fonds ein katastrophales Jahr. Auch der Start ins Jahr 2010 war enttäuschend. Funktionieren Trendfolgemodelle nicht mehr?
Christian Halper: Nein. 2009 war ein sehr ungewöhnliches Jahr mit ­extrem ungünstigen Voraussetzun­gen für Trendfolgemodelle. Deshalb waren die Renditen so enttäuschend. Inzwischen laufen unsere Fonds wieder sehr gut. Ich bin mir sicher, dass 2009 ein Ausnahmejahr bleiben wird und Managed-Futures-Fonds dauerhaft erfolgreich sein werden.

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Was macht Sie denn so zuversichtlich?
Wenn man vergleicht, wie viele Trendtage es in einem Jahr gibt, dann sieht man, dass 2009 das schwächste Jahr in den vergangenen 20 Jahren war. Hinzu kommt, dass sehr viele aus dem Jahr 2008 kommende Trends 2009 gedreht haben. Das ist für Trendfolgemodelle sehr schlecht. Auch die sinkenden Volatilitäten waren sehr ungünstig. Alles zusammengenommen, war 2009 also ein sehr schwieriges Jahr für Trendfolgemodelle. Das stellt sich inzwischen anders dar.

Sie gehen also davon aus, dass Ihre Fonds dieses Jahr positive Renditen erzielen?
Ja, die Voraussetzungen sind jedenfalls gut. So sind die Volatilitäten viel kleiner geworden. Die zuletzt hohen Schwankungsbreiten bedeuteten eine relativ hohe Ver­lustgefahr bei relativ geringen Gewinnchancen. Das ist inzwischen ­anders. Und statistisch gesehen, kommt es nicht vor, dass Trendfolgemodelle über Jahre hinweg nicht funktionieren. In den vergangenen 20 Jahren war es immer so, dass nach einem Verlustjahr immer ein positives Jahr kam.

Dennoch fällt auf, dass die Superfund-Fonds seit 2003/2004 keine Outperformance gegenüber dem DAX erzielt haben, obwohl es viele klare Trends gab.
Das ist immer eine Frage des Zeitraums, den man betrachtet. Jetzt, nach dem schwierigsten Jahr in der Managed-Futures-Industrie seit 20 Jahren, stimmt diese Feststellung. Vor einem Jahr hätte das genau andersherum ausgesehen. Langfristig gesehen, machen Managed Futures eine höhere Performance als Aktienindizes, haben aber zugleich eine geringere Schwankungsanfälligkeit. Und die Drawdowns, also Kurseinbrüche, sind deutlich geringer. Insgesamt ist also das Risiko viel geringer. Außerdem handeln wir natürlich nicht nur den DAX allein, insofern hinkt der Vergleich auch immer. Wir handeln ja auch Anleihen, Währun­gen, Rohstoffe und andere Vermögensklassen. Insgesamt investieren wir in 120 Märkte.

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Wie sieht die Aufteilung genau aus?
Aktienmärkte machen nur ein Achtel aller Märkte aus, die wir handeln. Die Hälfte sind Financial Futures, die andere Hälfte Rohstoffe. Bei den Financial Futures teilt sich das auf in Aktienindizes, Anleihen, kurzfristige Zinsen und Währungen. Unter den Rohstoffen sind die Energiemärkte die größte Gruppe, gefolgt von den Metallen und dann den ganzen Agrarrohstoffen.

Gibt es bei Superfund für die verschiedenen An­lageklassen unterschiedliche Handelsmodelle?
Nein. Wir handeln Kaffee nach dem gleichen Modell wie den DAX oder den japanischen Yen. Weil die langfristigen Trends in allen Märkten zu sehen sind.

Wie viele Trades gehen Sie am Tag ein?
Im Schnitt sind das zwei. Wir erhalten pro Tag im Schnitt ein Signal für einen mittelfristigen Trend und ein Signal für einen langfristigen Trend – verteilt auf alle 120 Märkte. Im Schnitt bleiben wir vier Monate pro Trade investiert.

Wie ist das ­Verhältnis zwischen erfolgreichen Trades und Verlust-Trades?
Die Zahl der Fehlsignale ist grundsätzlich immer höher als die Zahl der funktionierenden Kaufsignale. Wichtig ist, dass bei den funktionierenden Signalen mehr verdient wird, als bei den Fehlsignalen Verluste gemacht werden. Deshalb ist ein konsequentes Money-Management extrem wichtig. Das gilt übrigens für jede Geldanlage.

Trendfolge­modelle leben also nicht davon, dass sie mehrheitlich erfolgreich einen Trend erkennen?
Nein, absolut nicht. Das ist ein ganz wichtiger Faktor. Trendfolgemodelle positionieren sich dort, wo die Chance auf einen Trend sehr groß ist. Wenn er kommt, entsteht ein schöner großer Gewinn. Wenn er nicht kommt, müssen die Verluste begrenzt werden. Dadurch liegt die Gewinnwahrscheinlichkeit sogar unter 50 Prozent. Aber wenn ein Gewinn so viel größer ist als der durchschnittliche Verlust, geht sich das unter dem Strich trotzdem aus.

Wie werden die Verkaufskurse definiert?
Schon vor der Kauforder weiß das System, wo der Ausstiegskurs ist. Aufgrund dieser Distanz wird auch die Positionsgröße bestimmt. Im Trend selbst werden die Stoppkurse nachgezogen.

Was ist die Basishypothese Ihres Modells?
Die Basishypothese ist, dass es Trends auf allen großen Märkten gibt, weil die Psychologie der Masse dafür sorgt, dass sich Trends ausbilden. Auch wenn sich die Nachrichten und Fundamentaldaten permanent ändern, sind es doch Menschen, die diese Informationen interpretieren und ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen einfließen lassen. Und daraus entstehen wieder Trends.

Das heißt, dass der Mensch nichts dazulernt?
Als Masse nichts bis wenig. Ich glaube schon, dass die Menschheit dazulernt, aber bei der Masse ist das marginal. Die Masse macht keine großen Entwicklungssprünge. Schon Anfang des 17. Jahrhunderts gab es Trends bei der berühmten Tulpenblase, später gab es andere Blasen. Angst und Gier schaukeln sich seit Jahrhunderten immer wieder auf.

Passen Sie Ihr System permanent an sich verschiebende Korrelationen, Volatilitäten und andere Parameter an?
Nein. Das System selbst bleibt konstant. Aber bestimmte Dinge müssen natürlich ständig überprüft und gegebenenfalls geändert werden. Wenn beispielweise ein Markt nicht mehr liquide genug ist, handeln wir ihn nicht mehr. Oder es gibt neue regulatorische Vorschrif­ten, die man beachten muss.

Apropos Vorschriften. Ihre Server und die IT-Abteilung sind in Grenada, die Brokerfirma in Chicago. Das weckt Misstrauen. Warum machen Sie das Ganze nicht von Wien aus?
Wir sind einst in Wien gestartet. Da es aber in Österreich keine eindeutigen Regelungen für die Genussscheinkonstruktion der Quadriga AG gab, wurde uns vom ­Finanzministerium geraten, einen Standort außerhalb Österreichs zu suchen. Und natürlich geht man dann nicht freiwillig in ein Hochsteuerland.

Sie werden auch wegen Ihrer relativ hohen Manage­mentgebühren kritisiert. Wollen Sie daran etwas ändern?
Unsere Gebühren liegen zwischen 4,8 und sechs Prozent. Das ist zwar höher als bei den meisten Wettbewerbern, dennoch haben wir in den vergangenen 14 Jahren im Vergleich zur Konkurrenz ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Inklusive der Gebühren waren unsere Renditen häufig höher. Im Rahmen der geplanten Neuausrichtung der Superfund Investmentgruppe werden wir noch heuer die Kosteneinsparungen in Form einer 20-prozentigen Senkung der Managementgebühren bei allen den deutschen Zertifikaten zugrunde liegenden Basisfonds an unsere Kunden weitergeben.

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Managed Futures
Handel mit der Zukunft
Durch Terminkontrakte (Futures) werden Festpreise für eine zukünftige Lieferung festgelegt. Die ersten Futures gab es im Japan des 17. Jahrhunderts auf den Reispreis. Schnell wurden diese als Absicherungsinstrumente gegen Preisschwankungen gedachten Terminkontrakte zur Spekulation genutzt. Denn mit Futures kann man an steigenden und fallenden Märkten verdienen. Ein Beispiel: Der Ölpreis steht bei 60 Dollar pro Fass. Der Anleger kauft einen Future, der ihm die Lieferung von einem Fass in drei Monaten zum Preis von 65 Dollar zusichert. Steigt der Preis bis dahin auf 70 Dollar, macht der Anleger einen Gewinn von fünf Dollar. Er bekommt den vereinbarten Preis von 65 und kann sofort am Markt zu 70 Dollar verkaufen. Heute versteht man unter Managed Futures vor allem computergesteuerte Handelssysteme, die Trends folgen und in Futures von Aktien, Anleihen, Rohstoffen oder Währungen investieren.

Superfund
Gebühren werden gesenkt
Der österreichische Anbieter Superfund arbeitet mit selbst entwickelten, automatischen Handelssystemen und brachte 1996 seinen ersten Managed-Futures-Fonds auf den Markt. Seitdem hat der Superfund Q-AG um 632 Prozent zugelegt. Auch viele andere, schon länger auf dem Markt befindliche Produkte weisen eine extrem gute Performance auf. Schlechter sieht es dagegen bei den neueren Fonds und Zertifikaten aus. Die Tatsache, dass wichtige Unternehmensteile in Grenada sitzen und die Gebühren bislang relativ hoch waren, sorgte in der Branche immer wieder für Kritik. Hier will Superfund nun gegensteuern und die Qualität seiner Produkte weiter verbessern. So werden die jährlichen Management­gebühren um 20 Prozent auf 4,8 Prozent gesenkt. Voraus­sichtlich im Sommer werden zudem die Basisfonds der A-, B- und C-Zertifikate, die jeweils für verschiedene Risikoklassen stehen, auf tägliche Liquidität umgestellt. Und: Die bestehenden Handelssysteme, die bis dato ­ausschließlich auf einer mittel- bis langfristigen Trend­folgestrategie basierten, werden um neue, kurzfristige Handelsansätze erweitert.

Investments
Verschiedene Ansätze
Privatanleger haben zahlreiche Möglichkeiten, in Ma­naged Futures zu investieren. Eine der renommiertesten Adressen ist die britische Man Group. Diese hat im Juli 2009 ihren ersten Fonds für Privatanleger aufgelegt (ISIN: LU 042 437 000 4), der auf dem hauseigenen AHL-Handelssystem basiert. Seit Auflegung notiert der Fonds leicht im Minus. Anders als Man hat sich Superfund von Anfang an auf ­Privatanleger konzentriert. Inzwischen bieten die Wiener 16 Produkte an, von Geschlossenen und Offenen Fonds über Zertifikate bis hin zu Genussscheinen. Interessant erscheint hier unter anderem das Gold A Zertifikat (ISIN: FR 001 058 791 5). Dieses Produkt verbindet den klassischen Managed-Futures-Ansatz mit Goldinvestments. Zu den Klassikern gehört das Superfund-A-Zertifikat (ISIN: FR 001 053 274 7), das relativ risikoarm ausgerichtet ist. Seit Emission im Februar 2008 hat das Produkt leicht zugelegt, in den vergangenen beiden Monaten sogar sehr deutlich. Interessant für Anleger ist auch der HI Varengold CTA Hedge von Varengold. Dieser Dachhedgefonds (ISIN: DE 000 532 138 4) liefert den ­Zugang zu einer breiten Auswahl von Managed-Futures-Produkten. Die Performance ist top, in den vergangenen drei Jahren wurde der Fonds zum besten Dachhedgefonds in Deutschland gewählt. Doch Vorsicht: Billig sind all diese Produkte nicht. Neben Gebühren und zum Teil sehr hohen Spreads werden erfolgsabhängige Per­for­mancegebühren von 20 Prozent und mehr verlangt.