Fed-Entscheid im Fokus: US-Notenbank senkt Leitzins wie erwartet

Am gestrigen Mittwoch richteten sich die Blicke der Anleger gespannt auf die US-Notenbank Fed mit ihrer mit Spannung erwarteten Leitzinsentscheidung.
Am Mittwochabend hat die Federal Reserve über den Leitzins entschieden. Dieser spielt insbesondere für Banken eine relevante Rolle, da sie sich zu diesem Satz bei der Zentralbank Geld leihen können. Die US-Wirtschaft hatte zuletzt gemischte Signale geliefert: Die Inflation bleibt über dem Zielwert, während die Arbeitsmarktdaten robust bleiben.
Wie bereits im Vorfeld erwartet, hat die Fed die erste Leitzinssenkung in diesem Jahr vorgenommen. Dabei hat sie den Zinssatz um 0,25 Prozentpunkte herabgesetzt. Seit Dezember 2024 hatte der Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent verharrt, nun liegt er zwischen 4,00 Prozent und 4,25 Prozent.
Im Mittelpunkt standen darüber hinaus aber auch die Aussagen zur Geschwindigkeit künftiger Lockerungen. Die Fed nutzt ihre Geldpolitik, um das doppelte Mandat zu erfüllen: Preisstabilität sichern und maximale Beschäftigung fördern.
Noch zwei Zinssenkungen 2025 möglich
Bis zum Jahresende stellte die Fed weitere Zinssenkungen in Aussicht - bis zu zwei Zinsschritte nach unten seien möglich. Es ist davon auszugehen, dass auf jede der noch verbleibenden zwei Sitzungen der Leitzins um 25 Basispunkte reduziert wird", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. 2026 könnte nach Fed-Angaben dann noch eine weitere Senkung erfolgen.
Entscheidung keine Überraschung
Viele Analysten hatten sich bereits auf eine Zinssenkung durch die US-Notenbank eingestellt, nachdem der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten deutlich geschwächelt hatte. US-Präsident Donald Trump hatte zudem vehement einen niedrigeren Zins verlangt - dies dürfte aber bei der jetzigen Entscheidung nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben.
Mit der Zinssenkung versucht der Zentralbankrat der Fed eine Kompromisslösung für die erhöhten Risiken auf dem Arbeitsmarkt bei zugleich steigender Inflation zu finden. Niedrigere Zinsen machen Kredite für Firmen und Verbraucher tendenziell billiger. Mehr Geld im Umlauf kann wiederum die Wirtschaft ankurbeln und dadurch Arbeitsplätze schaffen.
Eine Zinssenkung verringert zugleich die Attraktivität des US-Dollars - der Euro wird dadurch aufgewertet. Europäische Touristen dürften bei einer Reise in die USA also profitieren. Bereits vor dem eigentlichen Zinsentscheid war die Gemeinschaftswährung der Europäischen Union auf um die 1,18 US-Dollar gestiegen. Wer also üblicherweise in Euro zahlt, bekommt beim Umtausch in Dollar zurzeit mehr für sein Geld.
Schwache Entwicklung auf Arbeitsmarkt ein Grund für Senkung
Die Arbeitsmarktzahlen in den Vereinigten Staaten waren zuletzt hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zudem wurde das Beschäftigungswachstum in den zwölf Monaten bis März 2025 um insgesamt 911.000 Jobs nach unten korrigiert - eine ungewöhnlich große Revision.
Das bedeutet, es wurden deutlich weniger Stellen in den USA geschaffen als erwartet, und ist ein Zeichen dafür, dass die Wirtschaft nicht so schnell wächst wie gedacht. Kfw-Volkswirt Dirk Schumacher kommentierte, die Neubeschäftigung habe sich derart verlangsamt, dass Inflationsrisiken im Zusammenhang mit den US-Zöllen in den Hintergrund getreten seien.
Powell zufolge haben derzeit vor allem jüngere Erwachsene und Minderheiten Probleme bei der Suche nach Arbeit. "Die Gesamtquote, einen Job zu finden, ist äußerst niedrig." Zugleich gebe es weniger Entlassungen, sagte er. Mit Blick auf das verlangsamte Beschäftigungswachstum sah der Fed-Chef eine Verbindung zu "Veränderungen in der Immigration", die zu weniger Einwanderung geführt habe.
Nur ein Abweichler bei der Abstimmung
Von den zwölf stimmberechtigten Mitgliedern votierten elf für eine Senkung um einen Zinsschritt, also 0,25 Prozentpunkte. Nur der Trump-Vertraute Stephen Miran, der erst zu Beginn der Woche als Übergangslösung im Fed-Vorstand bestätigt wurde, hatte sich für eine größere Senkung ausgesprochen - ganz nach Trumps Wunsch. Powell sagte über den Neuzugang lediglich: "Wir sind fest entschlossen, unsere Unabhängigkeit zu bewahren."
Skeptiker wie die demokratische Senatorin Elizabeth Warren bezweifeln Mirans Unabhängigkeit und werfen ihm vor, "Trumps Marionette" zu sein: "Niemand - weder die amerikanische Öffentlichkeit noch Investoren hierzulande, noch die weltweiten Finanzmärkte - werden ihm als unabhängiger Stimme vertrauen", sagte sie. Miran versprach dagegen, die Unabhängigkeit der Notenbank "bewahren" zu wollen.
Trumps Druck wohl eher zweitrangig für Zinsentscheidung
Zwar dürfte der vehemente Druck aus dem Weißen Haus Experten zufolge beim jetzigen Entscheid eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Dennoch bleibt die Frage, wie unabhängig die Fed künftig agieren wird, solange Trump Präsident ist.
>Der Republikaner hatte immer wieder auf Zinssenkungen gepocht - vergeblich, weswegen er Fed-Chef Powell mehrfach als "Dummkopf" beschimpfte. Der Präsident will mit einem niedrigeren Zins die Wirtschaft ankurbeln und Amerikanern den Immobilienkauf zu erleichtern. Auch würde sich die Zinslast auf die Staatsschulden verringern. Der Zentralbankrat hingegen wollte angesichts der gestiegenen Inflation vorsichtig agieren.
Wie geht es zwischen dem US-Präsidenten und der Fed weiter?
Trump versucht verstärkt, über Personaldebatten den geldpolitischen Kurs der Fed zu beeinflussen. Zuletzt brachte er die Entlassung der Fed-Gouverneurin Lisa Cook auf den Weg und begründete dies mit angeblichen Unregelmäßigkeiten bei privaten Immobilienkrediten. Die Vorständin wehrt sich juristisch dagegen - mit Erfolg: Vor einem US-Berufungsgericht kassierte der Präsident zuletzt eine Niederlage.
Redaktion finanzen.net mit Material von dpa (AFX)
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